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Stefan Grüttner
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Frage von Monika F. •

Frage an Stefan Grüttner von Monika F. bezüglich Familie

Guten Tag, Herr Minister Grüttner,

mit dem Datum 01.08. ist nun die Kleinkinderbetreuung Gesetz. Viele Kommunen traf dieses Datum so, als ob vorher noch nie darüber gesprochen worden wäre. Warum wurden nicht schon seit Jahren viel mehr Erzieherinnen ausgebildet. Es ist doch seit Jahren bekannt, dass es am 01.08. einen gesetzlichen Anspruch auf die Kleinkinderbetreuung gibt. Da hilft es auch nichts, wenn man noch schnell das Betreuungsgeld eingeführt hat. Warum wurde und wird nicht viel mehr Werbung für die Erzieherinnenausbildung gemacht? Es wird doch irgendwo einen Gesamtübersichtsplan über die vorhandenen und die vermutlich erforderlichen Erzieherinnenstellen geben. Oder sollte es doch! Denn, wie kann man sonst die erforderliche und die tatsächliche Quote der Kleinkinderbetreuung mit qualifizierten Erzieherinnen korrekt nachweisen können? Jetzt haben die Kinder ein Recht auf qualifizierte Betreuung und die Eltern ein Recht darauf, sich genau darauf verlassen zu können. Gibt es seitens der Landesregierung Pläne weitere Schulen für die Erzieherinnenausbildung einzurichten und möglicherweise die Ausbildungszeit zu verkürzen. Auch die derzeitige Bezahlung ist für die lange Ausbildungszeit und die Arbeit mit der Verantwortung, die die Erzieherinnen leisten unangemessen gering. Wichtig wäre es auch männliche Erzieher für den Beruf zu begeistern. Welche Pläne haben Sie dafür? Danke für Ihre Antwort und

mit freundlichem Gruß

Monika Frank

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Frank,

vielen Dank für Ihr Mail.

Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist seit Jahren ein wichtiges Anliegen der Hessischen Landesregierung. Mit der Kampagne „GROSSE Zukunft mit kleinen HELDEN - Werde Erzieherin/Erzieher!“ ( www.grosse-zukunft-erzieher.de ) hat sie - bundesweit modellhaft - eine Werbe- und Imagekampagne im Zeitraum 2009 bis 2011 durchgeführt und im Ergebnis mit dazu beigetragen, dass die Zahl der an den hessischen Fachschulen für Sozialpädagogik sich in einer Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher befindenden Personen von 4.448 Personen im Schuljahr 2008/2009 auf den historischen Höchststand von 6.854 Personen im Schuljahr 2012/2013 und insoweit auch die Zahl der Fachschulen für Sozialpädagogik gestiegen ist.

In diesem Kontext ist festzustellen, dass mit Blick auf die von Ihnen angesprochene Gewinnung von Männern für den Beruf des Erziehers es gelungen ist, deren Anteil in der Ausbildung an den hessischen Fachschulen für Sozialpädagogik kontinuierlich zu erhöhen. Lag der Anteil in den Schuljahren 2004/2005, 2005/2006 und 2006/2007 bei 12%, stieg dieser Anteil im Schuljahr 2007/2008 auf 13% und in den Schuljahren 2008/2009 bis 2010/2011 auf 14%. Im Schuljahr 2011/2012 ist dieser Anteil auf 15% geklettert und hat im abgelaufenen Schuljahr 2012/2013 nun die bisherige Höchstmarke von 17% erreicht.

Richtet man den Blick allein auf die Zahl der Männer in Hessen, die sich in den vergangenen vier Schuljahren in der Ausbildung zum Erzieher befunden haben bzw. befinden, wird deren Steigerungsrate geradezu beeindruckend:

Schuljahr 2008/2009 + 62 Männer (+ 10,13%) Gesamt: 674 Männer
Schuljahr 2009/2010 + 103 Männer (+ 15,28%) Gesamt: 777 Männer
Schuljahr 2010/2011 + 156 Männer (+ 20,07%) Gesamt: 933 Männer
Schuljahr 2012/2013 + 256 Männer (+ 25,08%) Gesamt: 1.167 Männer

