Wie stellen Sie sich die Lösung des Problems "Lehrermangel" konkret vor?
Sehr geehrte Frau Oldenburg, Ihren steten Einsatz für Belange der Schulpolitik schätze ich sehr. In der SVZ las ich, dass Sie einerseits von der Notwendigkeit der Einstellung weiterer Lehrer (1000!) sprechen und fordern, dafür das Studium praxisorientierter zu gestalten, um die hohe Abbrecherquote zu senken. Sehr richtig. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die gesamte (nicht verbeamtete) Babyboomer-Generation in wenigen Jahren fehlen wird. Abiturienten des Jahrgangs 2021/22 stünden nach Studium und Referendariat frühestens 2029 als Ersatz zur Verfügung. Deutlich zeichnet sich ab, dass der Lehrermangel weiterhin ein Dauerthema sein wird. Andererseits regen Sie an, die Pflichtstundenzahl zu senken und die Klassen zu verkleinern: Grundsätzlich wäre das wunderbar. Dies bedeutete aber weiteren Lehrerbedarf. Wenn es eh nicht ausreichend Lehrer gibt, enthalten dann Ihre Aussagen nicht einen Widerspruch in sich? Falls es keine Allgemeinplätze sein sollten: Wo sehen Sie den Lösungsansatz?
Sehr geehrte Frau M.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ja, wenn man Klassen verkleinert, wenn wir die Stundenanzahl verringern, dann braucht es weitere Lehrkräfte. Wenn wir es aber nicht tun, werden uns auf Dauer noch viel mehr Lehrerinnen und Lehrer fehlen.
Also: Bessere Arbeitsbedingungen werden zusätzliche Lehrkräfte ins Land bringen. Die Didaktik- und Methodikausbildung kann zügig durch zusätzliche Angebote verbessert werden. Die dazu notwendigen Änderungen in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen können jederzeit geändert werden.
Wir haben in MV mindestens 400 arbeitslose Lehrkräfte, die - eventuell auch nach erfolgter Qualifizierung - zurück an die Schulen könnten.
wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern, werden etliche Teilzeitbeschäftigte ihren Arbeitsumfang wieder erhöhen - damit sind mindestens 450 weitere Lehrkräfte im System (auf Grund der erhöhten Stundenzahl, die sie dann wieder arbeiten würden)
Auch verlassen jährlich ca. 400 Lehrkräfte viele Jahre vor dem regulären Renteneintrittsalter die Schulen. Auch von ihnen kann ein Teil durch verbesserte Arbeitsbedingungen sowie durch unsere avisierte Prämie gehalten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Simone Oldenburg