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Sebastian Körber
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Frage von Nadine E. •

Was sind die aktuellen politischen Vorgehensweisen, um Betroffenen von Post Covid, Post Vac und ME/CFS zu unterstützen? Was wird getan, um nach Behandlungen, Therapien, Medikamenten etc. zu forschen?

Hallo Herr Körber, warum wird nicht mehr für die Versorgung von PostCovid, PostVac und ME/CFS Betroffenen getan?Wissen Politiker*innen nicht, dass Zeit eine große Rolle beim Verlauf der Erkrankung spielt?Der Zustand von Betroffenen verschlechtert sich zunehmend und die Chance auf Heilung wird geringer.Wir, Betroffene und ihre Angehörigen brauchen Ihre Unterstützung.Sie haben die Macht, die Stimme und die Kraft, die den Betroffenen fehlt.Bitte nutzen Sie diese, so dass hundertausende Menschen nicht ihr Leben lang ans Bett gebunden sind.Es gibt Möglichkeiten: das Medikament BC007, Immundadsorption etc..Bitte sorgen Sie dafür, dass Aufklärungskampagnen starten, so dass die Ärzt*innen Odysee, das ständige Rechtfertigen/ Erklären, der Kampf, um eine Versorgung etc. endet und die Versicherungen unterstützen.Auch die Pflegeversicherung muss greifen.Nicht jede*r hat ein soziales Netzwerk.Ich bin eine verzweifelte Partnerin eines Post Covid Erkrankten und bitte Sie Stellung zu beziehen.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau E.,

zunächst einmal darf ich Ihnen im Namen meiner Fraktion, aber auch ganz persönlich mein Mitgefühl und Bedauern ob Ihrer aktuellen Situation ausdrücken. Nach Rücksprache mit dem gesundheitspolitischen Ressort meiner Fraktion kann ich Ihnen folgende Antwort übermitteln:

Der Landtag beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit dieser Problematik und hat bereits mehrere dahingehende Initiativen auf den Weg gebracht. Uns allen ist daran gelegen schnellstmöglich mehr zu den Risikofaktoren, Krankheitsmechanismen und Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren. Die Wissenslücken sind noch sehr groß, zum Glück forschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt zu Long-Covid. Ich sehe es wie Sie, für die Betroffenen müssen alle Kräfte gebündelt werden, um schnellstmöglich Erfolge zu erzielen.

Durch das Bundesforschungsministerium wurden 6,5 Mill. € für Forschungsvorhaben zur Verfügung gestellt. 1,2 Mill.€ wurden im Rahmen der geförderten Forschungsverbünde für das Forschungsprojekt „reCOVer“ für eine Pilotstudie des Medikaments BC007 mit mindestens 30 Long-Covid-Patienten zur Verfügung gestellt. In Bayern sind mit der Förderinitiative "„Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom“ 5 Mio. € an Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Forschungsmitteln wird u.a. die Versorgungsstudie am Erlanger Uniklinikum gefördert, welche einen diagnostischen Algorithmus zur Klassifikation von Long-COVID-Patienten als Voraussetzung für eine kausale medizinische Versorgung untersuchen soll. Die Long-Covid-Studie unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Hohberger am Lehrstuhl für Augenheilkunde am Erlanger Uniklinikum sollte eigentlich schon längst auf ME/CFS-Betroffene ausgeweitet werden, da beide Erkrankungen sich in Klinik und Symptomen sehr ähnlich sind, bei beiden Patientengruppen wurde ein Teil gleicher Autoantikörper gefunden. Um die erweiterte Studie durchführen zu können, wurden über alle Fraktionen hinweg 800.000€ an Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt. Nach unserer Kenntnis besteht grundsätzliche Bereitschaft der Firma Berlin Cures GmbH zur Durchführung einer Medikamentenstudie mit BC007 bei Patienten mit ME/CFS. Diese Zusage ist allerdings an die Bedingung geknüpft, dass zunächst positive Ergebnisse einer Long-COVID Pilotudie mit BC007 vorliegen. Diese Studie möchte die Berlin Cures GmbH selbst durchführen. Bisher ist leider ein entsprechender Start einer Pilotstudie auf den einschlägigen Seiten nicht zu finden. (https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/search?query=BC007, https://clinicaltrials.gov/ct2/results?cond=&term=BC007&cntry=&state=&city=&dist=).

Da mir keine weitergehenden Erkenntnisse vorliegen und die Haushaltsmittel von 800.000€ nur für eine Studie zur Behandlung von ME/CFS-Betroffenen mit dem Medikament BC007 zur Verfügung stehen, hat meine Fraktion hierzu einen Antrag (Drucksache 18/23599) an die Staatsregierung gestellt. Hierzu soll im Ausschuss für Gesundheit und Pflege ein Bericht ergehen, wie weiter mit den bewilligten Studiengeldern verfahren werden soll, welche Möglichkeiten es gibt an der Uniklinik Erlangen doch noch eine Studie mit ME/CFS-Betroffenen durchzuführen, und welche politischen Möglichkeiten die Staatsregierung sieht und ergreifen möchte, um die Hoffnungen der Patienten zu unterstützen. Unser Anliegen ist auf jeden Fall, dass die bereits bewilligten Forschungsgelder weiterhin für eine Studie mit dem Medikament BC007 zur Verfügung stehen. Wenn eine Übertragung der Gelder nicht möglich ist, werden wir einen erneuten Haushaltsantrag stellen. Wann der entsprechende Bericht im Gesundheitsausschuss gegeben wird, steht leider noch nicht fest.

In Bayern wurden an allen Universtitätskliniken Post-Covid-Ambulanzen sowie andere spezialisierte Versorgungsangebote für Post-Covid/Long-Covid-Betroffene Kinder wie Erwachsene aufgebaut. Zudem stellt die Bayerische Landesärztekammer seit Beginn des Jahres 2020 ein großes Fortbildungsangebot zum Thema "Covid-19", Long-Covid, Post-Covid zur Verfügung. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns hat bereits alle niedergelassenen bayerischen Ärzte und Psychotherapeuten zur Behandlung und Nachsorge eine grundlegende Information zugeschickt. Innerhalb der Ärzteschaft hat sich ein Netzwerk gegründet, wodurch entsprechend der Leitlinie, häufig fachübergreifend, die Behandlung der Patientengruppe erfolgen soll. Weitergehende praxisorientierte Fortbildungsangebote zur Diagnostik und Therapie sind initiiert und laut KVB stossen diese Angebote bei den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten auf großes Interesse.

Seit Herbst 2021 wurden mehrere Förderinitiativen in Bayern gestartet, um Wissenslücken zu schliessen und die Versorgungslage der Betroffenen zu verbessern. Erste Projekte werden in den kommenden Monaten abgeschlossen.

Es sind bereits viele Sachen angeregt und die Strukturen am Aufbau, dennoch ist noch viel Forschung und Expertise nötig, um allen Betroffenen schnellstmöglich evident helfen zu können. Seien Sie sich sicher, dass wir als FDP-Fraktion weiter an dieser wichtigen Thematik dranbleiben und im Rahmen unserer Möglichkeiten für den Kampf gegen Post-Covid und ME/CFS eintreten werden.

Sebastian Körber, MdL verbleibt mit besten Grüßen.