Auch hinsichtlich der Förderung des Quereinstiegs von fachfremden Personen in eine Tätigkeit als Fachkraft in einer Kindertageseinrichtung hat das Hessische Sozialministerium durch die Kostenübernahme zur Zertifizierung hessischer Fachschulen für Sozialpädagogik entsprechend der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) in den vergangenen Jahren einen wichtigen Schritt zur Öffnung und Erweiterung des Ausbildungsangebots unternommen. Aktuell sind ca. zwei Drittel aller Fachschulen für Sozialpädagogik in Hessen zertifiziert bzw. befinden sich im Zertifizierungsprozess. Konkret begannen im Zeitraum von 2008 bis 2012 insgesamt 2.935 Personen (2012: 879 Personen) bundesweit eine Förderung der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss zur Erzieherin / zum Erzieher. Allein auf Hessen entfallen davon 797 Personen (2012: 287 Personen). An zweiter Stelle folgt Berlin mit 287 Personen (2012: 115 Personen), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 276 Personen (2012: 33 Personen). Im Landesvergleich am Ende der Liste landen Schleswig-Holstein mit 42 Personen (2012: 1 Person) und das Saarland mit 3 Personen (2012: 1 Person). Damit ist Hessen bei der Öffnung der Ausbildungsangebote bundesweit führend und verfügt über ein attraktives landesweites Angebot. Grund hierfür ist, dass die Hessische Landesregierung bereits frühzeitig erkannt hat, dass die Sicherung qualifizierten Personals nur mit einem breiten Ausbildungsangebot gelingen kann.

Darüber hinaus ergeben sich in der Folge der Initiativen der Landesregierung weitere positive Effekte: So ist Hessen - neben NRW - das einzige Bundesland, in welchem zwei (in Wiesbaden und Darmstadt) von insgesamt 16 Modellprojekten des BMFSFJ-Modellprogramms „Mehr Männer in Kitas“ verortet sind. Auch hat die Hertie-Stiftung in Hessen seit dem Jahr 2011 nicht nur ein Angebot zur Berufsorientierung („Fit für die Kita! Berufswunsch Erzieherin / Erzieher?“), sondern darüber hinaus auch ein neues Stipendienprogramm für angehende Erzieher/innen mit Migrationshintergrund gestartet. Dies sind beispielhafte Zeichen dafür, dass Hessen sich in besonderer Weise bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs im Bereich der Kindertageseinrichtungen engagiert.

Bezogen auf die Anzahl der benötigten Fachkräfte, hat das Hessische Sozialministerium bundesweit modellhaft im Dezember 2011 eine empirische Analyse und Modellrechnungen bezogen auf die Jugendämter in Hessen durch den Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/TU Dortmund erstellen lassen. Im Ergebnis wurde deutlich, dass hessenweit ein zusätzlicher Bedarf in Höhe von ca. 3.500 Fachkräften existiert. Allerdings kann - so ein Ergebnis der Analyse - davon ausgegangen werden, dass sich der Bedarf regional erkennbar unterschiedlich verteilt. So existieren Regionen für die von keinem bzw. einem geringen zusätzlichen Bedarf ausgegangen werden kann. Im Gegensatz hierzu existiert besonders im Großraum Rhein-Main ein deutlicher Bedarf. Angesichts des erfolgten starken Ausbaus der hessischen Fachschulen für Sozialpädagogik ist allerdings davon auszugehen, dass die für die kommenden Jahre ausgewiesenen Bedarfe sich günstiger darstellen dürften. Alle Berechnungen der Studie zum regionalen Fachkräftebedarf können Sie bei Interesse auf der Website www.grosse-zukunft-erzieher.de nachlesen.

Nicht zuletzt stehen den Trägern von Kindertageseinrichtungen wie auch den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe eigene - bei weitem nicht ausgeschöpfte - Möglichkeiten (Reduzierung von Teilzeitstellen, Ausweitung des Angebots im Bereich Kindertagespflege u.a.) zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in eigener Verantwortung zur Verfügung. Dabei ist insbesondere auf die hohe Quote an Teilzeitbeschäftigung in hessischen Kindertageseinrichtungen hinzuweisen: derzeit beträgt die Teilzeitbeschäftigungsquote in Hessen ca. 66 Prozent. Hessen liegt mit dieser Teilzeitquote an der Spitze der Bundesländer. Die Ausschöpfung der hier existierenden „stillen Fachkräftereserve“ ist aber allein Aufgabe der Träger der Kindertageseinrichtungen.

Hinsichtlich der von Ihnen angesprochenen Vergütung von Erzieherinnen und Erziehern liegt die Verantwortlichkeit hier bei den Tarifpartnern. Die Hessische Landesregierung hat auf die hier in der Vergangenheit stattgefundenen wie auch zukünftigen Entwicklungen keinen Einfluss.

Ich hoffe, dass Ihnen meine Hinweise deutlich gemacht haben, dass die Hessische Landesregierung mit ihren Initiativen frühzeitig in erheblichem Umfang und mit hohem Einsatz Anstrengungen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs unternommen hat und auch weiterhin engagiert sein wird.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Grüttner