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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Dr. med. Joachim K. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Dr. med. Joachim K. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau MdB Bätzing.

Als Hausarzt und Hospizarzt bin ich tagtäglich Zeuge des Leids des Tabakterrors (jährlich 140.000 Tote in D., vielleicht 14.000.000 chronisch Erkrankte.)

Oft werden von perfiden Tabaklobbyisten Wertbegriffe wie "Kultur" und "Freiheit" mißbraucht.

Es heißt die bestbezahlten Werbepsychologen arbeiten in der Tabaklobby.

Ich frage Sie, sind Sie mit mir der Meinung, ...
... dass es perfide ist, von Freiheit zu faseln und dabei den Zigaretten 37 genau ausgeklüggelte suchterregende Stoffe zuzusetzen?
... dass es einer Gehirnwäsche und Kulturschändung gleichkommt, wenn (wie in Ihrer eigenen Medien-Studie festgestellt) 45 % der TV-Produktionen und 77 % der Spielfilme und selbst weite Teile des Kinderprogramms mit bezahlten Zigaretten schleichwerben?
... dass es eines Dokumentationszentrums bedarf (wie für die Mauertoten), welches das Leid der Tabakofper (Krebs, Schmerz, Luftnot, Waisen, plötzlicher Kindstod) und die lukrative "Gesprächsbereitschaft" gewisser Gewissensloser aufzeigt?
... dass das Statistische Bundesamt bei der alljährlichen Veröffentlichung der Todesursachen-Statistik (1.Herz-Kreislauf 2. Krebs 3. Lungenkrankheiten ...) endlich auch die häufigste (!) beeinflussbare Ursache hinter den Ursachen nennen sollte:
1)Rauchen 2)Rauchen 3)Rauchen ...
... dass es eine Schande ist, dass Deutschland die meisten rauchenden Kinder und Jugendlichen hat (UNICEF-Jugend-Studie)?
... dass eine Überwindung der Tabakepidemie, die erfolgreichste Gesundheitsreform aller Zeiten wäre?
... dass der real-existierende Tabaklobby-Einfluss (zB. Liberty-Award) auch der Gesundheit der Demokratie schweren Schaden zufügt?

Mit besorgten Grüßen
Dr. med. Joachim Kamp, Emsdetten

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Sehr geehrter Herr Dr. Kamp,

ich danke Ihnen für Ihr engagiertes Schreiben. Auch ich bin besorgt über die nach wie vor viel zu hohe Zahl von Menschen, die an den direkten Folgen des Rauchens sterben.

Ich kann die Empörung, die das von Ihnen in Ihrer täglichen ärztlichen Praxis erlebte Leid auslösen muss, gut nachvollziehen. Die Reduzierung des Tabakkonsums ist aber auch ein Gesundheitsziel, das Geduld verlangt. Es ist wichtig, dabei kühlen Kopf zu bewahren, um die Situation analysieren und wirksame Präventionsmaßnahmen und Raucherentwöhnungs­programme erfolgreich etablieren zu können. Tabakwerbung und Tabakkonsum in Film und Fernsehen ist vor allem für Kinder und Jugendliche ein Vorbild, das zur Nachahmung verleitet und zu einem frühen Einstieg in den Tabakkonsum anregt.

Vieles ist in den letzten Jahren auf dem Weg zur Reduzierung des Tabakkonsums bereits erreicht worden. So wurden Tabaksteuer­erhöhungen beschlossen, die gerade unter Jugendlichen für einen nachweisbaren Rückgang des Konsums gesorgt haben. Durch die Tabakprodukteverordnung wurde für Warnhinweise auf Zigarettenschachteln gesorgt und Höchstgrenzen für Nikotin, Teer und Kohlenmonoxidgehalt von Zigaretten eingeführt. Die Heraufsetzung des Abgabealters von 16 auf 18 Jahre im September diesen Jahres wird ebenfalls zu einem einen späteren Einstieg in den Zigarettenkonsum führen. Der Schutz vor dem Passivrauchen wird durch die Einführung von Rauchverboten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Was das Rauchen im Fernsehen und in Spielfilmen angeht, versuche ich derzeit, die Film- und Fernsehschaffenden für das Problem zu sensibilisieren.

Aus gesundheitspolitischer Sicht müssen vor allem Kinder und Jugendliche - aber auch Erwachsene - dazu befähigt werden, selbstbewusst nein zum Rauchen sagen zu können.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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