Frage an Susanne Stocks von Joachim B. bezüglich Bildung und Erziehung
Meine Fragen, Frau Stocks, lauten:
Sind Sie mit Frau Löhrmann in schulpolitschen Angelegenheiten einig?
Wünschen auch Sie die Abschaffung des gegliederten Schulsystems und langes gemeinsames Lernen aller in einer Gemeinschaftsschule?
Werden Sie deshalb anstreben, den Privatschulen entweder auf gesetzlichem Wege die Fortexistenz unmöglich zu machen oder ihnen gar Schülerscharen zuzutreiben?
Wie soll es zu einer Schulstruktur/Schulform kommen (können), die sicherstellt, dass alle, aber auch alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen eines Jahrgangs gemeinsam lernen? Oder ist das gar nicht gewollt?
Ist Frau Löhrmann insgeheim eine Lobbyistin der Privatschulen?
Sehr geehrter Herr Bank,
Wir sind der Auffassung, dass Schulen in freier Trägerschaft ein wichtiger Bestandteil der Bildungslandschaft sind. Das ist für die Grünen in ein Gesamtverständnis eingebunden, das wir auch in unserem Wahlprogramm dargelegt haben:
Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht und muss deshalb auch staatlich verantwortet werden. "Schulen in freier Trägerschaft sind Bestandteil des öffentlich verantworteten Schulwesens. Sie können Impulsgeber für Schulentwicklung sein und müssen ihren Beitrag zu Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Inklusion leisten. Die öffentliche Finanzierung orientiert sich am Einhalten des Sonderungs- und Diskriminierungsverbots. Es darf keine sozialen, kulturellen oder religiös motivierten Ausschlussgründe von den Bildungsangeboten geben. Wir fördern die Vielfalt von Schulen, die Bildung ganzheitlich begreifen und dazu beitragen, das Schulsystem sozial gerechter, inklusiver und damit leistungsstärker zu machen."
Private Schulen, die mit der Absicht der Renditeerzielung gegründet werden, gehören nicht in dieses Verständnis.
Ein integratives Schulsystem wird zwar mit klaren landespolitischen Zielen und Vorgaben entwickelt und gesteuert, aber es kann nur von unten wachsen, denn wir müssen alle Beteiligten einbinden. Deshalb gestalten wir Grünen einen Prozess, der bei den Kommunen ansetzt. Wir werden die bestehenden zentral vorgegebenen Schranken der Schulformen öffnen, damit sich das verkrustete Schulsystem in NRW mit dem demografischen Wandel, dem Schulwahlverhalten der Eltern und der zunehmenden kommunalpolitischen Bedeutung von Schulen am Ort zu einem System mit längerem gemeinsamem Lernen verändert Unser Ziel ist ein Schulsystem, das nicht aussondert. Wir wollen Gemeinschaftsschulmodelle ermöglichen. Wir wollen jedes Jahr mindestens zehn Prozent der Schulen dafür gewinnen, sich auf den Weg zur Schule der Zukunft zu machen. Den Prozess hin zu einem integrativen Schulsystem wollen wir aktiv unterstützen und mit Anreizen versehen.
In den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens entwickelt sich das Schulsystem längst weiter: Viele wollen die Bildungsgänge zusammenführen, durchlässige Verbundschulen oder Gemeinschaftsschulen gründen. Für die Kommunen ist es ein handfester Standortfaktor, ob Schülerinnen und Schüler vor Ort alle Bildungsabschlüsse erreichen können. Wir wollen den Kommunen die Möglichkeit geben, in Absprache mit den örtlichen Schulen selbst darüber zu entscheiden, alle weiterführenden Bildungsgänge organisatorisch und pädagogisch zusammenzuführen. Nur so bleibt in NRW die Schule im Dorf, nur so ist gewährleistet, dass vor Ort ein vollständiges, wohnortnahes Schulangebot mit allen Bildungsabschlüssen erhalten bleibt. Wer das Gymnasium von Verbünden ausschließt, behindert gymnasiale Bildung gerade im ländlichen Raum, verhindert die erforderliche qualitative Schulentwicklung und raubt den Kommunen einen Standortfaktor.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Stocks