Ist Ihnen das Phänomen Eltern-Kind-Entfremdung bewusst? Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?
Sehr geehrter Herr Münzenmaier,
Eltern-Kind-Entfremdung nach Trennung/Scheidung ist ein gar nicht so seltenes Problem und kann durchaus als psychische Kindesmisshandlung bezeichnet werden.
Ich spreche hier ausdrücklich nicht von den Fällen bei denen sich ein Kind objektiv begründet (physische Misshandlung, Vernachlässigung o.ä.) von einem Elternteil abwendet sondern von vom betreuenden Elternteil bewusst oder unbewusst herbei geführter Entfremdung.
Statistiken darüber gibt es nicht. Nach Expertenschätzungen sind aber zwischen 30.000 und 60.000 Kinder / Jahr davon betroffen.
Dies verursacht (nicht sichtbare) seelische Verletzungen die sich bis weit ins Erwachsenenleben hinein auswirken.
Gerichte, Jugendämter und Beratungsstellen sind i.d.R. damit überfordert.
Der Gesetzgeber kümmert sich nicht darum.
Was gedenken Sie dagegen zu tun?
Grüße
Elmar R.
Sehr geehrter Herr R.,
in der Tat ist Eltern-Kind-Entfremdung ein zunehmendes Problem in einer Gesellschaft, in der nicht zuletzt auch das politische und mediale Establishment Einelternfamilien zu einem „progressiven“ Lebensentwurf stilisieren und stetig daran arbeiten, das Modell der klassischen Familie verschwinden zu lassen.
Dieses hat nicht nur negative Auswirkungen auf unsere demografische Entwicklung, sondern eben, wie Sie schreiben, auch auf die psychische Entwicklung von Kindern, die unausweichlich leidet, wenn solch wichtige Akteure der Sozialisation - eben Eltern - fehlen und wichtige Bindungen gerade in dieser sensiblen Lebensphase eines Menschen vernachlässigt werden. Insbesondere die Auswirkungen von Väterlosigkeit sind Teil eines Phänomens, das gesamte Gesellschaften schädlich beeinträchtigt.
Nach Rücksprache mit meinen Kollegen aus dem zuständigen Arbeitskreis für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde mir mitgeteilt, dass das Thema zukünftig Gegenstand weiterer Beratungen und etwaiger parlamentarischer Initiativen sein wird.
Generell geht auch unser Programm auf die Wichtigkeit intakter Familien sowie auch intakter Eltern-Kind-Beziehungen in Scheidungsfällen ein. Dies dient unseren Fachpolitikern selbstverständlich auch als Handlungsgrundlage für gesetzgeberische Initiativen.
Denn Kinder sind die Hauptleidtragenden, wenn sich die Eltern trennen. Die daraus resultierenden Schäden müssen reduziert werden, indem die Problematik aus der Sicht der Kinder betrachtet wird. Dazu gehört auch die umfassende Unterstützung und Beratung getrennter Eltern.
Abstiegsängste und finanzieller Druck belasten Familien stark und führen oft zu instabilen Ehen und Trennungen. Die AfD fordert daher auch zur Vermeidung von Trennungen eine familienfreundliche Steuer- und Abgabenpolitik, die es Familien ermöglicht, auf Wunsch auch mit nur einem Erwerbseinkommen eine Familie zu ernähren, ohne gravierende Einbußen des Lebensstandards. Auch für Eltern, die beide berufstätig sein wollen, müssen die weiteren Rahmenbedingungen so ausgelegt werden, dass Familie und Beruf möglichst gut vereinbar sind.
Näheres zu den familienpolitischen Leitlinien der AfD-Bundestagsfraktion finden Sie auch im Netz: https://q2z7z6i5.rocketcdn.me/wp-content/uploads/2020/10/ak-familie_leitlinien_bs-a4_digitale_version-1.pdf.