Frage an Rodolfo Panetta von Andreas B. bezüglich Gesundheit

Lieber Herr Blobel,

als aufmerksamer Leser ist Ihnen aufgefallen, daß unser Programm und meine pointierten Aussagen in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander stehen. Aber auch im REP-Programm ist "Eigenverantwortung" nur ein Prinzip, neben "Leistungsgerechtigkeit", "Wettbewerb", "Offenheit" und "Subsidiarität".
In der Tat habe ich eine starke Sympathie für das italienische Gesundheitssystem. Es ist dort ähnlich wie in Großbritannien als nationaler Gesundheitsdienst strukturiert. Gewissen Nachteilen - lange Wartezeiten bei stationären Behandlungen - stehen große Vorteile wie hohe wirtschaftliche Effizienz gegenüber. In einer Bewertung der WHO erreichte das italienische System hinter Frankreich Platz 2. Die Kosten betrugen 8,4% des BIP. Das System ist steuerfinanziert.
Wir hatten in Deutschland kürzlich über 1000 Krankenkassen. Wir haben derzeit 267 Kassen, und wenn Ministerin Ulla Schmidt diese auf 50 Kassen reduzieren will, so geht mir das noch nicht weit genug. Der Abbau von Bürokratie ist für Deutschland eine der wichtigsten Aufgaben. Das deutsche Gesundheitssystem wird von Profitinteressen bestimmt. Krankenkassen, die sich nicht auf ihre Kernaufgaben beschränken, sondern Marketing und Wellness-Zirkus betreiben, sind mir ein Greuel. Die verschiedenen Systeme für Arbeiter, Beamte und Selbständige sind zu kompliziert und auf Verschwendung ausgerichtet. Sie berücksichtigen nicht, daß Menschen im Laufe ihres Lebens einen unterschiedlichen Status annehmen können. Die Privaten zocken Junge und Selbständige ab und lassen sie bei Zahlungsunfähigkeit im Regen stehen. Wir brauchen keinen Luxus, sondern zunächst eine humane und tragfähige Grundversorgung für alle Bürger.. Die Eigenverantwortung beginnt dort, wo Spitzenmedizin beansprucht wird. Dadurch kommen wir mit der Zeit zu einer Zweiklassenmedizin, aber ich kenne für eine überalterte Gesellschaft auch kein Patentrezept. Wissen Sie eine gerechtere Lösung?

Mit freundlichem Gruß
Rodolfo Panetta