Frage an Sevim Dağdelen von Kristina M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr M.,

inzwischen hat sich laut Medienberichten herausgestellt, dass die Berechnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in Bezug auf die Anzahl der Intensivbetten offenbar nicht richtig war. Zum einen soll das BMG von einem zu hohen Anfangsbestand ausgegangen sein. Zum anderen seien Fördermittel pro Intensivbett auch dann geflossen, wenn ein schon vorhandenes Intensivbett lediglich „aufgerüstet“ und mit einem Gerät für invasive Beatmung ausgestattet wurde. Außerdem ließen sich die Differenzen darauf zurückführen, dass im DIVI-Register tatsächlich nur die Zahl der betriebsbereiten Betten mit ausreichend Personal angezeigt würden (https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/corona-intensivbetten-107.html).

Wir haben auf Grund des Pflegekräftemangels sogar noch weniger Betten frei als die offiziellen Zahlen zeigen. Allein im Bereich der Intensivpflege fehlen aktuell 3.500 bis 4.000 Fachkräfte. Technisch vorhandene Intensivbetten können wegen fehlender Pflegekräfte nicht genutzt werden.

Die Corona-Krise hat gezeigt: Pflegekräfte sind systemrelevant. Obwohl sie bis zum Umfallen arbeiten und ihre Gesundheit riskieren, werden sie seit eh und je mies bezahlt. Die Pandemie trifft auf ein Gesundheitssystem, das seit Jahren kaputtgespart wird. In Krankenhäusern herrschen zum Teil dramatische Zustände - es fehlen mehr als hunderttausend Pflegekräfte.

Ich bin fest davon überzeugt: Wir brauchen dringend einen Systemwechsel im Gesundheitswesen! Die Krankenhäuser müssen zurück in öffentliche Hände. Die medizinische Grundversorgung durch Krankenhäuser gehört nicht nach betriebswirtschaftlichen Kriterien organisiert. Das Fallpauschalensystem muss durch eine Finanzierung nach dem tatsächlichen medizinischen Bedarf ersetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sevim Dagdelen