Frage an Sevim Dağdelen von Gerhard R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Dagdelen,
Reden statt Schießen - was halten Sie von öffentlichen Gesprächen zwischen Vertretern der arabischen Welt und Vertretern Europas?
Gespräche können das Verständnis für Probleme der anderen Seite vergrößern und die Gewaltbereitschaft verringern.
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen muß man auf späte Sendezeiten ausweichen, um Argumente von Gegnern des Afghanistankrieges zu hören. Haben Sie beispielsweise schon einen Tagesthemen-Kommentar gehört, in dem gesagt wurde, daß man Terrorismus nicht mit Krieg bekämpfen kann?
In der WDR-Sendung "Hart aber fair" werden alle Probleme diskutiert - mit einer erstaunlichen Ausnahme: Die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg!
Im August dieses Jahres teilte mir die Redaktion mit: Wir werden Ihren Themenvorschlag(Afghanistan) gerne besprechen.
Im Oktober ergänzte der Redaktionsleiter: Es wird der Zeitpunkt kommen, in dem "Ihr" Thema auch unser Thema der Woche sein wird. Aber es muß dann wichtiger als andere und aktuell in der Diskussion sein.
Zur Glaubwürdigkeit dieser Auskunft: Seit 7(!!!) Jahren gibt es die Sendung "Hart aber fair" und den Afghanistankrieg!
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Geschätzter Herr Reth,
recht haben Sie! Ich habe als LINKE. eine erklärte Position zum Thema Afghanistan. Die Bestimmung der Position beginnt dort, wo ausdrücklich davon die Rede sein muss, dass das dortige Geschehen ein Krieg ist und Deutschland entgegen irreführender Bekundungen der verantwortlichen deutschen Aussen- und Verteidigungspolitiker daran beteiligt ist.
Deutschland führt Krieg und das akzeptiere ich als LINKE. nicht. Dagegen im Parlament und auf den Straßen Stellung zu beziehen nehme ich als meinen Auftrag an.
Dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen, aber nicht nur dort, wenn zwar mit Blick auf den Staatsauftrag in besonders bemerkenswerter Weise nur randläufig und dann noch meistenteils zu nachtschlafender Zeit heikle Themen verhandelt werden, ist sicher ein Problem eigener Güte. So wird mittels Programmplanung gezielt an der Bevölkerungsmehrheit vorbei informiert.
Mit freundlichen Grüßen
Sevim Dagdelen