Frage an Sven Giegold von Daniel K. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Giegold,
die Entwürfe des Europäischen Parlaments zur Einführung der Europäischen Privatgesellschaft (EPG) haben mir sehr gut gefallen. Auch Presse und Wirtschaftsverbände haben die Vorlagen ja sehr positiv aufgenommen: unkompliziert, flexibel zu gestalten, einfach einzurichten und auch zu erweitern. Kurzüberblick hier: ec.europa.eu
Umso enttäuschter war ich, zu lesen, was die EU-Kommission später daraus gemacht hat. Nicht nur, aber vor allem die später eingearbeitete Forderung eines "grenzüberschreitenden Bezugs" sehe ich sehr skeptisch. Damit ist kurzfristig doch noch ein Konkurrenzmodell zur GmbH ausgeschlossen worden.
Ich habe Erfahrungen mit deutschen GmbH-Gründungen gesammelt und habe die damit verbundene Bürokratie, die Starrheit und die Kosten der Gesellschaftsform nie verstanden. Für schnelle, z.B. projektbezogene Gründungen ist diese Gesellschaftsform nicht geeignet. Auch mit der halbherzig nachgelegten "Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)" ist eine wesentliche Vereinfachung nicht gelungen.
Nach einem tollen Start schwinden nun auch bei der EPG die Chancen. Haben sich nachträglich doch noch Lobby- und "Fürsten"-Verbände durchgesetzt, um die Interessen von Anwälten, Notaren und nationalen Institutionen zu schützen? Vgl. dazu die "eimerweise" vorgetragene Kritik des Dt. Bundesrats in www.anwalt.de
Die oft zum Ausdruck gebrachte Sorge um national verankerte Arbeitnehmerrechte klingt berechtigt, aber in diesem Zusammenhang m.E. vorgeschoben.
Wie stehen die Chancen, dass z.B. der "grenzüberschreitenden Bezug" als Anforderung wieder entfernt wird?
Vielen Dank!!