Frage an Ricarda Riefling von Anke K. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Riefling,
Die Wahl steht vor der Tür und ich frage mich, was Sie aktiv gegen die Kinderarmut in unserem Land zu unternehmen gedenken. Als Bürgerin dieses Landes interessiert es mich dringend, ob und welche Lösungsvorschläge Sie zu diesem Thema haben.
Mir persönlich ist es fast schon peinlich in einem der reichsten Länder der Welt zu leben und zugeben zu müssen, dass hier in unserem Land heute noch Kinder auf Suppenküchen angewiesen sind. Es ist mir unbegreiflich, warum z.B. die Tabakindustrie in Milliardenhöhe subventioniert, aber bei den Kindern gespart wird. Ich fordere Sie ausdrücklich auf, diesem Umstand ein Ende zu bereiten und dafür zu sorgen, dass Kinder in Deutschland wieder sorgenfrei aufwachsen können, nicht auf Hilfsorganisationen angewiesen sind und jedes Kind unabhängig vom Einkommen der Eltern ein Studium absolvieren kann, sofern es schlau genug dafür ist.
Ich erwarte Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichem Gruß
Anke Kühne
Sehr geehrte Frau Kühne!
Erstmal möchte ich mich für Ihre Frage bedanken. Hinter dem Begriff „Kinderarmut“ verbirgt sich noch viel mehr. Es ist nicht nur die Armut der Kinder sondern auch die der Eltern. Diese sind durch ihre finanzielle Not am sozialen Rand der Gesellschaft angekommen. Es gibt dann Eltern, die in ihren Gefühlen abstumpfen und sie können ihren Kindern nur noch mit sehr wenig oder gar keiner Zuneigung mehr begegnen. Dann gibt es Eltern, die ihr weniges Geld für sich selbst ausgeben und nicht an ihre Kinder denken. Und natürlich auch diejenigen, die es gerne wollen und möchten, aber einfach nicht können.
Ich halte es deshalb erstmal nicht für sinnvoll in erster Linie das Geld direkt in die betroffenen Familien zu geben, sondern in bestimmte Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen zu investieren. Damit kann eine kostenlose Versorgung der Kinder aus armen Familien stattfinden. Der Hartz-4-Regelsatz gibt für ein Kind gerade mal 2,57 €uro täglich für Essen her. Das reicht nicht für eine gesunde Ernährung, die für das Wachstum sehr wichtig ist.
Ich wünsche mir sehr, dass Familien wieder in Lohn und Brot stehen, und selbst die Versorgung in die Hand nehmen. Doch es ist nicht nur die ausreichende finanzielle Unterstützung die man in diesem Land Jahre lang versäumt hat, sondern es fehlt ganz und gar die soziale Bindung untereinander in vielen Familien. Kinder brauchen Liebe und Zuneigung. Hier muss in den Familien angesetzt werden. Selbstverständlichkeiten, wie regelmäßige Mahlzeiten, warme Kleidung oder Hausaufgabenbetreuung müssen wieder angestrebt werden. Und das geht leider nicht von heut auf morgen. Darum bin ich der Meinung, dass die Versorgung der Kinder durch Schulen und Kindergärten erstmal als „Sofortmaßnahme“ zu gewährleisten ist.
Und wo bleibt die Chancengleichheit bei der Bildung? Es ist ein Unding, dass sozial schwache Familien selbst für die Kosten von Schulbüchern aufkommen sollen. In dem Hartz-4-Regelsatz sind maximal 0,76 Euro pro Monat (!) für Schulsachen vorgesehen. Das kann man gar nicht schaffen. Meine älteste Tochter besucht die dritte Klasse einer Grundschule. Zum Schuljahresbeginn wurden auch wir wieder mit den hohen Anschaffungskosten für Schulmaterial konfrontiert. Was aber macht eine hilfebedürftige Familie, die vielleicht sogar zwei oder drei schulpflichtige Kinder hat? Das ist Ungerecht! Diesen Kindern wird die Chance auf Bildung, und somit auf eine sorgenfreie Zukunft genommen.
Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Kinder aus armen Familien nicht länger vom normalen Lebensstandart ausgegrenzt werden. Kultur, Bildung und Sport sind Bereiche, die für alle Kinder möglich gemacht werden müssen!
Ich möchte mich dafür stark machen, dass der Staat die kostenlose Versorgung der Kinder mit gesundem Essen in öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen sicherstellt.
Und ich möchte erreichen, dass finanziell benachteiligte Kinder die notwendigen Schulmaterialien, wie Bücher, Schreibhefte und Stifte voll vom Staat finanziert bekommen.
Wir dürfen nicht an unserer Zukunft sparen! Und Kinder sind unsere Zukunft!
Mit freundlichen Grüßen
Ricarda Riefling