Frage an Ruth Busl von Ursula M. bezüglich Soziale Sicherung
Pflegeversicherung und Rente reichen für viele ältere Menschen schon heute oftmals nicht aus, um einen Platz im Heim zu finanzieren. Wie soll dies aus Ihrer Sicht Frau Busl in Zukunft bei einer steigenden Überalterung unserer Gesellschaft möglich sein und welche Vorschläge/Ansätze haben die Freien Wähler in Bayern um dieses Problem anzugehen, bzw. dem kommenden Pflegenotstand entgegenzuwirken.
Sehr geehrte Frau Meierhofer,
vielen Dank für diese Frage. Eine Frage, die jeden von uns betrifft. Der demographische Wandel ist mittlerweile in aller Munde, und er wird Bayern massiv verändern. Deshalb heißt es für uns alle, in vielen Bereichen umzudenken. Warum? Weil viele ältere Frauen und Männer bereits nicht mehr über die finanziellen Möglichkeiten verfügen, die sie bräuchten, um ihren Lebensabend in einem Pflegeheim aus eigener Tasche bezahlen zu können. Und die gegenwärtige Situation wird sich tendenziell noch verschärfen. Bayernweit könnte, laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die Anzahl der Pflegebedürftigen um 48% steigen, im Landkreis München könnte sich die Zahl der Pflegebedürftigen sogar verdoppeln. Deshalb wird unsere immer stärker alternde Gesellschaft zu einer der größten Herausforderungen für die Familien und die Politik werden.
Schon heute werden viele Menschen mit geringer Rente und ohne Ersparnisse zu Sozialleistungsempfängern, zu Aufstockern. Besonders betroffen sind Frauen, weil sie aufgrund ihrer, durch Kindererziehungs- und Pflegezeiten unterbrochenen, Erwerbsbiographien häufig keine ausreichenden Rentenansprüche erwerben konnten. Diese Probleme können nicht mit kurzfristigen Sonderprogrammen gelöst werden. Wir brauchen ein völlig neues und umfassendes Pflegekonzept für die kommenden Jahrzehnte. Dabei gilt auch in der Pflege der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Sprich: Wir müssen die Grundsteine dafür legen, dass die Pflegebedürftigen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt leben können. Dazu müssen wir die medizinische Versorgung und alternative Wohnformen, auch in den ländlichen Gebieten, weiter verbessern und ausbauen.
Wir müssen aber auch die Pflegeberufe für junge Menschen interessanter gestalten. Dies setzt zunächst - und eigentlich ganz selbstverständlich - voraus, dass derjenige, der sich für einen derartigen Beruf entscheidet, nicht auch noch dafür zahlen muss! Aber derzeit muss sogar Schulgeld bezahlt werden und im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen haben Altenpflegeschüler nicht die Möglichkeit, diese Ausgaben später im Berufsleben zu refinanzieren. Das sind die drei großen Forderungen der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, um die Pflege zukunftsfest zu machen: An erster Stelle Prävention und Gesundheitsförderung, dann ein möglichst langes Leben zu Hause ermöglichen und drittens, den Pflegeberuf interessanter ausgestalten, in einem ersten Schritt das Schulgeld abschaffen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ruth Busl