Frage an Sepp Müller von Heike R. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Müller,
welchen Plan hat unsere CDU geführte Regierung, wenn der Euro zusammenbricht, wie es Experten kommen sehen?.
quelle: https://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/tid-26216/fuenf-experten-reden-klartext-die-wahrheit-ueber-den-euro-crash-was-passiert-wenn-der-euro-zerbricht_aid_769488.html
"Der Euro kann nicht funktionieren":
quelle: https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/boerse/der-euro-kann-nicht-funktionieren-wir-stehen-vor-dem-waehrungs-crash_H758729400_11514725/
Corona kann zum Zerbrechen der Eurozone führen:
quelle: https://www.welt.de/finanzen/article207450489/An-den-Folgen-der-Pandemie-koennte-die-Euro-Zone-zerbrechen.html
"desaströse Geldpolitik der EZB- Europa vor dem Zerbrechen?":
quelle: https://www.gevestor.de/news/europa-vor-dem-zerbrechen-ein-szenario-830971.html
Experte warnt Anleger: Euro-Währungsreform kommt "zu 100 Prozent":
quelle: https://www.focus.de/finanzen/boerse/dieser-experte-warnt-experte-warnt-anleger-euro-waehrungsreform-kommt-zu-100-prozent_id_10590558.html
usw...
Herr Müller, selbstredend widersprechen die für die Stabilät des Euro und seinen derzeitigen Verfall verantwortlichen Politiker (oder wer sonst ist verantwortlich für die Fiskalpoliztik der Eurozone, wenn nicht Politiker?) dem vehement.
Was auch sollten sie machen, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern?
Herr Müller,
wie dem auch sei, katastrophale Zinsentwicklung, explodierende Gold- und Immobilienpreise, etc. sind für mich Indiz, dass mit dem Euro etwas ganz und gar nicht stimmt und er sich in eine für mich sehr fatale Richtung entwickelt. Dabei möchte ich von Politikern nicht hören, dass auch andere Währungen Probleme haben, denn dies hilft mir und den deutschen Steurzahlern nicht ansatzweise weiter.
Auch Merkels Versprechen sind im Zweifel nichts wert:
quelle: https://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/altersvorsorge-sparen/einlagensicherung-merkels-versprechen-ist-im-zweifel-nichts-wert/6713448-3.html?ticket=ST-7912251-ZIi10gktBRbXuU9fdtfH-ap1
Herr Müller,
falls es, entgegen allen Politikerversprechungen, doch zum Zusammenbruch des Euro kommen sollte, hat dann unsere CDU Regierung, deren Partei Sie ja angehören, einen worst case Plan?
Wäre es zutiefst verantwortungslos, wenn eine Regierung den Zusammenbruch des Euro und dessen Folgen verdrängt und gar nicht als Möglichkeit betrachtet?
Wenn ich von Möglichkeiten und den in den obigen Quellen zitierten Expertenmeinungen spreche, dann möchte ich von Ihnen als Abgeordneten wissen,
Welchen Plan hat die Regierung, beim möglichen Zusammenbruch des Euro, meine geringen Spareinlage/Altersvorsorge zu schützen? Hat die Regierung überhaupt einen Plan? Was erwarten Sie persönlich, wie meine Altersvorsorge geschützt ist, falls der worst case eintritt?
Wie gehen Sie, als Abgeordneter, mit meinen Wählerproblemen um? Lt. GG sind Sie ja auch mein Abgeordneter.
Reicht es aus, dass Politiker nach außen die Überzeugung ausstrahlen, der Euro bleibt stabil und damit gar nicht erst ein gegensätzliches Szenario in Erwägung ziehen? Oder wäre dies, wie ich es sehe, grob fahrlässig?
Noch einmal klar gefragt, falls der Euro kollabiert, wie sichert die Regierung meine Spareinlagen und Altersvorsorge ab?
Erwartet die Regierung in einem solchen Fall soziale Unruhen?
Sind Sie, als Abgeordneter überhaupt in derart Betrachtungen der Regierung involviert?
Warum wurden politische Entscheidungen gefällt und zugelassen, die den Euro destabilisieren? Die Politik destabilisiert den Euro und zerrüttet Europa !
quelle: http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=24117
Bitte keine allgemeinen Erklärungen oder Willensbekundungen.
Herr Müller, mich interessiert ausschließlich, welchen worst case Plan die Regierung hat? Ob sie überhaupt einen hat? Was er für mich als Kleinsparer bedeutet? Ob der mögliche Regierungsplan, wenn es ihn denn gibt, auch vor meinen Abgeordneten und dem Parlament geheim gehalten wird?
Ich bin weder AFD-nah, noch Verschwörungstheoretikerin noch radikal,...
Ich bin besorgt, verunsichert, und möchte gerne eine klare Antwort auf eine klare Fragestellung.
