Frage an Stephan Brandner von Sascha M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Brandner,
Seit fast einem Jahr hat meine Tochter keine Schule mehr. Lustlose Arbeitszettel, eine nur manchmal funktionierende Schulcloud oder hakende Videokonferenzen kann man nicht als Schule bezeichnen. Hat mein Kind nicht ein Recht auf Bildung? Wie soll das jetzt weitergehen? Wie soll der Stoff jemals nachgeholt werden? Was kann ich als Elternteil machen? Wir arbeiten beide und können einen guten Lehrer nicht ersetzen.
Sehr geehrter Herr Müller,
danke für Ihr Schreiben. Nach dem Beschluss der sogenannten "Notbremse" gestern (man beachte, dass wir eigentlich noch immer im 'Wellenbrecherlockdown' verharren, der zwei Wochen andauern sollte, um ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen), ist es beschlossene Sache, dass die Schulen in vielen Regionen, die derzeit sehr erfolgreich Präsenzunterricht anbieten, wieder geschlossen werden. Aus meiner Sicht sind die Schäden für die Kinder in psychischer Hinsicht aber auch, was die Bildung angeht, enorm. Zwar reden Politiker der CDU/CSU davon, dass Nachholkurse in den Sommerferien etc. angeboten werden sollen, aber einen Unterrichtsausfall von fast einem Jahr kann man so nicht kompensieren. Ich bin selbst in großer Sorge, was die Zukunft der nachfolgenden Generation angeht, kann Ihnen aber auch keinen Lösungsweg präsentieren. Aus meiner Sicht ist es nicht möglich, Präsenzunterricht zu ersetzen, auch nicht durch guten Digitalunterricht. Ich kann Ihnen nur raten, sich entschieden, auch gegenüber dem Kultusministerium Ihres Landes für Präsenzunterricht einzusetzen. Zu überlegen wäre auch, eine Verfassungsbeschwerde anzustreben.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Brandner