Stefan Welte Portrait
Stefan Welte
Einzelbewerbung
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Stefan Welte zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ute M. •

Frage an Stefan Welte von Ute M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Stefan, wie sieht eine Lösung der Asylbewerber aus? Viele Jugendliche, hier Eritreer, wollen eine Ausbildung machen. Die Ausbildungsbetriebe haben wir z.T. schon gefunden, aber es scheitert letztlich an den Anforderungen der Berufsschulen. Es ist für einen Jugendlichen aus z.B. Eritrea kaum möglich in der Regelausbildungszeit von 3 Jahren die Ausbildung zu machen. Was könnte hier eine Lösung sein?
Weiter wurmt es mich unheimlich, dass Flüchtlinge abgeschoben werden, obwohl z.T. bestens integriert. Andererseits wurde neulich erst ein Gambier aus DS zu 3 Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich schon ziemlich viel abscheuliches geleistet hat. Alkohol- und drogenabhängig. Warum wird der eine hier inhaftiert und der andere abgeschoben. Einzelfallprüfung? Wohl eher nicht.
Für die Wahl wünsch ich dir alles Gute.
VG
Ute

Stefan Welte Portrait
Antwort von
Einzelbewerbung

Liebe Ute,

> Stefan,
> Viele Jugendliche, hier Eritreer, wollen eine Ausbildung machen. Die Ausbildungsbetriebe haben wir z.T. schon gefunden, aber es scheitert letztlich an den Anforderungen der Berufsschulen. Es ist für einen Jugendlichen aus z.B. Eritrea kaum möglich in der Regelausbildungszeit von 3 Jahren die Ausbildung zu machen. Was könnte hier eine Lösung sein?

Meine Idee ...
"Kombination aus Schule (Berufskolleg) zwecks Sprachförderung etc. mit praktischer Ausbildung im Betrieb z.B. als ein separates, der Ausbildung vorangehendes Jahr. Z.B. vormittags Schule, nachmittags Betrieb, mit staatlicher Subvention* und einem kleinen Ausbildungsgehalt für den Jugendlichen. Wird dieses mit gutem Ergebnis abgeschlossen, könnte die nachfolgende reguläre Ausbildungszeit ggf. verkürzt werden; analog zur Ausbildungsverkürzung bei vorhandenem technischen Fachabitur oder vorhandenem Abschluß in verwandtem Beruf."
... habe ich zusammen mit deiner obigen Frage Lehrkräften meines persönlichen Umfeldes unterbreitet und um deren Sichtweise und Abhilfeideen gebeten. Bei Bedarf stelle ich den Kontakt zwischen euch her. *: aus einem EU-Topf oder/und eine Extraabgabe der exportierenden Waffenhersteller

Lehrkraft 1:
"Ein Jahr Vollzeit vor der Berufsausbildung insb. zur Sprachförderung gibt es schon. Das nennt sich VABO bzw. VABR. Hier würde es für manchen evtl. Sinn machen, noch ein drittes Jahr möglich zu machen. Um Englisch zu lernen sind ja auch min. 6 Schuljahre vorgesehen. Wenn die Sprachkenntnisse aber einigermaßen ausreichend sind, fände ich es am besten, gezielt in der Berufsschule anzusetzen. Denn dort weiß man am besten, wo es hakt und wo Unterstützung erforderlich ist. Außerdem müsste dann der Betrieb nicht ein Jahr auf den Azubi warten und der Azubi hätte nicht das Risiko, dass sein Ausbildungsplatz dann anderweitig vergeben ist. In den meisten Berufen sind 1,5 Tage pro Woche Berufsschule, ca. 11 Stunden. Schon mit 2 zusätzlichen Stunden Sprachförderung könnte man einiges erreichen. Flüchtlinge könnten aus meiner Sicht auch 2 volle Berufsschultage haben, wie es sie in manchen Berufen ohnehin schon gibt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Ausbildung auf 4 Jahre zu verlängern. Das kann jeder Arbeitgeber einfach bestimmen. Z.B. könnte das erste Lehrjahr wiederholt werden."

Lehrkraft 2:
"Da kann ich Dir nicht viel helfen, da ich mich nie mit Fragen der Berufsausbildung im fraglichen Bereich beschäftigt habe. Aber soweit ich etwas dazu sagen kann, würde ich die Ausbildung für Asylbewerber möglichst stark individualisieren. Z.B. dürften deutsche oder ggf. englische Sprachkenntnisse sehr hilfreich sein. Ebenso sollte man versuchen, die Vorkenntnisse/vorhergehende Ausbildungen angemessen zu berücksichtigen. Und zwar nicht nur durch Anerkennung von "Zeugnissen" oder "Bescheinigungen", sondern aufgrund praktischer Überprüfung der Kenntnisse/Fähigkeiten. Wird natürlich ein immenser Aufwand, aber hätte den Vorteil, dass gute "Praktiker" nicht benachteiligt würden und eine gewisse Absicherung gegenüber Fälschungen (mit denen man rechnen muss) möglich wäre."

Lehrkraft 3:
"Ich finde deinen Vorschlag gut.
Vor allem finde ich die Sprachförderung wichtig. Ich vermute, dass die Anforderungen der Berufsschule
aufgrund der Sprachdefizite bzw. der fehlenden Grundlagen über den Bundes- und Rechtsstaat Deutschland nicht
erfüllt werden können. So zumindest auch meine Erfahrung in der Schule.
Vielleicht solltest du bei deiner Antwort noch ergänzen, wo das Geld für die Subventionen herkommen soll.
Allerdings muss ich auch hinzufügen, dass ich mich mit der Thematik nicht ausführlich beschäftigt habe und
vor allem die Situation auf dem Ausbildungsmarkt so gut wie gar nicht kenne."

> Weiter > wurmt es mich unheimlich, dass Flüchtlinge abgeschoben werden, obwohl z.T. bestens integriert. Andererseits wurde neulich erst ein Gambier aus DS zu 3 Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich schon ziemlich viel abscheuliches geleistet hat. Alkohol- und drogenabhängig. Warum wird der eine hier inhaftiert und der andere abgeschoben. Einzelfallprüfung? Wohl eher nicht.

Oje, schwierig. Keine Ahnung, ob hier der Rechtsstaat korrekt handelt. Wenn jemand straffällig bzw. verurteilt wurde, ist Gefängnis der Abschiebung vorzuziehen (Rückkehrverhinderung, Rechtstaatlichkeit). Die Abschiebung von integrierten Flüchtlingen ist moralisch nicht nachvollziehbar, verwaltungsrechtlich ist das vermutlich korrekt, von mir unsympathischen Parteien (CDU/CSU, Grüne, FDP und SPD) im Gesetz verankert bzw. nicht korrigiert. Zur Befriedung der Lage sollte eine Volksabstimmung herbeigeführt werden, in einem Klima, wo nicht hilfsbedürftige Deutsche gegen hilfsbedürftige Ausländer durch Hetzer und Medien gegeneinander ausgespielt werden. Das nötige Klima würde ein bedingungsloses Grundeinkommen schaffen.

Danke für deine Fragen und Gruss,
Stefan