Mit freundlichem Gruß
H. R.
Sehr geehrte Frau Rogall,
vielen Dank für Ihre Fragen. Ich sehe nicht, so wie es der Focus formuliert, den Zusammenbruch des Euros am Himmel heraufziehen. Der Euro garantiert seit seiner Einführung um die Jahrtausendwende Stabilität und wirtschaftliches Wachstum für ganz Europa. Jedoch sehe ich die Rezession in Europa, gar weltweit, mit Sorge. Ganz klar ist die Corona Pandemie die herausforderndste Aufgabe für unser Land seit dem 2. Weltkrieg. Auch die restliche Welt ist stark von dem Virus gezeichnet. Die Bundesregierung und die Große Koalition unternimmt alles was in ihrer Macht steht und im Sinne der Generationengerechtigkeit möglich ist. Dabei ist es sehr wichtig, um auf Ihre These des einseitigen Geldflusses Richtung Brüssel einzugehen, zu berücksichtigen, dass Deutschland Exportweltmeister ist. Deshalb ist klar, dass von staatlicher Seite derzeit mehr Geld Richtung EU fließt als zurückkommt. Jedoch stammt der Großteil der Kunden der deutschen Exporte aus dem europäischen Ausland. Es herrscht eine Interdependenz, welche langfristig angelegt ist. Nur solange unsere Nachbarländer prosperieren, kann auch unsere deutsche Wirtschaft brummen. Deshalb ist es richtig Solidarität unter den Völkern Europas zu zeigen und wirtschaftliche Hilfe bereitzustellen. Deutschland wird hiervon mehrfach profitieren: Wir stärken die europäische Binnenwirtschaft, sorgen für Stabilität und Sicherheit in Europa und profitieren durch unsere Exporte.
Die beiden von Ihnen angeführten Autoren Marc Weik und Matthias Friedrich gelten in der Journalisten Szene als Crash-Propheten, weshalb Ihre Aussagen entsprechend eine Randmeinung einnehmen, auch wenn diese aufgrund deren Erfahrungen mit der argentinischen Staatspleite leidvolle Realitätserfahrungen sammeln mussten. Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion schätzen das Risiko eines Zusammenbruchs des Eurosystems als gering ein. Das Parlament unternimmt in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission erhebliche Anstrengungen um die Stärke des Euro als gemeinschaftliches Zahlmittel zu bewahren. Eine Währungsreform steht für uns nicht zur Debatte. Der Euro stellt seitdem er existiert gegenüber anderen Zahlungsmitteln ein sehr wertbeständiges Zahlungsmittel dar. Wir als CDU/CSU stehen hinter der Fiskalpolitik der Europäischen Zentralbank. Diese sorgt dafür, dass konjunkturellen Schwankungen abgemildert werden, ein stabiles Wachstum über die Dekaden gewährleistet wird sowie die Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt wird. Und das alles schafft sie, weil sie politisch unabhängig agiert.
Das von Ihnen angesprochene faktische Nullzinsumfeld besorgt viele Bürger. Da gleichzeitig die Inflation gering ist entsteht kaum ein Wertverlust von bspw. Bankeinlagen. Sehen Sie darin lieber eine Möglichkeit zu investieren, so wie unzählige Bürger die sich ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen oder dieses zu einmaligen Zinsen sanieren. Andererseits ist dies gleichzeitig auch unser Problem: es ist zu viel volatiles Geld im Umlauf. Dies befeuert auch die Goldpreise, da Gold endlich ist und nicht neu geschöpft werden kann. Generell ist dabei zu unterstreichen, dass das Preisniveau gemessen am Verbraucherpreisindex in denen letzten Jahren im normalen Verhältnis gestiegen ist und somit der Wert des Euros stabil blieb.
Liebe Frau Rogall, unsere Politik versucht alle möglichen Szenarien abzudecken. Dabei gilt es mit allen Maßnahmen den Worst Case grundsätzlich zu verhindern. Zwar bin ich Mitglied des Deutschen Bundestages und sitze dort in einer die Regierung tragenden Fraktion, dies bedeutet aber nicht, dass ich Einblicke in eventuelle „Notfallpläne“ der Regierung hätte – sofern es solche überhaupt gäbe.
Der Wert von Geld als Zahlungsmittel, egal welcher Währung, baut auf dem Vertrauen in diese Währung auf, dass man einen Gegenwert für Banknoten und Münzen erhält. Darum liegt ein Stück weit die Verantwortung auch bei uns, Vertrauen in unsere Währung zu setzen.
Sicherlich ist die Wirtschaftsleistung der einzelnen Länder von einem Nord-Süd Gefälle dominiert. Diese Struktur ist über die Jahrzehnte gewachsen, sodass wir in Deutschland bspw. weltweit geschätzt werden für unsere Kompetenz im Maschinenbau. Die wirtschaftliche Wertschöpfung ist hierbei viel höher als jene die bei der Weinproduktion in Italien oder bei der Olivenverarbeitung in Griechenland erzielt werden kann. Dadurch ist es für die genannten Staaten auch viel schwieriger Rücklagen für Phasen der Rezession oder gar Depression aufzubauen. Hierbei darf die Bundesrepublik ihre Partner und Freunde nicht im Regen stehen lassen, eben gerade auch weil wir als Europäer abhängig voneinander sind. Im internationalen Umfeld sind wir sogar aufeinander angewiesen. Nur gemeinsam kann sich Europa und die EU gegenüber China, Russland und den USA bewähren. So setzen wir auch in punkto Target2-Verbindlichkeiten auf Vertrauen, denn dieses ist Grundlage für Partnerschaft und friedvolles Miteinander.
Ich verstehe Ihre Sorge, dass der Warennachschub mitunter abrupt versiegen könnte, verweise Sie aber auch auf die positiven Beispiele. Auch am Anfang dieses Jahres gingen vielen Bürger unseres Landes von einer Güterknappheit aus. Jedoch blieben die Regale in den Supermärkten und Kaufhäusern der Republik gut gefüllt. Jede Krise birgt ihre Herausforderungen und jede bisherige Bundesregierung hat auf ihre Weise einen Weg gefunden mit dieser umzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Sepp Müller