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Frage von Jürgen H. •

Frage an Sabine Leidig von Jürgen H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Leidig,

aus persönlicher Betroffenheit wende ich mich an Sie, ebenso wie an die anderen Abgeodneten aus meinem Wahlkreis mit der Bitte um Stellungname zu einer Frage, von der ich glaube, dass sie von algemeinerer Bedeutung ist.

Die Arbeitsagenturen schicken unzählige Arbeitslose zu so genannten Bewerbertrainings, deren tatsächlicher Nutzen eher fraglich ist, während für substantielle fachliche Weiterbildung gleichzeitig kein Geld mehr vorhanden ist. Wäre es, angesichts der Haushaltslage nicht an der Zeit, sich von der lieb gewonnenen Illusion zu verabschieden, dass die Massenarbeitslosigkeit überwiegend ein Resultat mangelhafter Bewerbungsunterlagen sei, und stattdessen die ohnehin knappen Mittel besser für sinnvollere Maßnamen einzusetzen?

Mein Arbeitsvermittler deutete an, dass die Bewerbertrainings von den Arbeitsagenturen in großen Kontingenten zentral eingekauft worden seien. Sollte man nicht die Vergabekriterien der Arbeitsgenturen sowie die Qualitätsanforderungen an solche aus öffentlichen Geldern finanzierte Kurse einmal gründlicher durchleuchten?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

Sie haben vollkommen Recht. Die Bewerbertrainings finden bundesweit statt. In vielen Fällen schildern Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Maßnahmen, dass es sich dabei eher um eine Beschäftigungstherapie handelt bzw. im Vorfeld nicht darauf geachtet wurde, ob diese Maßnahme für den jeweiligen Betroffenen Sinn macht. Selbstverständlich sind die fehlenden Arbeitsplätze das Hauptproblem.

Was die Weiterbildung erwerbsloser Menschen betrifft, ist es so, dass sowohl die Arbeitsagenturen als auch die ARGEn bzw. Optionskommunen vollkommen umgesteuert haben, weg von nachhaltiger und sinnvoller Qualifizierung, hin zu schnellen und kurzfristigen Maßnahmen. Diese kosten einerseits wenig und andererseits werden sie kurzzeitig als statistischer Erfolg verbucht.

DIE LINKE hat diesen Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik schon immer kritisiert und sieht diese Ausrichtung als grundfalsch an. Die beste Garantie für Chancen am Arbeitsmarkt und gegen Arbeitslosigkeit ist eine gute Ausbildung, das belegen immer wieder die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit und verschiedenste Studien. Demzufolge müsste sich auch die Arbeitsverwaltung entsprechend verhalten und in die Qualifikation der erwerbslosen Menschen investieren. Die Bundesagentur für Arbeit verfügt aber über immer weniger Mittel, was die Förderung der beruflichen Weiterbildung angeht und muss sich nach den politischen Vorgaben der Bundesregierung richten, die seit vielen Jahren eine verfehlte und fachlich wenig fundierte Arbeitsmarktpolitik betreibt.

Eine klare politische Forderung der LINKEn ist, dass Erwerbslose einen Rechtsanspruch auf berufliche Weiterbildung haben müssen. Grundsätzlich muss das gesamte arbeitsmarktpolitische Instrumentarium umgesteuert werden, um die Arbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen und nicht die Arbeitslosen, wie es oft derzeit der Fall ist.

Bezüglich der von Ihnen angesprochenen Qualität der Bewerbertrainings macht es mit Sicherheit Sinn, die Arbeitsagentur konkret auf Mängel hinzuweisen. Oft ist es nämlich so, dass die Agenturen von Missständen gar nichts mit bekommen, weil sich kein Betroffener darüber beschwert und die Agenturen womöglich dankbar für solche Hinweise sind.

Sabine Leidig