Warum nutzen Sie als Umweltpolitikerin weiterhin Plastikplakate im Wahlkampf?
Sehr geehrte Frau Redmann,
vor einigen Jahren habe ich zum ersten mal Wahlplakate aus Pappe entdeckt. Diese werden offensichtlich immer häufiger eingesetzt und müssen sich demnach bewährt haben. Ich finde das eine gute Entwicklung.
Jetzt musste ich in diesen Tagen feststellen, dass die SPD im Norden noch Plastik verwendet. Nicht selten landen Teile davon bei Wind und Wetter oder durch Vandalismus in der Natur. Dort verbleiben sie dann Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte.
Ich finde die Pappplakate auch gut, weil man Rohstoffe verwendet, die recycelt werden können und bestimmt auch schon aus Altpapier hergestellt sind.
Wann verzichtet die SPD in Schleswig-Holstein auf Plastikplakate?
Mit freundlichen Grüßen
Regina M.
Sehr geehrte Frau M.,
wir haben uns im Vorfeld des Wahlkampfs intensiv mit der Frage über das zu verwendende Material auseinandergesetzt und uns letztendlich für Hohlkammerplakate entschieden.
Richtig ist, dass der Grundstoff der Hohlkammern Erdöl ist. Wir verwenden mittlerweile Plakate, die aus 50 % Recyclingmaterial bestehen, das sogenannte RC50. Für Allwetterplakate werden beständig neue Papierfasern benötigt, um ggf verwendetes Altpapier zu ergänzen. Diese Fasern werden in der Regel global verschifft. Die Produktion von Recyclingkarton ist sehr energieintensiv. Zudem sind die Allwetterplakate häufig mit einer Folie überzogen oder haben verstärkende Kunststofffasern im Papier verarbeitet.
In der Cradle-to-gate-CO2-Bilanz liegt das Pappplakat lt. Berechnung über NatureOffice schlechter als die Hohlkammer, selbst bei Verzicht auf eine Folierung. Das hat unter anderem folgende Gründe: Die Gewichtsmenge des benötigten Materials pro Plakat ist nahezu doppelt so hoch (Hohlkammer 450g je Quadratmeter, Pappe mindestens bei 600g je Quadratmeter; zudem werden für Pappplakate größere Flächen an Material notwendig, um an alles Seiten umklappbare Laschen zu fertigen - Hohlkammern werden ohne Laschen auf Endformat geschnitten), die Arbeitsschritte durch Stanzen und Folieren sind energetisch weitaus umfangreicher, Transportemissionen durch das Gewicht natürlich höher. Auch in der Plakatierung vor Ort fallen durch das erhebliche höhere Gewicht höhere Transportemissionen an.
Hinsichtlich des Recyclings sind Pappplakte, die foliert oder kunststoffverstärkt sind, nicht tatsächlich brauchbar. Nach Auskunft des hiesigen Entsorgungsverbands sind diese Plakate Restmüll, der in die Müllverbrennung geht. Unser verwendetes Hohlkammermaterial hingegen ist vollständig recycelbar.
Selbst für den Fall einer Entsorgung im Rahmen der Verbrennung ist der Kunststoff wertvoller als Pappe, da das Material die Zufuhr fossiler Brennstoffe substituiert. Die Hohlkammern verbrennen sauber mit sehr hoher Effizienz.
Als letztes Kriterium haben wir die Haltbarkeit herangezogen. Insbesondere hier liegen die Hohlkammern durch ihre Wetterresistenz deutlich vorne. Aktuell konnten wir sehen, dass Pappplakate in Massen durch Regen und Sturm vernichtet wurden und eine Nachproduktion erforderlich wurde.
Im Fazit sind wir sicher, mit unserer Wahl die ökologisch bessere Wahl getroffen zu haben. Zudem kompensieren wir die im Endeffekt anfallenden CO2-Emissionen im Rahmen von Zertifikaten zur Moorvernässung in Schleswig-Holstein.
Herzliche Grüße
Sandra Redmann