Frage an Sabine Dittmar von Martina G. bezüglich Gesundheit
Wie stehen Sie zu dem Problem der fehlenden medizinischen Versorgung von Patienten mit ME/CFS (G. 93.3)?. Trotz etwa 250.000 ME/CFS-Kranken gibt es de facto keinen Zugang zu einem Minimum an ärztlicher Versorgung. Die meisten Ärzte kennen diese Erkrankung nicht und können diese nicht diagnostizieren. Dies führt zu einer hohen Dunkelziffer mit gefährlichen Konsequenzen für die Erkrankten. Trotzer eindeutiger Faktenlage (laut US-Gesundheitsbehörden wie dem Centers for Disease Control and Prevention) überwiegt in Deutschland der Irrglaube, es handle sich um eine psychische Erkrankung und es werden schädigende Therapien empfohlen (Bewegungstherapie, aktivierende Psychopharmaka). Im Extremfall kann Belastung zu langfristiger Schädigung führen (u.a. Prof. Scheibenbogen, Charité).
In den 30 Jahren meiner Erkrankung habe ich noch keinen Arzt mit minimalen Kenntnissen getroffen. Während Infekte und ständige Grippesymptome die ersten Jahre prägten, kann ich mittlerweile kaum mehr arbeiten gehen. Ich benötige immer wieder Schmerzmittel und Cortison.
Wie kann sowas in Deutschland passieren? Wieso reagieren andere Staaten auf den Forschungsstand. Die norwegische Premierministerin hat sich öffentlich entschuldigt und Besserung gelobt.
Wer kontrolliert die Ärzte bzw. deren Fachgesellschaften? Mir ist bekannt dass die Präsidentin der DEGAM absichtlich wichtige Studien ignoriert hat um ihre merkwürdige Leitlinie durchzuboxen.
Wieso gibt es kaum Forschungsgelder? Trotz eines wirtschaftlichen Schadens in zweistelliger Milliardenhöhe (US-Gesundheitsbehörde) und einem unendlichen Leid für uns und unseren Familien ist der Forschungsetat lächerlich. Vielen Dank.
Freundliche Grüße
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Sehr geehrte Frau Gregorius,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 16.11.2018.
ME/CFS (G. 93.3) ist eine sehr spezielle Erkrankungsform. Die nötigen Leitlinien bei der Bekämpfung von Erkrankungen aller Art werden von den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften erarbeitet und letztlich vom GBA umgesetzt. Dieser wird wiederum durch das IQWIG unterstützt, das auch eigene Gutachten anfertigen kann, und so faktisch eine Überprüfung ermöglicht. Ob und inwieweit gerade auch neuerer Erkenntnisse dann in die Aus- und Weiterbildung einfließen wird ganz wesentlich von den Standesvertretungen, also beispielsweise der Bundesärztekammer, verantwortet. Eine Bündelung und Kontrolle findet etwa in der Arbeitsgemeinschaft der medizinischen Fachgesellschaften statt. Bei der Medizinerausbildung sind wir insgesamt seit der letzten Legislaturperiode ja in einem Prozess zur Reform, hier sind allerdings Länder und Bund gemeinsam gefragt.
Forschungsmittel werden im Wesentlichen durch das Bildungsministerium koordiniert. Zu der Frage wie hoch hier, oder bei den Unternehmen die Forschungsmittel bereitstellen, der Anteil für diese spezielle Erkrankung ist und warum er nicht gesteigert wird, kann ich Ihnen leider keine Antwort liefern und kann nur auf das BMG verweisen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Dittmar