Frage an Stefan Rebmann von Dr. Bruno K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Rebmann,
vielen Dank für Ihre Antworten. Meine Frage zum Zukunftstag haben Sie jedoch noch nicht beantwortet und ich möchte Sie deshalb etwas präzisiert nochmals wiederholen. Ich fragte nach der gleichen Teilhabe von Jungen, so wie es das Bildung Forum IHRER Bildungsministerin gefordert hat. Sie legten mir darauf die Situation der Mädchen dar, die ich nicht bestreite, wie ich allgemein die Maßnahmen für die Mädchen für gut halte. Sie liefern hier ein gutes Beispiel für die Einseitigkeit deutscher Gleichstellungspolitik. Die Gleichstellungspolitik meint mit der „Frauenfrage“ bzw. „Mädchenfrage“ das Thema abschließend behandelt zu haben.
Wie kann die SPD mit „sozialer Gerechtigkeit“ werben, von Gender Mainstreaming reden und wie können Sie behaupten, „Keiner und Keine wird zurückgelassen, keiner und Keine wird beschämt, Keiner und Keine wird ausgegrenzt oder benachteiligt“, wenn seit 7 Jahren SPD-Regierung mit einer SPD-Bildungsministerin und einer SPD-Jugendministerin Jungen aus bildungs- und jugendpolitischen Maßnahmen gezielt ausgegrenzt werden?
Die männliche Jugendarbeitslosenquote ist um 40% höher als die weibliche, der Jungenanteil an Gymnasien beträgt unter 40%, die Schulabbrecherquote der Jungen beträgt ca.70%. Jungen haben genauso ein eingeschränktes Berufswahlspektrum wie Mädchen. Die Jungen müssen jedoch auf Privatinitiativen hoffen, weil Ihre Bildungsministerin sie im Stich lässt.
Ein Blick auf die Homepage des Bildungsministeriums zeigt, dass geschlechterspezifische Maßnahmen ausschließlich für Frauen und Mädchen existieren. Im Migrantenbericht 2004 hat IHRE Jugendministerin die männlichen Migrantenjugendlichen gleich komplett unter den Tisch gekehrt. Und die eklatanten Lesekompetenzdefizite der Jungen (nach Gender Mainstreaming wäre die Bildungspolitik verpflichtet, deren Ursachen zu erforschen und die Differenz abzubauen!!) interessiert in der Politik offenbar niemand. Ich finde es richtig, dass man das Bildungspotential der Mädchen besser nutzt. Aber tatenlos daneben zu stehen, wie das Bildungsniveau der Jungen vor die Hunde geht, ist falsch. Die Jungenkrise ist insofern eine selbstgemachte Krise. Diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen.
Es geht schon lange nicht mehr nur um die Unglaubwürdigkeit der Jugend- und Bildungspolitik im Zeichen eines Gender Mainstreaming, der nicht nur, aber vor allem in IHRER Partei auf dem Jungenauge blind ist. Es geht um die längst fällige Weichenstellung für die Zukunftsfähigkeit von Jungen. Wie wollen Sie das mit Ihrer jungenausgrenzenden Bildungs- und Jugendpolitik erreichen?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bruno Köhler
Sehr geehrter Herr Dr. Köhler,
ich will weder Jungen Ausgrenzen noch irgendwelche Probleme schönreden/schreiben.
Ich stehe zu meiner Aussage dass es ZIEL sein muss " Keiner und Keine wird zurückgelassen,....." Aus meiner ersten Antwort zu schließen ich hätte behauptet das dies bereits schon der Fall sei, halte ich für etwas voreilig.
Ich plädiere dafür weder auf dem Mädchen-Auge noch auf dem Jungen- Auge blind zu sein. Wo immer Benachteiligung stattfindet, aus welchen Gründen auch immer, muss die Politik auf Abhilfe drängen und Menschen die sich engagieren Unterstützen.
Das Antidiskiminierungsgesetz ist hier ein gutes Beisspiel. Kaum hat UNSERE Bundesregierung das ADG beschlossen nund auf den Weg gebracht - übrigens werden im ADG bestehende Gesetze zusammengefasst, präzisiert und sehr positive EU-Richtlinien umgesetzt- hagelt es Proteste. Das ADG gehe zu weit oder es gehe nicht weit genug. Wie auch immer, ICH und Meine Partei stehen für soziale Gerechtigkeit und für Chancengleichheit, egal welchen Jugen oder Mädchen, Frauen oder Männer, Jung oder Alt, ........
Mit freundlichen Grüßen