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Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
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Frage von Heribert W. •

Frage an Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von Heribert W. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Frau Leutheusser-Schnarrenberger,

unbestritten gibt es in der umlagenfinanzierten Rentenversicherung durch die demographische Entwicklung – insbesondere die viel zu geringe Geburtenrate – verstärkt Finanzierungsprobleme.

Durch eine kapitalgedeckte (Zusatz-)Rente soll diesem Problem – nicht nur nach Meinung der FDP - begegnet werden.

Was ich nicht verstehe, ich bitte Sie deshalb mir das zu erklären: Auch eine kapitalgedeckte Rente ist nur dann wertvoll, wenn es jünger Menschen gibt, die für diese Rente Leistungen für die alten Rentner erbringen.
Wo bitte kommen diese jüngeren Leistungserbringer her? Wer zieht sie groß? Wie geht man mit den dann auch alten Eltern dieser Leistungserbringer um? Sollen diese in ihren jüngeren Jahren Beiträge für eine hinreichende kapitalgedeckte Rente erbringen und Kinder als die künftigen Leistungsträger großziehen?
(Während andere nur für ihre kapitalgedeckte Rente sorgen).
Wo bleibt so etwas wie eine Gerechtigkeit innerhalb der Generationen (Intragenerationengerechtigkeit)?

Unbestritten: Ohne Nachwuchs bzw. zu wenig Nachwuchs funktioniert eine „Umlagenfinanzierte Rente“ nicht.
Aber: Ohne jüngere Menschen als Leistungserbringer funktioniert auch eine „kapitalgedeckte Rente“ nicht.
Wo ist da der entscheidende Unterschied?

Wir brauchen hinreichenden Nachwuchs! (mit guter Aus-Bildung) – aber auch in hinreichender Anzahl!

In unserem Staat ist das Erziehen des Nachwuchses weitgehend Privatsache (insbesondere von der Kostenseite / Risiko her betrachtet); sind die Kinder dann erwachsen und bezahlen sie Steuern und Sozialabgaben werden diese sozialisiert – die eigenen Eltern haben von diesen Leistungen in der Regel am wenigsten (den geringsten Rentenanspruch).

Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Und verspielen wir nicht so unsere Zukunft, weil es wirtschaftlich am besten ist, wenn die Nachbarn die Kinder haben, aber man selber nicht?

Mit freundlichen Grüßen

Heribert Wingenfeld

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Wingenfeld,

die kapitalgedeckte Rente beruht darauf, dass jede Generation ihre eigenen Ersparnisse anlegt, von denen sie im Alter lebt. Sie muß daher nicht ausschließlich auf die Ressourcen und Arbeit der jüngeren und arbeitenden Generation zurückgreifen. Die Kapitalanlagen können auch bei einem Bevölkerungsrückgang nicht mit dem Umlageverfahren verglichen werden. Kein seriöses Forschungsinstitut vertritt die Meinung, Kapitalanlagen würden unter dem demographischen Wandel genauso zu leiden haben wie das Umlageverfahren. Diese Meinung wird von Angsttreiber der SPD und Grünen sowie der Linksparte betrieben, weil diese aus ideologischen Gründen an dem Umlageverfahren festhalten wollen. Den linken Parteien ist die Tatsache der Kapitalbildung ein Dorn im Auge, sie wollen alle Gelder der Bürger in Staatshand nehmen und den Staat wieder austeilen lassen. Individuelle Freiheit, Verantwortung und Eigentum lehnen die linken Parteien ab. Im Übrigen haben fast alle westeuropäischen Länder eine viel höhere Kapitalbildungsquote zur Alterssicherung als Deutschland. Nun aber zu den Gründen, warum die Kapitaldeckung auch in einer alternden Gesellschaft funktioniert: Im Umlageverfahren muß die jüngere Generation unmittelbar mit ihren Beiträgen die Rentner finanzieren. Bei der Kapitaldeckung sind Ersparnisse da, die in ganz verschiedenen Anlageformen angelegt sind, etwa Immobilien, Aktien, Rentensparplänen. Deren Wert hängt nicht unmittelbar mit den Löhnen und Beiträgen der Arbeitnehmer zusammen, sondern von der Gesamtwertschöpfung. Da die Produktivität je Arbeitnehmer weiter steigt, etwa durch Computer- oder Maschineneinsatz, kann die Wertschöpfung auch bei absinkender Bevölkerung steigen. Zudem sind die Wertanlagen und Konzerne weltweit vernetzt, so dass die Alterung in Deutschland kaum ins Gewicht fällt. Die Kapitalanlagen profitieren beispielsweise von der jungen Bevölkerung Indiens und der ebenso wachsenden Bevölkerung in den USA. Ich stimme Ihnen zu, dass Kinder und Nachwuchs entscheidend sind für den Erhalt der Gesellschaft.
Die FDP will sich dafür einsetzen, dass Familien und Kinder – auch in der Altersvorsorge – besser berücksichtigt und gefördert werden. Darüber hinaus muß ein gesellschaftliches Klima in Deutschland entstehen, das den Wert und das Glück von Familien und Kindern wieder anerkennt.
 
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger