Portrait von Stefan Giebel
Stefan Giebel
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Frage von Laura M. •

Wie trennst du Privatleben und die Arbeit in der Politik? Gibt es besondere Herausforderungen?

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Die Linke

Die Trennung von Privatleben und Politik ist schwierig, besonders mit Familie. Ohne die Unterstützung meiner Frau wäre mein Engagement kaum möglich. Vor den Kindern war ich fast 20 Jahre in Bad Emstal kommunalpolitisch aktiv, doch mit Familie ändern sich zwangsläufig die Prioritäten. Ich gebe zu, manchmal nehme ich die Kinder zu politischen Terminen mit – so erleben sie früh, wie Demokratie funktioniert. Zum Glück unterstützt meine Partei Familienfreundlichkeit, etwa mit Kinderbetreuung bei Veranstaltungen. Dennoch bleibt die Herausforderung, genug Zeit für die Familie zu haben und auch mal bewusst Politik auszublenden. Gleichzeitig sehe ich mein Engagement als Beitrag für die Zukunft meiner Kinder – eine bessere Gesellschaft entsteht nicht von allein, sondern durch aktives Mitgestalten.

Ich bin selbst mit Politik groß geworden. Schon früh habe ich erlebt, wie wichtig es ist, sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen. Diskussionen über soziale Themen waren bei uns zu Hause alltäglich, und mein Interesse an politischer Arbeit entwickelte sich ganz natürlich. Dieses Bewusstsein hat mich geprägt und mich motiviert, selbst aktiv zu werden.

Politik ist oft keine Tätigkeit mit geregelten Arbeitszeiten. Ich selbst verstehe dies als Dienst an der Gesellschaft und weniger als Beruf. Wer sich engagiert, muss flexibel sein, ständig auf aktuelle Entwicklungen reagieren und oft auch abends oder am Wochenende aktiv sein. Das bedeutet, dass politische Arbeit schnell ins Privatleben übergreift. Besonders für Menschen mit Familie oder anderen Verpflichtungen kann dies eine Belastung sein. Viele Sitzungen, Parteitage oder Bürgergespräche finden außerhalb der üblichen Arbeitszeiten statt, sodass der Spagat zwischen Engagement und persönlichem Leben schwierig bleibt.

Gerade Die Linke setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Politik, Beruf und Familie ein. Ein zentrales Anliegen ist eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung, damit Menschen mehr Zeit für politisches und gesellschaftliches Engagement haben. Zudem fordert Die Linke eine bessere Kinderbetreuung und eine stärkere öffentliche Unterstützung für Familien, um es auch Eltern zu ermöglichen, sich politisch einzubringen. Denn in der aktuellen politischen Landschaft sind es oft Menschen mit viel Zeit oder finanziellen Ressourcen, die aktiv mitgestalten können – doch Demokratie muss für alle zugänglich sein.

Ein weiteres Problem ist die ständige Erreichbarkeit in der Politik. Durch soziale Medien und digitale Kommunikation wird erwartet, dass Politikerinnen und Politiker immer ansprechbar sind. Diese permanente Verfügbarkeit führt dazu, dass es schwierig ist, klare Grenzen zwischen politischem Engagement und Privatleben zu ziehen. Wer sich aktiv in den sozialen Medien äußert, muss zudem mit Anfeindungen und Hasskommentaren rechnen. Das betrifft nicht nur die Politiker selbst, sondern oft auch ihre Familien. Besonders Frauen, queere Menschen und Angehörige von Minderheiten erleben hier eine enorme Belastung. Die Linke fordert deshalb einen besseren Schutz vor Hate Speech und setzt sich für klare Regeln gegen digitale Gewalt ein.

Hinzu kommt, dass politische Arbeit oft mit einem hohen Maß an öffentlicher Beobachtung verbunden ist. Gerade in kleineren Städten und Gemeinden sind politisch aktive Menschen oft bekannt, was dazu führen kann, dass sie auch im Privatleben auf ihre politischen Positionen angesprochen oder sogar angefeindet werden. Diese permanente Vermischung von Politik und Privatleben kann belastend sein. Die Linke fordert deshalb mehr Schutz für Ehrenamtliche und Kommunalpolitiker vor Bedrohungen und Angriffen. Demokratie lebt vom Engagement vieler, und niemand sollte aus Angst vor Repressalien davon abgehalten werden, sich politisch einzusetzen.

Für mich persönlich bleibt es eine Herausforderung, eine Balance zwischen Politik und Privatleben zu finden. Ich bin überzeugt, dass mein politisches Engagement ein Beitrag für die Zukunft meiner Kinder ist. Ich will, dass sie in einer gerechten, sozialen und solidarischen Gesellschaft aufwachsen. Deshalb ist es mir wichtig, mich für Themen wie bezahlbares Wohnen, gute Bildung und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Doch ich sehe auch, dass es nicht immer einfach ist, neben der Politik genug Zeit für die Familie zu haben. Die Linke setzt sich dafür ein, dass politische Arbeit nicht nur einigen wenigen vorbehalten bleibt, sondern für alle Menschen möglich ist – unabhängig von Einkommen, familiärer Situation oder sozialem Hintergrund. Denn Demokratie funktioniert nur, wenn sich möglichst viele Menschen beteiligen können.