Frage an Sven Giegold von Jens T. bezüglich Finanzen
Hallo Herr Giegold,
ich habe Sie in einer Reportage gesehen zum Thema Staatsschulden. System außer Kontrolle.
Ich fand die Reportage sehr spannend und die Ursachen der Probleme sehr gut dargestellt, leider waren dann die Schlussfolgerungen meiner Meinung nach nicht dir richtigen. Daher einige Fragen an Sie.
Wie funktioniert die Geldschöpfung in Deutschland? Ist es wirklich wahr, dass Banken Geld aus dem "Nichts" schaffen? Halten Sie es für richtig das die Geldschöpfung heute in privater Hand liegt? Sind das nicht die Ursachen dafür, dass die Wirtschaft heute die Politiker vor sich her treiben und nicht die Politik die Rahmenbedingungen für das Wirtschaften festlegt? Ist nicht der Zinseszinseffekt mitverantwortlich dafür, dass wir in einem Wirtschaftssystem agieren in der Wachstum dass Nonplusultra ist?
Sollten wir und Sie als grüner Politiker nicht an einer "Post-Wachstums-Gesellschaft" interessert sein?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir darauf antworten würden.
Schönen Gruß
J. T.
Hallo Jens Tippkötter,
ich bin sehr an einer "Post-Wachstums-Gesellschaft" interessiert. Angesichts der globalen Gerechtigkeitskrise, der Wirtschafts- sowie der Klimakrise brauchen wir neue Antworten. Auch deshalb haben wir GRÜNEN ein Konzept unter dem Namen "GREEN NEW DEAL" vorgelegt, was gegen diese Krisen getan werden kann und wie man vernünftig mit Geld und den Finanzmärkten umgeht. Meine Kollegen Gerhard Schick und Dieter Janecek haben in einem Papier noch mehr zur Postwachstumsökonomie aufgeschrieben. Sie finden dieses interessante Papier hier: http://blog.postwachstum.de/aufbruch-in-die-gruene-oekonomie-thesen-fuer-zukunftsfaehiges-wirtschaften-20141020
Auf dem erst kürzlich stattgefundenen Wirtschaftskongress der Grünen hat sich eine Arbeitsgemeinschaft gefunden, die diesen Fragen weiter nachgehen will. Gerne nehme ich Sie auf unseren Verteiler, wenn Sie mir dafür Ihre Email schicken möchten.
Es ist richtig, dass die Banken einen großen Teil der Geldschöpfung übernehmen. Es gibt auch verschiedene Ideen, wie man ein alternatives System aufziehen könnte. Mir scheinen diese jedoch auch mit Nachteilen behaftet, z.B. wie wird sichergestellt, dass die Wirtschaft noch genauso gut mit Krediten versorgt wird, ohne dass es eine staatliche Kreditlenkung gibt. Was passiert, wenn der Staat (hier die Zentralbank) sich irrt, wie viel Geld benötigt wird? Kann die Zentralisierung der Geldschöpfung nicht neue Probleme erzeugen? Ich bin daher dafür, im bestehenden System die notwenigen - harten! - Reformen anzugehen. Parallel dazu soll man ruhig weiter Pläne für die monetäre Revolution schmieden. Die wissenschaftliche Diskussion darum muss weitergehen.
Zu grundlegenden Alternativen der Geldschöpfung habe ich Thomas Fricke um eine Studie gebeten und dann hier veröffentlicht: http://www.sven-giegold.de/2014/kurzstudie-hochzeit-fuer-geldverbesserer/
Mit vielen Grüßen
Sven Giegold