Frage an Sigrid Beer von Agnes R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Beer,
immer mehr Länder schaffen das Sitzenbleiben ab, auch in NRW ist die Versetzung der Regelfall. Laut Frau Löhrmann hat dies seinen Grund in einer verbesserten individuellen Förderung.
Als ein Grund für die Abschaffung wird von den Ländern auch immer wieder angeführt, dass Sitzenbleiben den Steuerzahler bundesweit ca. 1 Mrd. Euro kostet.
Hierzu habe ich an Sie als Mitglied des Schulausschusses folgende Fragen:
- Wie hoch sind die rechnerischen "Gewinne", die in NRW durch rückläufige Sitzenbleiberzahlen in den letzten Jahren angefallen sind?
- Wie viel Geld wurde parallel zu diesen rückläufigen Ehrenrunden zusätzlich(!) in die individuelle Förderung investiert und auf welche Weise ist dieses Geld den Schulen zugute gekommen?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau Reker,
Schon 2009 hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie zum Sitzenbleiben vorgelegt: Das Sitzenbleiben in der Schule kostet den Steuerzahler dieser Studie zufolge jedes Jahr fast eine Milliarde Euro, ohne pädagogische Erfolge zu zeigen. Das hat der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm berechnet. Die Bundesländer gaben für "Ehrenrunden" 931 Millionen Euro pro Jahr aus. Eine Leistungsverbesserung bleibe bei den meisten Klassenwiederholern allerdings aus. Der Studie zufolge mussten von den rund neun Millionen Schülern in Deutschland im Schuljahr 2007/2008 rund 250.000 eine Klasse wiederholen, also knapp jeder 40. Errechnet wurden die dadurch entstandenen Kosten aus zusätzlichen Personalausgaben für die Schulen und die Schulverwaltung, den laufenden Sachaufwand sowie die Investitionsausgaben.
Schon die Vorgängerregierung hat mit einem Programm zum Reduzieren des Sitzenbleibens begonnen.
Unabhängig davon hat das Land aber mit rot-grün seit 2010 deutlich in mehr Personal in den Schulen investiert. In einem ersten Schritt hat Rot-Grün die Stellen für die Grundversorgung ausfinanziert. Bis 2010 wurden nämlich Stellen für individuelle Förderung zur Deckung der Unterrichtsgrundversorgung herangezogen und standen für die individuelle Förderung gar nicht zur Verfügung. Im Weiteren wurden seit 2010 jährlich zusätzliche Stellen geschaffen, die sowohl für sinkende Klassengrößen wie auch für spezielle Unterrichtsanforderungen zur Verfügung stehen. Entgegen dem Trend in anderen Bundesländern haben wir i n der Koalition in NRW die Vereinbarung getroffen auch bei sinkenden Schülerzahlen die demografischen Effekte im System zu belassen und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Beer