Frage an Sevim Dağdelen von Elif T. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Dagdelen,
mir geht es um das Thema Ehegattennachzug bzw. um die erforderlichen Sprachkenntnisse.
Mir ist aufgefallen, dass sehr wenig in den Medien darüber berichtet wird oder gar aufmerksam gemacht wird, wie schwer es manche Ehepaare eigentlich haben. Ich selbst bin natürlich auch betroffen und habe auch viele andere Ehepaare kennengelernt, die die selben Probleme haben.
Warum wird so wenig darüber gesprochen? Warum will die Bundesregierung immer noch den Gesetzesentwurf nicht überdenken, ändern oder sogar streichen?
És sind Familien betroffen, die weder Zwangsverheiratet sind, noch irgendwelche Scheinehen arrangiert haben!!! Das muss man doch erkennen. Mir geht es nicht darum, dass man kein Deutsch lernt. Aber es soll die Möglichkeit bestehen, hier in Deutschland, im Ursprungsland die Sprache zu erlernen.
Es ist einfach diskriminierend! Ich bin Deutsche, bin hier aufgewachsen und lebe hier! Warum wird mir die Freiheit beraubt mit meinem Mann eine Ehe zu führen? Es zieht sich alles so weit hinaus, dass man eigentlich gar nicht weiß, wann man überhaupt zusammen leben kann! Und glauben Sie mir, so habe ich mich in Deutschland noch NIE gefühlt. Die Stimmung hier in Deutschland ist wirklich bedrückend.
Ich bin schon seit über 7 Jahren mit meinem Mann zusammen und wir haben nunmal erst kürzlich beschlossen zu heiraten.
Die Prüfungen im Goethe-Institut sind auch der "Hammer", wenn ich das mal anmerken darf.
Die Punkte Grenze von 60 ist meiner Meinung nach viel zu hoch angesetzt. Denn jeder weiß doch, dass man mit 50% eigentlich ein "ausreichend" erreicht hat??!! Oder haben sich die Prüfungsordnungen geändert?
Mein Mann war schon 2x in der Prüfung und hat die Punkte 53 und 51 erzielt. Das ganze "Spiel" ist nervenzerreißend.
Außerdem kann sich mein Mann in einfacher Art ausdrücken und vieles verstehen, wenn man langsam und deutlich spricht.
Ich verstehe die Anforderungen des Goethe-Instituts nicht!
Meistens ist es purer Zufall,dass man die Prüfung besteht.
Mfg
Elif
Sehr geehrte Frau Topcu,
ich danke Ihnen für Ihre Anmerkungen und Anfragen. Tatsächlich stehe ich in meiner alltäglichen Arbeit im Parlament gerade anhand solcher Fallschilderungen und Problemkonstellationen wie der von Ihnen hier vorgetragenen in dauernder Auseinandersetzung mit der herrschenden Migrationspolitik und deren Wirkung in die Sphäre der hiervon Betroffenen Einzelpersonen und Familienverbände.
Genau gegen diese von der Koalition unterhaltene und fortgeführte Politik und deren Auswirkungen richtet sich auch mein politisches Engagement im Bereich der Migrationspolitik.
Daher Ihnen nochmal mein Dank.! So wenig ich Ihnen hier realistisch betrachtet Abhilfe versprechen kann, so sehr kann ich Ihnen versichern, dass sich meine politischen Interventionen unablässig weiter gegen die genannten Zustände richten werden.
Eine fundamental andere Migrationspolitik braucht freilich grundsätzlich andere Mehrheitsverhältnisse, durch aktive Politik innerhalb und außerhalb des Parlaments hierfür zu werben, das ist mein Mandat.
Mit freundlichen Grüßen
Sevim Dagdelen