Frage an Stefan Haug von Elisabeth D. bezüglich Familie
Hallo Herr Haug,
wir fürchten um den Fortbestand der Dorfschulen welche in unseren Augen wesentlich bessere Erziehungsarbeit leisten können als große "Schulfabriken".
Was kann man für den Erhalt der Schulen tun?
Danke für Ihre Antwort.
E.D.
Sehr geehrte Frau Dorner!
Vielen Dank für Ihre Frage zur bayerischen Schulpolitik,die mich sehr nachdenklich stimmt!
Schulpolitik ist ja Ländersache und Ländersachen in Bayern wurden bisher allein von der quasi Staatspartei CSU beschlossen -und das über eine schier endlos und quälend lange Zeit!
Entgegen der fachlichen Ratschläge von Eltern und Lehrern wurde das Fest- halten der alleinregierenden CSU am 3-gliedrigen Schulsystem zum Dogma reaktionärer Schulpolitik schlechthin.
Oben Eliten produzieren und gleichzeitig die da unten kleinhalten: wer nicht rechtzeitig spurte,wurde aussortiert. Dementsprechend gross auch der Stress für Eltern und Kinder zuhause!
Kinder von Gutverdienern kommen so in´s Gymnasium,die Realschule bietet noch einigen Schülern eine echte Chance- der Rest wird auf die Hauptschule verschoben und bei minimalem Miteleinsatz pro Schüler fertiggeschult.
Danach beschweren sich ausbildungswillige Betriebe darüber,dass bei den sich bewerbenden Abgängern von der Hauptschule Grundkenntnisse und -fähigkeiten wie Lesen,Schreiben,Rechnen oder Pünktlichkeit nicht vorhanden seien. Leider sind diese Beschwerden dann auch noch oft berechtigt.
Das ist das Ergebnis des 3-gliedrigen Schulsystems,in dem es ein "oben" und ein "unten" gibt und in welchem von Chancengleichheit nicht die Rede sein kann!
Dieses System ist wirklich krank und entspricht nicht dem Bild von Menschen bzw.Kindern und Jugendlichen,welches wir Grüne haben.
Unser Credo ist vielmehr: Kein Kind darf verloren gehen!
Deshalb ist gemeinsame Unterrichtung aller Schüler über 8 bis 10 Jahre richtig. Dort wird von der künftigen Frau Doktor,vom künftigen Krankenpfleger oder vom künftigen Hausmann gemeinsam Unterricht erlebt, es werden gemeinsam Inhalte und Methodik erarbeitet, es wird gegenseitiges Verständnis für den Andersbegabten gefördert und Ausgrenzung vermieden.
Die eigentliche "Dorfschule" wie sie früher war -mit 2 Räumen für 8 Jahrgangs- stufen- dürfte ja nicht das sein,was Sie ansprechen. Diese Form der Unterrichtung kann für Kinder zwischen 3 und 7 Jahren,also verschulisch einen Beitrag liefern, mehr wohl nicht.
Ziel ist Erhalt möglichst vieler Standorte,an denen Schüler von der ersten bis zur neunten bzw.zehnten Klasse möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden!
Wieviele Standorte zum Beispiel bei uns im Landkreis erhalten bleiben, hängt wesentlich vom Engagement der Eltern und Lehrer ab! Diese müssen dabei über den Tellerrand schauen und nicht nur für den Erhalt ihrer eventuell noch bestehenden,aber bedrohten Schule vor Ort kämpfen,sondern zusammen mit Eltern aus anderen Orten bzw.Gemeinden für eine sinnvolle Schul-Struktur im ganzen Landkreis!
Als Bundestagsabgeordneter würde ich mich für eine Vereinheitlichung des deutschen Schul- und Ausbildungssystems, für die Beteiligung des Bundes an der Entwicklung desselben und für anteilige Kostenübernahme durch den Bund einsetzen.
In unserer Landtagsfraktion finden Sie z.B.ganz an der Spitze mit Margarete Bause eine versierte und anerkannte Gesprächspartnerin zum Thema Schule und Bildung,die sich über eine Einladung zu einer Veranstaltung oder zu Gesprächen sicher freuen würde!
Auch der grüne Kreisverband ist sehr an diesem Thema interessiert!
Mit sonnigen Grüssen
Stefan Haug