Frage an Silke Gajek von Jana S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Gajek,
ich habe eine Zeit in Amerika verbracht und dort beobachtet, dass es ein Zwei-Klassen-Gesungheitssystem gibt. Patienten mit der goldenen Patientenkarte wurden mit viel zu vielen, teils völlig überflüssigen Untersuchungen genervt und verunsichert, während Patienten mit der braunen Versichertenkarte Schwierigkeiten hatten, überhaupt Termine bei den Ärzten zu bekommen. Nun habe ich den Eindruck, dass Deutschland auch schon fast so weit ist. Ist es fair, dass Besserverdienende sich für wenig Geld privat versichern dürfen anstatt die gesetzlichen Krankenkassen zu unterstützen?
Mit freundlichen Grüßen
Jana Schönke
Sehr geehrte Frau Schönke,
Herzlichen Dank für Ihre Frage.
Sie sprechen ein wichtiges Problem an. Das deutsche Gesundheitssystem ist meiner Ansicht nach zwar immer noch erheblich solidarischer als das US-amerikanische, da hier den Menschen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung eine umfassende gesundheitliche Versorgung gewährleistet wird. In den USA gibt es viele – insbesondere ärmere – Menschen, die gänzlich ohne Versicherungsschutz dastehen und selbst dringend notwendige Behandlungen vermeiden, weil sie persönlich für die Kosten aufkommen müssten.
Allerdings müssen auch in Deutschland gesetzlich Versicherte zunehmend Eigenbeiträge leisten oder bekommen bei bestimmten Ärzten nicht so schnell einen Termin wie privat Versicherte.
Auch wenn es nicht ganz richtig ist, dass privat Versicherte sich für „wenig Geld“ einen besseren Versicherungsschutz kaufen können (in der Regel liegen die Beiträge älterer Versicherter weit über dem, was gesetzlich Versicherte zahlen müssen), so sehen Bündnis 90/ Die Grünen hier doch ein grundsätzliches Problem. Wir sind dagegen, dass sich gerade die finanziell Leistungsstärksten aus dem solidarischen Umlagesystem verabschieden und die Finanzierung des Gesundheitssystems einseitig durch Lohneinkommen erfolgt.
Wir wollen den Zugang zu qualitativ hochwerter medizinischer Versorgung unabhängig machen von Einkommen und sozialer Lage. Dazu zählt die Abschaffung von Praxisgebühr und Medikamentenzuzahlungen. Dazu zählt aber auch die Schaffung einer grünen Bürgerversicherung, in die alle gemäß ihrer tatsächlichen Leistungsfähigkeit einzahlen und bei der auch andere Einkommensarten, beispielsweise aus Kapital oder gewerblicher Vermietung mit einbezogen werden. Nur so können wir mehr Solidarität erreichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Silke Gajek