Die Gruenen wollen Versicherungsmakler*innen auf Provision zu Honorarberater*innen machen. Was aber ist mit Baufinanzierungen? Soll auch hier ein Honorarsystem eingeführt werden?
Sehr geehrter Herr von S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht!
Erstmal grundsätzlich zu unserem Vorhaben, die Provisionsberatung schrittweise durch eine unabhängige Honorarberatung zu ersetzen: Wir wollen Interessenkonflikte durch provisionsbasierte Beratung verhindern. Eine durch Provision motivierte Vermittlung bevorzugt Produkte mit lukrativen Provisionen. Obwohl dadurch eine qualitativ hochwertige Beratung nicht ausgeschlossen ist, besteht insgesamt die Gefahr von Fehlberatungen an den individuellen Bedürfnissen der Kund*innen vorbei.
Wir wollen daher die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, um einen sukzessiven Übergang von der Provisionsberatung zur unabhängigen Honorarberatung zu vollziehen. Die Wettbewerbsnachteile für unabhängige Berater*innen müssen wir dafür sofort abbauen. Hierzu gehören z.B. das verpflichtende Angebot von Netto-Tarifen oder die volle Transparenz bei Provisionen und Zuwendungen. Zudem streben wir langfristig einen Rahmenplan für den kompletten Umstieg auf die unabhängige Honorarberatung bis 2030 an, der Planungssicherheit für die Branche schafft.
Ein eigenständiges und wettbewerbsfähiges Berufsbild des unabhängigen Honorarberaters mitsamt eigener Honorarordnung wird aus unserer Sicht sowohl dem Verbraucherschutz nutzen, als auch eine nachhaltige Beschäftigungsperspektive für den Finanz- und Versicherungsvertrieb bieten.
Zu Ihrer Frage, ob wir auch im Bereich von Baufinanzierungen ein Honorarsystem planen: Die Honorarberatung wollen wir in erster Linie im Bereich Versicherungen und Finanzanlageprodukten einführen. Inwiefern es auch im Bereich von Baufinanzierungen Bedarf für ein Honorarsystem gibt, werden wir prüfen. Klar ist, dass es auch bei Baufinanzierungen Interessenkonflikte und Fehlberatungen gibt, für die es eine Lösung braucht.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Beratung einen Nutzen hat und auch etwas kosten darf, insbesondere bei kostspieligen Investitionen. Deswegen wollen wir mit dem Übergang von der Provisions- zur Honorarberatung gleichzeitig auch das Bewusstsein der Menschen stärken, dass gute Beratung Geld kostet und sich am Ende auszahlt.
Mit freundlichen Grüßen
Sven-Christian Kindler