Portrait von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Edgar H. •

Frage an Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von Edgar H. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Leutheusser-Schnarrenberger.

Seit vielen Jahren bin ich in der Jugendarbeit tätig und stelle erfreut fest, dass seit dem Inkrafttreten des Rauchverbotes für unter 18-Jährige deutlich weniger Jugendliche ’zur Kippe greifen’.

Es mir ist jedoch unerklärlich, warum man nicht parallel dazu ein entsprechendes Alkoholverbot für diese stark gefährdete Altersgruppe in das Jugendschutzgesetz mit eingebracht hat! Gibt es hierfür einen Grund?

Aus einem Artikel der “Badischen Zeitung“ v. 24.07.2007 (“Um 3 Uhr früh ist Schluss mit lustig“) :
- “ Die Bilanz um 6 Uhr früh lautet: mehrere Schlägereien, Platzverweise, eine volltrunkene 16-Jährige und ein Raub.“
- “ Wodka bringt ein junges Mädchen nahe ans Koma.“
- “ "Mann, ihr habt ja ein schlankes Leben" , meint ein anderer Passant, "ich bin grad aus Hamburg hierher gezogen — dort muss die Polizei auf dem Kiez schon mit Sondereinheiten ran." “
- “ Der "Nüchternste" von ihnen ist fast enttäuscht, dass er nur ein Promille Alkohol im Blut hat. Der Rest liegt bei 1,5. Der Polizist schüttelt den Kopf, als die Vier abgezogen sind: "Wo führt das alles nur hin?" “

Geradezu Vorbildliches habe ich in einem ´Discounter´ entdeckt: Beim Einscannen der Ware erscheint auf beiden Displays der Kasse (eines für die Kunden), dass dieser Artikel unter das Jugendschutzgesetz fällt!

Für Ihre Bemühungen sowie Ihr Verständnis möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Ihnen bedanken und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Edgar Haas

Portrait von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Haas,

vielen Dank für Ihre Frage vom 27. Juli 2008.

Eine schärfere Gesetzgebung wird dem Problem des frühzeitigen Alkoholkonsums Jugendlicher nicht gerecht. Wirkungsvoller ist, und das hat auch die Tagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung im Herbst vergangenen Jahres gezeigt, ein Umdenken in den Köpfen der Jugendlichen zu erreichen.

Die FDP setzt sich für eine konsequente Förderung von Präventionsmaßnahmen und den Ausbau von Aufklärungsinitiativen beim Umgang mit dem Alkohol in unserer Gesellschaft ein. Prävention und Aufklärung sind wirkungsvoller als Verbote. Verbote und dirigistische gesetzliche Maßnahmen um den Alkohol-Konsum zu senken, prägen leider die vorgelegten Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Suchtprävention". Damit wollen die Experten den falschen Weg in eine Verbotsrepublik fortsetzen, von dem sie sich eine wirkungsvolle Suchtbekämpfung versprechen. Ein Mehr an Verboten führt aber gerade nicht zu einem Umdenken in den Köpfen und damit zu einem moderateren, verantwortungsbewussteren Umgang mit Alkohol.

Am Beispiel von Großbritannien lässt sich eindeutig ablesen, dass trotz eines Alkoholverbots bis zum 18. Lebensjahr der Missbrauch von Alkohol durch Jugendliche zunimmt. Das gleiche Problem besteht in Griechenland, das zu den Spitzenreitern bezüglich frühen Alkoholmissbrauchs gehört. Auch die in Großbritannien vor nicht allzu langer Zeit aufgehobene Sperrstunde vermochte dieses Problem nicht zu lösen. Jugendliche in Großbritannien und Griechenland trinken bei weitem mehr als die deutschen Jugendlichen, was den Schluss zulässt, dass vor allem eine konsequentere Umsetzung bereits bestehender Gesetze, also auch eine stärkere Kontrolle der Verkaufsstellen, vor allem im Einzelhandel, wo noch am häufigsten der Verkauf von Alkohol an Jugendliche stattfindet, ausgebaut werden sollte. Darüber hinaus müssen alle beteiligten Akteure (Eltern, Lehrer, Freunde, Handel, Gastronomie, etc.) etwas tun. Allerdings benötigen wir auch mehr Forschung über riskanten Alkoholkonsum und sollten Maßnahmen treffen -- so genannte Sekundärprävention - die auffällige Jugendliche mit Alkoholproblemen langfristig betreuen.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger