Frage an Sabine Dittmar von Maria S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dittmar,
im Rahmen der aktuell anhaltenden Corona-Krise würde ich gerne eine dringende Frage des Mikrobiologen und Infektionsepidemiologen Prof. Dr. Sucharit Bhakdi zur Vergleichbarkeit beantwortet sehen:
"Immer wieder wird die erschreckende Situation in Italien als Referenzszenario herangezogen. Die wahre Rolle des Virus in diesem Land ist jedoch aus vielen Gründen völlig unklar [...] weil außergewöhnliche externe Faktoren existieren, die diese Regionen besonders anfällig machen.
Dazu gehört unter anderem die erhöhte Luftverschmutzung im Norden Italiens. Laut WHO-Schätzung führte diese Situation 2006 auch ohne Virus zu über 8.000 zusätzlichen Toten allein in den 13 größten Städten Italiens pro Jahr. Die Situation sich hat sich seitdem nicht signifikant verändert. Schließlich ist es darüberhinaus auch erwiesen, dass Luftverschmutzung bei sehr jungen und älteren Menschen das Risiko viraler Lungenerkrankungen sehr stark erhöht.
Außerdem leben 27.4 Prozent der besonders gefährdeten Population in diesem Land mit jungen Menschen zusammen, in Spanien sogar 33.5 Prozent. In Deutschland sind es zum Vergleich nur sieben Prozent. Hinzu kommt, dass Deutschland laut Prof. Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, in Sachen Intensivstationen deutlich besser ausgestattet ist als Italien – und zwar etwa um den Faktor 2,5.
Meine Frage: Welche Bemühungen werden unternommen, um der Bevölkerung diese elementaren Unterschiede nahe zu bringen und den Menschen verständlich zu machen, dass Szenarien wie in Italien oder Spanien hier nicht realistisch sind?" [1]
Mit freundlichen Grüßen
Maria Schmied
[1] https://tinyurl.com/valqd3m, Frage 5
Sehr geehrte Frau Schmied,
vielen Dank für ihre Anfrage vom 30.03.2020.
In der Tat hat das Krisenmanagement in Deutschland gut funktioniert und wir sind zum Glück bislang gut durch die Krise gekommen. Wir haben rasch zusätzliche Kapazitäten geschaffen. Das zeigt die enorme Leistungs- und Adaptionsfähigkeit unseres Gesundheitssystems. Eine Überlastung konnten wir deshalb verhindern. Das wird auch international positiv bewertet. Laut internationaler Vergleichsstudien steht Deutschland bei der Bekämpfung des Coronavirus sehr gut da. Nicht zuletzt der Fall Tönnies zeigt allerdings, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben und auf lokale Ausbrüche schnellstmöglich entschlossen reagieren müssen.
Wir hatten jedoch in Deutschland das Glück, die Ereignisse in China, Italien und anderen Ländern für eine Zeit beobachten zu können und all jene Maßnahmen zu ergreifen. Denn auch in unserem Land gibt es regionale Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung und den von Ihnen angeführten Indikatoren. Ihre Aussage, dass es keine tragischen Verläufe in Deutschland geben könne, teile ich nicht.
Dennoch stimmt, dass wir im nationalen (!) Durchschnitt in vielen Bereichen besser aufgestellt sind, wie beispielsweise bei der von Ihnen angeführten Zahl der Betten auf Intensivstationen. Dies wurde von meinen Kolleginnen und Kollegen über die zahlreichen Kommunikationskanäle auch entsprechend kommuniziert.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Dittmar