Frage an Siegfried Schneider von Katrin L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Schneider,
ich bin gebürtiger Bayerin und mit meinem Heimatbundesland sehr verbunden. Ich war lange Zeit in der Katholischen Landhugend in meinem Heimatort aktiv und habe mich für die Jugendarbeit eingesetzt.
Mein Freund lebt in Hessen, macht dort gerade sein Referendariat (Lehramt für Gymnasien) und auch er liebt Bayern.
Wir würden unserer Fernbeziehung gerne ein Ende setzen und uns beide in Bayern niederlassen. Allerdings gibt es hierbei ein großes Problem: seine Fächerkombination (Sozialkunde und Sport) ist in Bayern nicht zugelassen. Er kann in JEDEM anderen Bundesland unterrichten, nur in Bayern nicht. Durch die Modularisierung der Studiengänge soll er künftig auch europaweit tätig sein können, aber im eigenen Land gibt es da Grenzen. Er ist seit mehr als 10 Jahren ehrenamtlicher Kinder-Fußballtrainer und setzt sich für die Allgemeinheit ein. Er hat beim Deutschen Fußballbund den Trainerschein gemacht und weist folglich eine gute Qualifikation nach. Doch laut Aussage des Kultusministeriums besteht keine Möglichkeit für ihn, in Bayern als verbeamteter Gymnasiallehrer zu arbeiten.
Ist die einzige Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft, dass ich meine Heimat verlasse? Meinen sicheren Arbeitsplatz aufgebe, meinen Sportverein, meine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nach Hessen entrichte? Unserem Bundesland entgeht hier wirklich ein engagierter, gebildeter Lehrer, und ein überdurchschnittlich verdienender Bürger.
Welche Möglichkeiten sehen Sie?
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Liebl
Sehr geehrte Frau Liebl,
die Fächerverbindung Sport/Sozialkunde war auch in Bayern bis zum Jahr 1978 am Gymnasium zugelassen. Allerdings wurden Lehrkräfte mit dieser Fächerverbindung aufgrund der geringen Stundenzahl im Fach Sozialkunde von den Schulen so gut wie nicht angefordert, so dass die Einstellungssituation für Bewerber mit dieser Fächerkombination über viele Jahre hinweg äußerst schlecht war und viele sich Alternativen außerhalb des Schulbereichs suchen mussten.
In Bayern sind Fächerverbindungen mit Sport zugelassen, in denen das andere Fach an jeder Schule in größerem Umfang unterrichtet wird. Dies ist bei Sozialkunde nicht der Fall.
Die Fächerverbindung Sport/Sozialkunde im Freistaat ist seit nunmehr drei Jahrzehnten nicht mehr zugelassen. Ihr Freund kann sich nach Abschluss der Examina durchaus bewerben. Allerdings planen die Direktoren der Gymnasien in der Regel nur mit Zweitfächern wie Deutsch oder Englisch oder Mathematik, um dadurch auch in der Unterrichtsverteilung so flexibel wie möglich zu sein. Die Fächerverbindung Sport/Sozialkunde wird demnach von den Direktoren auch nicht angefordert. So wäre eine Einstellung nur mögliche bei extremem Lehrermangel in den Verbindungen mit Sport. Denn dann kann man auf Bewerber zurückgreifen, die eine nicht zugelassene Fächerverbindung studiert haben.
Ich möchte aber nicht versäumen Sie darauf hinzuweisen, dass Ihr Freund sich auch an nichtstaatlichen Gymnasien (kirchliche oder kommunale) bewerben kann. Auch bei diesen Schulträgern ist grundsätzlich eine Übernahme ins Beamtenverhältnis möglich. Vielleicht findet sich ja über diese Alternative für Sie und Ihren Freund ein Weg, Ihre gemeinsame Zukunft in Bayern zu verbringen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Siegfried Schneider