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Siegfried Schneider
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Frage von Karoline P. •

Frage an Siegfried Schneider von Karoline P. bezüglich Bildung und Erziehung

Die Einführung von G8 und Ganztagsgymnasium war mit einer Reihe von Erwartungen verbunden. Bedingt durch allzu persönliche Erlebnisse als Eltern und all die zum Teil wenig fundierte und hetzerisch tendenziöse Berichterstattung sind diese womöglich auch bei anderen Eltern in Vergessenheit geraten. Deshalb frage ich Sie einmal umgekehrt:

Welche Probleme des bisherigen Schulsystems betrachten Sie inzwischen als gelöst und welche Missstände konnten durch G8 und/oder das Ganztagsgymnasium beseitigt werden?

Und welche positiven Folgen ergeben sich für die betroffenen Schüler und Schülerinnen?

Portrait von Siegfried Schneider
Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau Pöhlmann,

vielen Dank für Ihre Frage.
Ich werde Sie in zwei Teilen beantworten:

1. Einführung des achtjährigen Gymnasiums
Auch vor der Einführung des achtjährigen Gymnasiums bestanden keine Missstände im bayerischen Schulsystem. Vielmehr führten die sich verändernden und steigenden Anforderungen der Berufs- und Studienwelt (Voraussetzungen für den Hochschulzugang, Einführung modularisierter Studiengänge, Wettbewerbsorientierung und Internationalisierung der Hochschullandschaft und des Arbeitsmarktes) dazu, dass Reformen am bayerischen Gymnasium notwendig wurden, um dessen Zukunftsfähigkeit auch weiterhin zu erhalten. Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums erfolgte, um sicherzustellen, dass das bayerische Schulsystem auch weiterhin seiner Verantwortung den Kindern gegenüber gerecht werden kann.

Bei der konzeptionellen Neugestaltung des bayerischen Gymnasiums wurden insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt:
- Individuelle Förderung der Schüler, v. a. in den mit dem achtjährigen Gymnasium bayernweit eingeführten Intensivierungsstunden
- Verstärkte Kompetenzorientierung in allen Unterrichtsfächern
- Aktualisierung der Stundentafel und des Lehrplans, dabei auch Integration neuer Fächer wie Informatik, Wirtschaftsinformatik sowie Natur und Technik
- Verstärkte Konzentration auf das Grundwissen als Grundlage nachhaltiger Wissensvermittlung und lebenslangen Lernens
- Neukonzeption der Oberstufe; dabei insbesondere eine verstärkte Studien- und Berufsorientierung (W- und P- Seminare) und die Konzentration auf die Grundlagenfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen
- Verkürzung der Schulzeit (die deutschen Hochschulabsolventen sind im Schnitt bis zu 3 Jahre älter als ihre europäischen Kommilitonen)

Zur Einführung und Umsetzung der Reformen ist festzustellen:
- Wo die Umsetzung der Reformen Schwierigkeiten bereitete, gab es unterstützende Maßnahmen (z.B. zusätzliche Fortbildungen für Lehrkräfte) bzw. punktuelle Nachbesserungen im Konzept (weitere Lehrplankürzungen, Flexibilisierung der Stundentafel und des Intensivierungsstundenkonzepts).
- das Intensivierungskonzept ist erfolgreich; dies verdeutlicht auch der markante Rückgang der Wiederholerzahlen an den bayerischen Gymnasien
- das Konzept der neuen Oberstufe findet eine große positive Resonanz; die Vorbereitung der Oberstufe verläuft sehr erfolgreich

2. Ganztagsgymnasium
Gebundene Ganztagsangebote wurden im Schulversuch "Achtjähriges Gymnasium in Ganztagsform" an 11 Gymnasien erprobt. Das Konzept des Modellversuchs soll nun in ein neues, allgemeines Ganztagskonzept, das zurzeit entwickelt wird, eingebunden werden.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Schulversuch sind positiv, zeigen aber auch, dass das achtjährige Gymnasium nicht notwendigerweise einen gebundenen, rhythmisierten Ganztagsbetrieb erfordert.

Mit freundlichen Grüßen
Gez.: Siegfried Schneider, MdL