Frage an Rolf Hempelmann von Marlene F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Hempelmann,
ich las soeben in der WELT, daß die EU, allen voran, Herr Umweltminister Gabriel, einen Klima-Soli-Beitrag für ärmere osteuropäische Länder einführen möchte, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
In einem Kommentar zu diesem Thema las ich folgendes: "Prof. Heinz Zöttl von der Uni Freiburg, Institut für Bodenkunde und Waldnährungslehre":
"Man muß sich klarmachen, daß 96,3% der globalen CO2-Produktion aus natürlichen Quellen stammen, darauf hat der Mensch keinen Einfluß, die restlichen 3,3% können vernachlässigt werden".
Meine Frage nun an Sie, sehr geehrter Herr Hempelmann, wissen unsere Volksvertreter in Berlin so etwas nicht? Und ist dieser erneute "Soli-Beitrag" nicht eine erneute Abzocke der Bürger, die schon lange kaum noch Geld zur Verfügung haben, durch ständig höhere Preise und vor allem, für immer mehr unsinnigere Projekte zur Rettung des Klimas? Kann man von einem Umweltminister Gabriel nicht verlangen, daß er solche Aufsätze von Herrn Prof. Zöttl liest und ernst nimmt?
Sehr geehrte Frau Figura,
bei dem von Ihnen vorgeschlagenen "Klima-Soli-Beitrag" handelt es sich nicht um einen Vorschlag von Bundesumweltminister Gabriel, sondern der Vorschlag ist Teil eines Entwurfs der EU-Kommission zur Weiterentwicklung des EU-Emissionshandels ab 2013. Dass sich nun Bundesumweltminister Gabriel mit der Thematik auseinander setzt, liegt an den Verhandlungen auf EU-Ebene, die nun zu diesem Vorschlag stattfinden. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass ich den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Ausgleich (oder "Soli-Beitrag") ausgesprochen kritisch sehe. Für den Ausgleich wirtschaftlich benachteiligter Regionen oder Staaten innerhalb der EU wurde eigens der EU-Strukturfonds (Kohäsionsfonds) eingerichtet, der jährlich mit mehreren Milliarden Euro gespeist wird. Ein darüber hinausgehender Ausgleich über den Emissionshandel ist daher in meinen Augen weder erforderlich noch sachgerecht.
Zu dem von Ihnen genannten Zitat von Prof. Zöttel möchte ich Ihnen Folgendes antworten: Die weit überwiegende Mehrheit der Klimaforscher und Wissenschaftler auf der Welt ist sich mittlerweile sicher, dass der Klimawandel anthropogen (also vom Menschen verursacht) ist. Der jüngste Bericht vom UN-Klimarat IPCC hat dies im vergangenen Jahr eindrucksvoll bestätigt und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Um auch in Zukunft handlungsfähig zu bleiben, müssen wir meines Erachtens zweigleisig fahren:
Erstens müssen wir alles unternehmen, um den vom Menschen verursachten Klimawandel zu begrenzen - möglichst unter die allseits bekannte 2°C-Grenze. Das heißt konkret, dass wir so schnell wie möglich unsere Treibhausgasemissionen so stark wie möglich reduzieren müssen. Eine Halbierung der weltweiten anthropogenen Treibhausgasemissionen zwischen 1990 und 2050 ist hier die Richtschnur, wie es Anfang Juli auch die Staats- und Regierungschefs der G8 im japanischen Toyako vereinbart haben. Der IPCC-Bericht hat auch gezeigt, dass wir alle dafür notwendigen Instrumente zur Verfügung haben. Nun müssen wir nur den politischen und gesellschaftlichen Willen dazu aufbringen.
Darüber hinaus müssen wir uns an den bereits stattfindenden und erwartbaren Klimawandel anpassen. Das gilt sowohl im Hinblick auf vermehrt auf uns zukommende Extremereignisse als auch bezüglich möglicherweise veränderter natürlicher Rahmenbedingungen für Vegetation, Nahrungsmittelproduktion, Energieerzeugung oder schlicht unser tägliches Leben in Städten und auf dem Land.
Insgesamt sollten wir dabei weder mit Panik noch mit Fatalismus reagieren, sondern die Situation nüchtern und sachlich analysieren und das dann Erforderliche auch tun.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Hempelmann