Frage an Sepp Daxenberger von Gerhard R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Daxenberger,
wie reagieren Schulen in Bayern, wenn vor einer Unterrichtsveranstaltung mit der Bundeswehr die nachfolgenden Anträge mit folgenden Begründungen gestellt werden?
Von Eltern: Aus Gewissensgründen erziehen wir unser Kind gewaltfrei mit dem Ziel, daß es später den Dienst an der Waffe verweigert? Deshalb beantragen wir die Befreiung von der Teilnahmepflicht am Unterricht mit der Bundeswehr.
Von volljährigen Schülern: Aus Gewissensgründen werde ich später den Dienst an der Waffe verweigern. Deshalb beantrage ich die Befreiung von der Teilnahmepflicht am Unterricht mit der Bundeswehr.
Wurde das bayerische Kultusministerium vom Bayerischen Elternverband gefragt, ob die Schulen solchen Anträgen stattgeben dürfen, welche Auskunft wurde gegeben und werden Sie sich dafür einsetzen, daß die Schulen verpflichtet werden, Eltern und volljährige Schüler über die Antwort des Kultusministeriums zu informieren?
Ein Beispiel zur Bundeswehrwerbung in Schulen finden Sie unter
www.dw-world.de/dw/article/0,,5230528,00.html - Im Cache - Ähnlich .
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
Sie haben mir einige Fragen zum Thema „Bundeswehr im Unterricht“ gestellt. Dafür danke ich Ihnen. Ihre Fragen sind sehr interessant, da sie mich zur Zeit auch selbst beschäftigen und mich auch schon in meiner eigenen Jugend beschäftigten. Meine Eltern haben mich nicht im Sinne der Friedensbewegung erzogen und trotzdem war für mich klar, dass ich aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigern muss. Es war zur damaligen Zeit nur durch sog. „Gewissensprüfungen“ möglich, den Wehrdienst zu verweigern. Außerdem musste man ein halbes Jahr länger den Sozialdienst ableisten. Sie sehen: Es war schon damals keine ganz einfach Geschichte, aber ich habe das damals konsequent und gegen den Willen meiner Eltern durchgezogen. Sicherlich hat mich das alles auch in meiner eigenen Persönlichkeit und meinen eigenen Positionen gestärkt. Jetzt bin ich selbst Vater von drei Söhnen, die allesamt in meiner Kreisstadt auf das Gymnasium gehen. Ich selbst habe mit meinen bescheidenen Mitteln versucht meine Kinder gewaltfrei und friedfertig zu erziehen. Das Ergebnis ist sehr unterschiedlich ausgefallen. Mein Älterer, der im letzten Jahr Abitur gemacht hat, hat den Wehrdienst verweigert. Mein zweiter Sohn, der zur Zeit die 11. Klasse besucht, ist begeistert von der Bundeswehr und möchte unbedingt eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr einschlagen. Ich bin zwar mit diesem Weg nicht einverstanden, werde aber ganz sicherlich nicht dagegen kämpfen, weil ich weiß, dass der Widerstand, den ich damals von meinen eigenen Eltern erfahren habe, im Endeffekt meine damalige Position sogar noch gestärkt hat. Meine Kinder haben von mir immer wieder zu hören bekommen, dass sie nicht zu diesen Unterrichtsverantaltungen gehen müssen, ich wollte mich aber auch bislang nicht großartig mit den Schulen herum ärgern und habe den Kindern einfach eine Entschuldigung geschrieben. Ich habe schon lange keine Lust mehr dazu, wegen Verfahrensfragen mit irgendwelchen Paragraphenreitern herum zu diskutieren um am Ende aus formalen Gründen zu scheitern. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir Grüne immer wieder Vorstöße machen, dass das Bayerische Kultusministerium und staatliche Schulen keine Zugangsmöglichkeit für die Bundeswehr schaffen dürfen - sowohl im Hinblick auf minderjährjige, als auch auf volljährige Schülerinnen und Schüler. Als bayerische Grüne ist es für uns nicht in Ordnung, dass über die Schulen eindeutige politische Positionen in die Köpfe der Schülerinnen und Schüler gebracht werden. Dies gilt im Übrigen nicht nur für das Thema Bundeswehr, sondern auch im Hinblick auf andere einschlägige politische Themen, zum Beispiel Gentechnik. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass der Einfluss der Eltern und der anderen Erziehenden in solchen Dingen recht gering sind - das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung bestätigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sepp Daxenberger