Frage an Stephan Hestermann von Karin M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Hestermann,
warum nennen Sie sich Piratenpartei? Piraten stehen doch auch heutzutage nicht im besten Ruf - man denke an die vor Somalia.
Wie kann man eine Partei wählen bzw. sich mit ihr identifizieren, wenn sie solch einen negativen Namen hat?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Sehr geehrte Frau Morgner,
vielen Dank für Ihre Frage, die sich wahrscheinlich schon die meisten kopfschüttelnd gestellt haben, die zum ersten Mal etwas von der Piratenpartei gehört haben.
Als Piratenparteien bezeichnen sich in verschiedenen Ländern gegründete Parteien, die einen freien Wissensaustausch anstreben und eine Reformierung des Urheber- und Patentrechts, besseren Datenschutz, mehr Informationsfreiheit, mehr direkte Demokratie, freie Bildung und verwandte Themen verfolgen.
Wir vertreten die Ansicht, daß Informationsfreiheit und freier Wissensaustausch einen sehr hohen Stellenwert haben und Information, da immateriell, keinen Besitz oder Eigentum darstellen kann. Besonders der Kampf um solch eine Reformierung des Urheber- und Patentrechts, verknüpft mit der Installation von Serverarchitekturen zum schnellen und schwer zu unterbindenden Datenaustausch brachte uns von der Rechteverwertungsindustrie den Vorwurf der Piraterie - gemeint war Produktpiraterie - ein.
Wenn man in dieser Form diffamiert wird, gibt es nur zwei Wege: Entweder fängt man an zu jammern und klagen, dieses vielleicht auch noch vor’m Kadi, oder man stellt sich dem Anwurf offensiv, indem man sich selbst so nennt und dadurch die Diffamierung konterkariert.
Das haben unsere Schwedischen Freunde am 01.01.2006 mit der Gründung der ersten Piratenpartei getan, und seither verbreitet sich diese Idee weltweit. Mit Verbrechern haben wir nichts gemein, aber die Verwegenheit, die man Piraten gemeinhin nachsagt, wollen wir uns schon zu eigen machen. Und so endet fast jede Rede eines PIRATEN mit: „…und ich bin stolz, PIRAT zu sein!“, und unser Kampfruf lautet: „Klarmachen zum Ändern!“
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Hestermann
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