Frage an Sebastian Heuchel von Stefan Z. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Majewski!
Eine der romantischsten und schönsten Bahnstrecken Deutschlands, die Trasse Sonneberg-Ernstthal-Gräfenthal-Probstzella wurde vor einigen Jahren durch dubiose Vorgänge der DB AG still gelegt. Der Teil Sonneberg-Ernstthal mit der Erweiterung bis Neuhaus wurde aufwändig saniert und reaktiviert. Der übrige Teil wird bis heute dem Verfall in sträflicher Weise preis gegeben. Ein Förderverein bemüht sich um Streckenerhalt und touristische Nutzung. Der Freistaat Thüringen hat sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen öffentlich von diesem Teil der Strecke abgewandt. (Gründe der Rentabilität, die auf der Tatsache eines schlechten Fahrplans, eines ausgedünnten Angebotes, einer sich anschließenden Stilllegung, eines schlechten und mehr und mehr ausgedünnten und letztlich eingestellten Schienersatzverkehrs gezogen werden sind wenig nachvollziehbar - sie sind vorsätzlich und so gewollt)Thüringen, als Besteller des ÖPNV stützt(e) auf diese Weise auch noch im Nachhinein die damaligen Machenschaften der DB AG und gab diesem Teil der Strecke damit noch den Todesstoß. Das Potenzial dieser Strecke liegt aber nicht innerhalb des ÖPNV sondern in der touristischen Erschließung und Nutzung und an dem muss auch dem Freistaat Thüringen in seiner besonderen kulturellen Verantwortung gelegen sein.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, gemachte Fehler zu korrigieren und den Lückenschluss zwischen Ernstthal und Probstzella zu realisieren. Denn hier liegt der reizvollerer Teil der Strecke und erst durch den Lückenschluss bekommt die Bahn in ihrer Nord-Süd-Verbindung einen Sinn. Oder war alles nur lokalpolitisch (dann aber teuer) um das im Kampf um die Kreisstädte "gefallene" Neuhaus aufzuwerten?
Im übrigen ist diese Strecke die einzige überirdische Querung des Hauptkammes des Thüringer Waldes.
Mit freundlichen Grüßen und in Erwartung ihrer kompetenten Antwort
S. Zander
Sehr geehrter Herr Zander,
vielen Dank für ihre Anfrage. Mir persönlich liegt ebenfalls viel an der Reaktivierung dieser Bahnlinie. Mit starkem Interesse habe ich daher die Aktivitäten des Fördervereins zur Rettung der Max und Moritzbahn verfolgt. Ich halte diese Initiative für unbedingt unterstützungswürdig. Die Bündnisgrünen in Thüringen haben es sich ganz ausdrücklich zum Ziel gesetzt den schienengebundenen Nahverkehr in Thüringen deutlich zu fördern. Das schließt neben dem Ausbau bestehender Strecken, wie z.B. die Mitte- Deutschland- Verbindung oder die Strecke Saalfeld- Gera- Leipzig auch die Reaktivierung stillgelegter Strecken ein, darin beinhaltet ist auch die Strecke zwischen Probstzella und Ernstthal am Rennweg. Es ist wichtig, dass in Thüringen ein flächendeckendes Bahnnetz besteht um den Ansprüchen einer modernen Zivilgesellschaft zu entsprechen.
Das große Problem ist, dass Busse die weggefallenen Bahnverbindungen nicht adäquat ersetzen können, weil sie bei den Nutzern äußerst unbeliebt sind. In der Reaktion steigen die meisten Personen (wenn sie dazu in der Lage sind) auf individuelle Verkehrsmittel um. Das kann in keinster Weise unser Ziel sein.
Neben den von Ihnen bereits angesprochenen touristischen Nutzen dieser Strecke ist es meiner Meinung nach auch dringend nötig eine Bahnverbindung von Sonneberg über Neuhaus nach Saalfeld zu unterhalten. In Hinblick auf zukünftige Gebietsreformen muss ein direkte Verbindung zwischen den beiden Kreisstädte bestehen.
Wenn ausreichend Investitionen getätigt werden, wird die Strecke auf jeden Fall so attraktiv sein, dass sie von ausreichend Passagieren genutzt wird. Fehlende Fahrgäste waren im Sommer 1996 ja die Begründung für die Einstellung des Bahnverkehrs, obwohl es eher an dem schlechten Zustand der Strecke lag, der den Ansprüchen mobiler Bürger des 21. Jahrhunderts einfach nicht mehr genügte und somit das Auto die bessere Alternative darstellte.
Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Bahn-Nahverkehr im Freistaat in den nächsten Jahren die Aufmerksamkeit und Förderung erfährt, die er verdient und nötig hat. Die Zeit der geldverschlingenden Prestigeprojekte (z.B. das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Schiene Nr. 8.1) ist endgültig vorbei, wir werden uns bei zukünftigen Investitionen für mehr Nachhaltigkeit und einen stärkeren Nutzen für bisher vernachlässigte Regionen einsetzen. Die seit 20 Jahren verfolgte Politik der Zentralisierung ist weder gerecht noch ist sie vernünftig. Thüringen ist mehr als die Städtekette entlang der A4. Für die zukünftige Entwicklung der südthüringer Region ist die Bahnstrecke zwischen Probstzella und Ernstthal äußerst wichtig und ich bin davon überzeugt, dass dies auf unsere Initiative hin im neuen Landtag die entsprechende Beachtung findet.
Mit besten Grüßen
Sebastian Heuchel