Frage an Sepp Daxenberger von Thomas U. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Daxenberger,
die katholische Kirche hat in Bayern an den 7 staatlichen Hochschulen insgesamt 21 Konkordatslehrstühle und zwar in den Fakultäten Philosophie, Pädagogik und Gesellschaftswissenschaften.
Finden Sie es richtig, daß der zuständige (?) Bischof bestimmt, wer dort Professor wird?
Finden Sie es richtig, daß diese Institution katholische Kirche andererseits aber nach wie vor Teufelsaustreibungen durchführt?
Finden Sie es richtig, daß diese katholische Kirche sämtliche Verhütungsmittel verbietet, obwohl durch die Benutzung von Kondomen AIDS reduziert werden könnte?
Finden Sie es richtig, daß diese katholische Kirche grundsätzlich vorehelichen Geschlechtsverkehr und Priestern jegliches Sexualleben verbietet?
Finden Sie es richtig, daß die Bischöfe vom Staat (nicht mit der Kirchensteuer) bezahlt werden?
Würden Sie ein Volksbegehren für die längst überfällige Abschaffung bzw. Überarbeitung der Konkordatsverträge unterstützen?
Thomas Unger
Sehr geehrter Herr Unger,
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Themenkomplex Kirche und Staat. Zunächst möchte ich aber einige Grundsätzliche Ausführungen machen. Ich habe ja deutlich gemacht, dass das Thema Konkordat und Finanzierung der Kirchen grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden sollte. Ich machte auch nie ein Geheimnis daraus, dass mir manches an der Kirchenorganisation nicht gefällt. Das sage ich auch als gläubiger Christ. Aber sehen Sie es nicht auch so, dass wir jetzt wesentlich wichtigere Themen haben in Bayern als die Frage wer bezahlt die Bischöfe? Die CSU versemmelt uns momentan die Zukunftsfähigkeit und wir kommen mit den notwendigen Antworten für eine bessere Bildung, für die Energiewende oder die Gentechnikfreiheit nicht durch, weil wir uns mit dem Konkordat beschäftigen müssen.
Nun zu Ihren Fragen: Ich weiß zwar nicht wie viele Hochschulen welche Konkordatslehrstühle haben, bin aber der Meinung, dass die Kirche und der Bischof dort, wenn überhaupt, nur beratende Funktion ausüben dürften. Die Entscheidung muß beim Staat sein. Hier würde für mich der Grundsatz gelten: Wer zahlt, bestimmt.
Daß die Kirche und die dafür zuständigen Institutionen (Vatikan) so was Mittelalterliches wie Teufelsaustreibung immer noch zulassen, halt ich für einen Skandal. Ich war entsetzt, als ich davon in der Zeitung lesen musste.
Das päpstliche Verbot von Verhütungsmittel halt ich für einen Witz, der leider oftmals tödliche Folgen haben kann. Hier zeigt sich, dass die Institution Kirche realitätsfern ist. Ich denke aber, daß diese lebensfremde Einstellung der Institution Kirche heute wohl kaum noch interessiert.
Ebenso verhält es sich mit dem Verbot des vorehelichen Geschlechtsverkehrs. Es ist antiquiert und interessiert wohl auch die eigenen Leute nicht mehr. Bei ihrer Aussage, dass Pfarrer kein Sexualleben haben dürfen, muß ich sie korrigieren. Sie dürfen nicht heiraten, das sagt das Zölibat, mehr nicht und nicht weniger. Das macht die Sache aber auch nicht besser, zeigt doch auch die Verlogenheit, zumindest in der Sexualmoral.
Ob die Bischöfe vom Staat oder von der Kirche bezahlt werden sollten, kann ich nicht abschließend beantworten. Klar ist aber dass das Konkordat dringend überarbeitet werden sollte. Ob dafür gleich ein Volksbegehren notwendig ist, bezweifle ich. Da gibt es für mich wichtigere Dinge, siehe die einleitenden Ausführungen.
Mit freundlichen Grüßen
Sepp Daxenberger