Frage an Sepp Daxenberger von Tobias A. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Daxenberger,
Weshalb sehen die Grünen immer noch die Kirche als großen Gegner? (Zumindest hat man den Eindruck (Kruzifixdebatte, Kirchensteuer)).
Ich finde auch nicht alles richtig was die Kirche treibt, jedoch wird häufig vergessen welch wichtige Stellung die Kirchen einnehmen. So sind sie zweitgrößter Arbeitgeber und diese Arbeiter werden meines Wissens noch gerecht bezahlt(!), unser Sozial- und Gesundheitswesen wäre doch ohne Caritas, kirchlichen Krankenhäuser, Kindergärten gar nicht denkbar, die ehrenamtlichen kirchlichen Helfter spenden und sammeln Millionen für Notleidende und nicht zuletzt wissen sie Herr Daxenberger, dass der örtliche Pfarrer gerade bei alten Menschen wirklich noch Seelsorger ist. Für mich sind doch die Gemeinsamkeiten die, die Grünen und die Kirche haben (Umwelt, Soziales, Arbeit, Gentechnik etc.) mehr als die Gegensätze. Warum verkraulen sie viele (mögliche CSU-)Wähler von iher Partei mit einem Gegner der kein Gegner ist?
Sehr geehrter Herr Abfalter,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage bezüglich unserer Einstellung zur Kirche. Ich gebe Ihnen recht, daß die Kirche, gerade im ländlichen Raum nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Und das sollte auch so bleiben. Als Bürgermeister habe ich stets ein gutes Verhältnis zur Kirche gehabt und wir haben als Gemeinde viele 100 000 Euro freiwilliger Leistungen für die Kirche erbracht. Ich habe auch schon viele 100 Mal klargestellt, daß der Beschluß der Landesversammlung ein unsinn war, der auch gar nicht gegen die Kirche oder gar gegen das Kruzifix gerichtet war, sondern bei der gesammten Debatte ging es ausschliesslich um die Frage des Kopftuches. Daß die Formulierung dann so war, daß man meinen konnte, wir wollen auch gleich noch das Kruzifix abräumen, ist mehr als ärgerlich, wurde aber von mir und den Fraktionsvorstand offiziell klargestellt, daß dem nicht so ist.
Beim Konkordat ist es etwas anderes. Hier hat Sepp Dürr auf die Frage was er davon halte, daß die Bischöfe vom Staat bezahlt werden geantwortet, darüber sollte man mal nachdenken, ob das noch zeitgemäß ist. Und da hat er recht, nachdenken sollte man immer.Das hat aber nun wirklich keine relevanz, keine bedeutung.
Aber Ihre Aussagen zu den großen sozialen Leistungen der Kirche stimmen so nicht mehr. Da kann ich Ihnen etwas anderes berichten. Kein Altenheim, kein Kindergarten, keine Behinderteneinrichtung wird vom Staat anders finanziert, ob es nun ein kirchlicher Träger betreibt, ein Verein, die Arbeiterwohlfahrt oder die Gemeinde. Diese Einrichtungen kosten den Steuerzahler immer das gleiche Geld. Ich weiß das, weil wir in Waging sowohl kirchliche als auch einen gemeindlichen Kindergarten haben. Unser Altenheim betreiben wir selber. Dort wo wir selber betreiben zahlen wir ebenso Tarif, und entscheiden wem wir einstellen. Die Kirche gilt als Tendenzbetrieb, (geschiedene und wiederverheiratete Erzieherinnen haben immer noch ein Problem).
Aber Sie haben recht, viele Einrichtungen gerade der Pfarrei klappen nur durch ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder. Davon profitieren viele. Bei den Grünen sind übrigens viele engagierte Menschen, die in der Kirche aktiv sind. Wir haben viele Theologen und auch Beschäftigte bei der Kirche in unseren Reihen. Darum wollen wir uns die Kirche nicht zum Gegner machen, sondern zum Partner für eine Gerechte Gesellschaft. Unsere politischen Werte wie Erhalt der Schöpfung, Solidarität, Achtung andersdenkender Menschen u.s.w. sind die gleichen, wie sie auch die Kirche hat. Ich selbst bin jedenfalls ein gläubiger Christ der auchversucht so zu leben. Ich wollte Ihnen noch kurz vor der Wahl antworten, bin aber gerne bereit zu einen persönlichen Gespräch, da wir ja nicht weit auseinander Wohnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sepp Daxenberger