Frage an Ronald Wilken von Herbert E. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Wilken,
sind sie Wilhelmsburger? Sie treten ja jedenfalls für diesen Wahlkreis an. Was gedenken sie im Falle eines Einzuges in die Bürgerschaft/Bezirksversammlung im Fall IBA/IGS zu tun? Wie sehen Ihre Positionen zu diesem Projekt aus?
Schöne Grüße von der Elbinsel,
H. Enziger
Sehr geehrter Herr Enziger,
ja ich bin Wilhelmsburger, zwar ein zugereister, aber ich lebe mittlerweile seit 1985 auf der Elbinsel.
Leider hat es bei den Planungen für die IGS und IBA kaum ein Mitspracherecht der Wilhelmsburger Bürger und Bürgerinnen gegeben.
Ich selber bin von der IGS betroffen und werde wahrscheinlich meinen Kleingarten verlieren. Wahrscheinlich deswegen, weil ich, wenn ich die Kündigung erhalte Rechtsmittel einlegen werde.
Sowohl das IBA-Konzept als auch das der IGS ist nicht nur bei den Wilhelmsburger Bürgern umstritten. Weit über die Grenzen von Wilhelmsburg hinaus gibt es Kritik von Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen. Die LINKE. sagt nein zu den bisherigen Planungen der verantwortlichen Personen des IBA Projektes.
Unter anderen soll, wie Sie sicherlich Wissen, auf der 500 Hektar großen ehemaligen Kulturlandschaft im Wilhelmsburger Osten eine Siedlung entstehen mit mehren hundert Wohnungen. Hier gibt es eine einzigartige Feuchtwiesenflora. Das Grünland ist durchzogen von Gräben und südlich des Siedenfelder Wegs haben viele Tier- und Pflanzenarten ihr zu Hause. Die Zerstörung dieses Paradieses muss verhindert werden.
Es ist gerade zu paradox, dass man durch die IGS Kleingärten platt macht um anschließend wieder Grünanlagen anzulegen. Auch hier werden im Umfeld der platt gemachten Gärten Tiere (IGEL , UHU) und Pflanzen vernichtet.
Jahrzehntelang wurde der Stadtteil Wilhelmsburg vernachlässigt, zugleich aber auch durch politische Fehlentscheidungen in seiner weiteren Entwicklung behindert (z.B. die Festlegung als Hafenerweiterungsfläche, die Ansiedlung der Mülldeponie, der weitere Ausbau der Verkehrstrassen - die Hafen Hafenquerspange stand schon in den 80er Jahren als Projekt an...).
Dadurch bedingt, treten negative Entwicklungen für die Sozialstruktur unsers Stadtteils auf.
Doch inzwischen, da nun die IBA und auch die IGS sowie zahlreiche weitere Immobilien- und Verkehrsprojekte konkret geplant sind, wirft diese seinerzeit erhobenen Forderung vom "Sprung über die Elbe" auch etliche und wie ich finde bedrohliche Fragestellungen auf:
Werden Reiherstieg-Viertel und die "Wilhelmsburger Mitte" nun zu Wohn- und Arbeitsort der eher besser verdienenden Schichten? Was wird dann aus den schon jetzt hier wohnenden Menschen?
Werden unsere Kleingärten und Parkanlagen zu teuren und wenig hier her passenden Imageprojekten der so genannten "wachsenden Stadt"?
Wird unsere Elbinsel nun zum Spielplatz für teure und unsinnige Prestigeobjekte?
Mit einem Satz: Es besteht die Gefahr, dass IBA und IGS einen großflächigen Verdrängungsprozess auf der Elbinsel einleiten. Die bisherigen Bewohner werden dann an die Peripherien gedrückt, weil sie die dann steigenden Mieten nicht mehr bezahlen können
Ich werde mich jedenfalls weiterhin dafür einsetzen, unabhängig davon, ob ich in die Bezirksversammlung gewählt werde, dass der Senat bestimme Vorhaben seines Prestigeprojektes nicht umsetzt.
Mit freundlichen Grüßen
Ronald Wilken