Frage an Sibylle Centgraf von Petra S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Centgraf, noch eine Nachfrage: Wie stehen Sie zum Thema Gewalt an Schulen? Wird das Thema aus Ihrer Sicht vorallem künstlich von den Medien hochgepuscht?
Sehr geehrte Frau Stein,
natürlich ist die Medienaufmerksamkeit groß, wenn Übergriffe von gewaltbereiten Jugendlichen an Schulen passieren. Die Opfer eines solchen Übergriffes müssen bei überregionaler Medienaufmerksamkeit daher auch vor dem Informationsbedürfnis und "Voyerismus" der Medienöffentlichkeit geschützt werden. In unserem Bezirk hat das Jugendamt bei solchen vorangegangenen Fällen auch schnell, unbürokratisch und sensibel reagiert und Hilfestellungen zum Umgang bis hin zur vorübergehenden Abschottung der beteiligten Minderjährigen geleistet. Auch die Täter brauchen Hilfestellungen, um ihr unreflektiertes Verhalten in den gesellschaftlichen Kontext zu stellen und die Verantwortung für ihre Taten übernehmen zu können.
Die öffentlich diskutierten Fälle sind aber nur die Spitze des Eisberges und die sichtbaren Auswüchse der Zustände an den Schulen insgesamt. Daher muß die Aufmerksamkeit auf die Schulsituation insgesamt gelenkt werden. Es kann nicht sein, dass marginalisierte SchülerInnen Angst haben, in die Schule zu gehen oder Besitz (Handys, Markenprodukte etc.) gewaltsam entwendet wird. Daher ist ja die ausreichende Lehrerausstattung und Sach-Mittelzuweisung aber auch die Hausmeisterfrage so wichtig.
Wiederholt ist bei erfolgten Übergriffen die mangelnde Aufmerksamkeit der MitschülerInnen und des Lehrkörpers angeprangert worden. Gute Ansätze zur Vermeidung von Gewalt, Kommunikationsförderung bis hin zur professionellen Konfliktlosungs-Moderation müssen daher unterstützt werden. Wenn heute in vielen Elterhäusern die Sozialkompetenz nicht ausreiched gefördert wird, muß die Schule als Lernort ein Teil der "selbstverständlichen" Umgangsweisen bei bringen. Daher ist auch die Ganztagsschule für die ersten Schuljahre insgesamt richtig. Die funktioniert aber nur bei einer ausreichenden Aussattung mit augebildetem Personal und Kooperation mit vorhandenen Einrichtungen (z.B. Musikschule, Gartenarbeitsschule, Verkehrserziehung etc.).
Mit freundlichen Grüßen
Sibylle Centgraf