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Sören Bartol
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Frage von Georg A. P. •

Frage an Sören Bartol von Georg A. P. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Bartol,

mmer wieder fällt mir bei den Aids-Plakaten auf, das zur Aidsbekämpfung fast ausschließlich Kondomwerbung gemacht wird, aber nirgends darauf hingewiesen wird, dass verlässliche tragfähige Beziehungen gebraucht werden.

Besonders in den Schulen wird schon ab Klasse 3 eine Aufklärung gegeben, die nicht nur die Genitalien altersgemäß erklärt - was ich wichtig finde, obwohl ich denke, der bessere Ort wäre die Familie und Klasse 3 ist etwas früh - , sondern die vor allem ethische, um nicht zu sagen ideologische Werturteile kolportiert.

So möchte ich Sie fragen, wären Sie bereit sich dafür einzusetzen, dass in Zukunft weniger für schnellen >Kondom-Sex< geworben wird und in Zukunft mehr
für den langfristig angelegten Schutzraum einer auf dauer angelegte Ehebeziehung geworben wird? Vor allem in den Schulen? Was denken Sie braucht unsere Jugend um darauf
vorbereitet zu werden Kinder mit Freude erwartet zu können und so dass diesen ein stabiles zu Hause geboten wird?

Was halten Sie z.B. vom "Kleinen Köper ABC" von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung
http://www.bzga.de/?uidÜda76a3633039e11e11a18231b26865&id=medien&sidr&idx29
in dem alle Möglichen Begriffe wie "Lust" und "Liebeskummer" erklärt werden
aber nichts von "Ehe" oder „Familie“ oder dem Wert von „Treue", von "Keuschheit" ganz zu schweigen?

Mit freundlichem Gruß

Georg Pflüger

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Sehr geehrter Herr Pflüger,

verlässliche tragfähige Beziehungen sind wichtig für unsere Gesellschaft. Sie sind die ideale Voraussetzung für Familien und Kinder und damit essenziell für die Zukunft unseres Landes. Darin stimme ich Ihnen zu.

Was die Sexualaufklärung an Schulen betrifft, so ist diese zweifellos ein wichtiger Beitrag, damit Kinder den selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper sowie Grenzen und Gefahren kennen und lernen, auch um Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften vorzubeugen. Die Praxis zeigt, dass Kinder die als neutralen Ort empfundene Schule hierbei häufig der Aufklärung in der eigenen Familie vorziehen. Selbstverständlich ist es wichtig, dass Sexualaufklärung sensibel und altersgemäß von Experten bzw. geschulten Lehrern durchgeführt wird.

Gerade was Aufklärung im Kontext der Aids-Problematik anbelangt, ist es wichtig, sich gesellschaftlichen Realitäten zu stellen. Ob man diese begrüßt oder ablehnt, ist eine andere Frage - ignorieren kann man sie gerade bei einem so wichtigen Thema wie Aids nicht. Jugendliche werden heute früher sexuell aktiv als das noch vor einigen Jahren der Fall war; nicht alle machen ihre Erfahrungen mit nur einem Partner. Dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hier den Gebrauch von Kondomen empfiehlt, hängt zum einen damit zusammen, dass diese vor Geschlechtskrankheiten und ungewollten Schwangerschaften schützen und von Jugendlichen bereitwilliger angenommen werden als etwa das Proklamieren von Enthaltsamkeit. Gleichzeitig werden in Aufklärungskampagnen aber auch Werte wie Liebe, Treue und Ernsthaftigkeit berücksichtigt. Allerdings stellt selbst eine ernste verlässliche Beziehung keinen 100%iger Schutz vor einer HIV-Ansteckung und anderen Geschlechtskrankheiten dar.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat das Ziel, die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger zu einem verantwortungsbewussten und gesundheitsgerechten Verhalten zu fördern. Dazu führt sie bundesweite Aufklärungskampagnen durch. Nähe, Vertrauen und Liebe zwischen zwei Menschen sind Aspekte, die ebenso wie das Modell einer tiefen emotionalen und verlässlichen Beziehung in mir bekannten Publikationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Sexualaufklärung erwähnt und je nach Schwerpunktsetzung besonders berücksichtigt werden. In der von Ihnen zitierten Broschüre "Kleines Körper ABC" geht es primär um das Kennenlernen des Körpers - etwas, das hier meines Erachtens sachlich, behutsam und auf kindgerechte Art geschieht. Hierbei konzentrieren sich die Autoren - entsprechend des Titels - auf gesundheitliche und physische Aspekte. Die von ihnen vermissten Begriffe wie "Ehe" und "Treue" werden in Publikationen mit anderer Akzentsetzung ausführlich behandelt.

Dass eine ernste verlässliche Beziehung ein wichtiger Beitrag zu einem erfüllten Privatleben ist, wird meines Wissens besonders bei der Aufklärung an Schulen berücksichtigt und diskutiert. Hier stellt eine von den Eltern vorgelebte glückliche Beziehung meines Erachtens die beste Voraussetzung für die Beziehungsfähigkeit junger Menschen dar. Was die Bereitschaft von Jugendlichen anbelangt, später selber Kinder zu bekommen, so sehe ich die Aufgabe der Politik vor allem darin, die Rahmenbedingungen für ein kinder- und familienfreundliches Land zu schaffen. In diesem Kontext möchte ich kurz auf die Erfolge unsere Familienpolitik verweisen: Mit massiven steuerlichen Entlastungen, dem Ausbau von Betreuungsangeboten und Ganztagsschulen und der Erhöhung des Kindergeldes hat die rot-grüne Bundesregierung in den letzten Jahren mehr für Familien getan als jede andere vor ihr. Damit haben wir Deutschland ein gutes Stück kinder- und familienfreundlicher gemacht. Und ich denke, das ist eine wichtige Voraussetzung für die Bereitschaft junger Menschen, sich fest zu binden und später einmal selber Kinder zu bekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Sören Bartol, MdB

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