Frage an Sibylle Centgraf von Matthias B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Frau Centgraf,
Ihr Wahlkreis vier in Cha-Wid. erscheint mir als DER Schlüsselwahlkreis in ganz Deutschland, um die Wissenschafts- und Kulturbeziehungen insbesondere mit der Russischen Föderation substantiell und nachhaltig zu befrieden und zudem die Beendigung des "Kalten Kunstkrieges" mit Russland einzuleiten. Habe zwei Fragen in diesem Zusammenhang:
1. Wie denken Sie über den Vorschlag, den historischen Ort der SS-Archivalien- und "Beutekunst"-Sammelstelle des Auswärtigen Amtes in der Hardenbergstr. 29a (heute Zoo-Palast) öffentlich zu kennzeichnen, auf dem Hintergrund der vollständigen Zerstörung von 300 bis 400 Museen in der ns-besetzten Sowjetunion 1941-1944?
2. wissenschaftliches Fehlverhalten, Auswahl unerwünschter Ergebnisse zulasten russischer Opfer
Wohl auch noch in Ihrem Wahlkreis liegt der Kurfürstendamm 140. Dort ist vor drei Jahren eine Informationssstele zum "Generalplan Ost" der Berliner Universität vom Mai 1942 aufgestellt worden, mit Textübersetzung auch ins Englische, Polnische und Russische. Leider ist dabei ein schwerer Fehler auf der abgebildeten Germanisierungs- und Siedlungskarte von 1942 realisiert worden: 19 von insgesamt 36 zur Germanisierung vorgesehenen Städten wurden einfach weggeschnitten, nämlich die in Lettland, Estland, Nordrussland und der westlichen Ukraine. Als Hauptopfergruppe wurde nicht die planmässige Aushungerung/ "Verringerung" der städtischen Bevölkerung Leningrads um etwa eine Million auf geplant 200.000 Deutsche innerhalb von 25 Jahren genannt sondern kleinere erste Realisierungen in Polen, Raum Lublin-Zamosc.
Die Kernfrage: Halten Sie Russen für vollwertig? Und welches ist Ihre Position zu der unseligen, antirussischen Kartenmanipulation auf der Stele Kudamm 140, bei der das Bezirksamt bzw. die BVV-Gedenktafelkommission die Federführung hatte (und sicher auch ganz schnell die Korrektur veranlassen könnte, falls dies erwünscht sein sollte)?
in gespannter Erwartung Ihrer Positionierung
M. Burchard
Lieber Herr Burchard,
2006 habe ich Ihnen die selbe Frage schon einmal ausführlich beantwortet. An meiner Haltung zu Ihrem grundsätzlich ja berechtigten Anliegen hat sich seit dem nichts geändert. Die Gedenktafelkomission und auch der bezirkliche Denkmalbeirat haben sich ausführlich mit Ihrem Wunsch befasst. Es gab jedoch gewichtige Gründe Ihren Wünschen nicht in Gänze, sondern nur partiell nachzukommen. Ich bitte Sie um Verständnis, und darum die Mehrheitsmeinung der gewählten Volksvertreter zu akzeptieren.
Ich selbst bin sehr stolz darauf den Zoo-Palast in seiner heutighen Kubatur und als Premiere und Berlnale-Kino erhalten zu können. Für den großen Kinosaal zu streiten, hat mirch viel Kraft und Einsatz gekostet. Gegen eine Plakette oder Informationstafel ist nach Abschluß der Sanierungsarbeiten am Bikini-Haus wohl nichts einzuwenden.
Allerdings wird sich damit der neue Kulturausschuß und die o.g. kommissionen auf Bezirksebene befassen müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Sibylle Centgraf