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Frage von Diana P. •

Frage an Rita Renner von Diana P. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Frau Renner,

auch an Sie als Vertreterin der MLPD diese Frage:

gesetzt dem Fall, dass Sie Recht haben, was die finanziellen Möglichkeiten zur Umsetzung des "echten Sozialismus" angeht. Nun leben wir in diesem "echten Sozialismus"...

Wie würde sich denn die Veränderung in der Gesellschaft darstellen?

Präziser formuliert- wie verändert man die einzelnen Menschen und ihre Einstellungen, Einschätzungen, Wertmaßstäbe so effektiv und gezielt, dass Sie im Sozialismus leben könnten ohne irgendwelche Verlustgefühle erleben zu müssen?

Eine solch gravierende Denkweisen verändernde Strukturänderung eines Systems ist zeitlich nicht planbar. Darüber hinaus müssten viele den gesunden Egoismus verlieren und weitaus mehr Menschen ihr gesamtes Leben komplett umwerfen, damit der "echte Sozialismus" praktikabel wird. Individualismus wirkt innerhalb eines solchen Systems auch eher als ein Fremdwort.
Können Sie mir vielleicht ein paar Details dazu erklären, denn die Erreichung eines "echten Sozialismus" erscheint mir doch durch alle bisherigen Ausführungen Ihrerseits einfach nur utopisch.

MfG D.P.

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Antwort von
MLPD

Sehr geehrte Frau Paulick,
 
Vielen Dank für diese Frage.
 
Es ist genau richtig, dass es im sozialistischen Aufbau auf die Massen ankommt. Auf die Entfaltung ihrer Fähigkeiten und ihren Einsatz für den Sozialismus. Dazu bedarf es des sozialistischen Bewusstseins, was unbedingt gefördert und erstritten werden muss.
 
Schon alleine die Errungenschaften im sozialistischen Aufbau in der SU und anderen ehemals sozialistischen Ländern belegen, welche enormen Kräfte freigesetzt werden, wenn ohne Ausbeutung, Konkurrenz und Zwang produziert wird. Denken sie nur an die SU nach dem 1. Weltkrieg: ein Land noch mit alten halbfeudalen Strukturen, vom Krieg gebeutelt, in dem es gelang innerhalb kürzester Zeit eine allseitige Industrie aufzubauen. Das konnte nur in diesem Riesenumfang gelingen, weil die Schöpferkraft der Massen geweckt wurde. Es gelang unter der Herrschaft der Arbeiterklasse das Bewusstsein zu verändern für den eigenen Staat zu produzieren, der planmäßig die gesamte Gesellschaft entwickelt. So wurden enorme sozialen Fortschritte wie der Gleichberechtigung der Frau und ihre Einbeziehung in die Produktion festgelegt und erstritten, was in vergleichbaren Ländern wie Deutschland noch in weiter Ferne lag. Der Schnitt in der Entwicklung war 1956 mit dem Verrat des Sozialismus und der Errichtung eines restaurierten Kapitalismus in der SU. In China wurde der Soziaismus dann 1976 verraten.
 
Heute wird ein Zerrbild des Sozialismus in den Medien vermittelt, als ob im Sozialismus alle gleich gemacht werden, die Individualität verloren geht, nur unter Zwang gearbeitet werden kann. Betrachte ich die heutige Realität im Kapitalismus treffe ich genau auf diese Entwicklung: auch in den hoch industrialisierten Ländern kämpfen immer größere Teile der Massen um ihr tägliches Leben. Die ganze soziale Sicherheit wird untergraben, Schlagworte sind hier Kinderarmut, Altersarmut, zunehmende psychische Erkrankungen usw.. Die Hetze durch den Alltag, die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die ganze Daseinsversorgung in den Familien wird immer mehr dem einzelnen vor allem den Frauen auferlegt und hemmt doch seine Entwicklung. Heute sind über eine Milliarde Menschen weltweit arbeitslos bzw. unterbeschäftigt, ein wahres Trauerspiel. Diese Schöpferkraft wird einfach verschwendet und ist wohl nichts wert! Ja diese Art Leben wollen wir komplett umwerfen.
 
In der Produktion erleben wir wie die verschiedensten Fähigkeiten der Arbeiter wie der Intellektuellen gebündelt werden in einem hochkomplexen Produktionsverbund. Heute schon gibt es eine Unmenge an Vorschlägen wie die Produktion und das Leben im Sinne der Weiterentwicklung der ganzen Gesellschaft gestaltet werden kann. Ich denke da an den Einsatz regenerativer Energieversorgung, was im Sozialismus konsequent umgesetzt würde. Aber die Jagd das riesige Kapital profitbringend zu investieren, damit zu spekulieren, führt heute zu einer die Natur und Menschen zerstörerischen Produktion. Leider erleben wir das heute aktuell ganz tragisch in Japan mit der Entwicklung zu einem Supergau der AKW´s nach dem Erdbeben. Die weltweiten Folgen werden eine Größenordnung mit sich bringen, die wir noch gar nicht erahnen können.
 
Individualität ist im Sozialismus kein Fremdwort, sondern im Gegenteil genau die kann erst da richtig für die Massen wirklich erreicht werden. Es ist kein Verlust zum Wohle der Gesellschaft aktiv zu sein sondern eine große Bereicherung. Schon heute belegen Wissenschaftler in der Gehirnforschung, dass die soziale Verantwortung, gemeinsam aktiv zu sein, selbstorganisiert, eine besondere Stärke des Menschen ist und seiner Gesundheit dient, während die zunehmende Individualisierung krank macht. Für mich ein Grund mehr für den echten Sozialismus einzutreten.
 
Geschenkt wird uns auch im Sozialismus nichts, aber die Befreiung der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung drängt sich angesichts der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus einfach auf. Lernen sie uns doch in Wort und Tat kennen, denn organisierte Arbeit ist heute schon ein Ausblick auf die Möglichkeiten im Sozialismus.
 
Mit freundlichen Grüßen

Rita Renner