Frage an Rene Heesen von Marcel S. bezüglich Jugend
Guten Tag Herr Heesen.
Ich arbeite als sozialpädagogischer Betreuer in einer Realschule und einem Kinderheim.
Sofern ich das Thema bei Kollegen nicht anspreche, herrscht kein Bewusstsein dafür das Jugendlich bereits homosexuell sind. Lehrer/innen und Erzieher/innen ect. gehen davon aus das dies erst ein Thema für Erwachsene sei oder in Filmen passiert. Dass in nahezu jeder Klasse schwule und lesbische Schüler sitzen und diese durch das nicht Bewusstsein meist genauso leiden wie durch Mobbing ist vielen nicht klar.
Ich habe mich in meinem Studium mit Sexualpädagogik befasst, aber es gab kaum Bücher zu dem Bereich Homosexualität geschweige denn wie man Jugendlichen helfen kann möglichst angstfrei sie selbst zu sein. Wenn schon Fachkräfte die aktiv nach Informationen suchen, nicht fündig werden, können normal geschulte Pädagogen doch nur von einer hetronormativen Jugendwelt ausgehen.
Glauben sie das dies ein Thema ist das man politisch angehen kann?
Danke
Sehr geehrter Herr Schrömbgens,
ich möchte mich zunächst für Ihr Engagement bedanken und Sie ermutigen, nicht nachzulassen.
Und tatsächlich glaube ich, dass über die Projekte gegen Homophobie hinaus, wir auch Angebote entwickeln müssen, die es möglich machen, seine sexuelle Orientierung angstfrei zu entwickeln.
Hierzu bedarf es Hilfen für SchülerInnen, aber auch für LehrerInnen.
Ich glaube nicht nur, dass wir dieses politisch angehen können, ich bin überzeugt, dass wir es angehen müssen. Nur kommt jetzt wieder die berühmte Frage nach der Ebene: die nun bevorstehenden Bundestagswahlen und die Bundesebene sind hierzu nicht sonderlich geeignet.
Für diese Aufgabenstellung sehe ich besonders gute Chancen, sie auf Landesebene umzusetzen und nicht nur politisch zu bearbeiten: Es geht um die gesellschaftliche Öffnung für diese Fragen. Es muss auch in eher ländlichen Regionen Akzeptanz für unterschiedliche sexuelle Orientierungen hergestellt werden.
Einige Organisationen beschäftigen sich schon heute mit den von Ihnen gestellten Fragen: spontan fallen mir der SVLS Krefeld, und das SCHlAu NRW Netzwerk ein.
Ich kann jetzt schon ankündigen, dass die von Ihnen angesprochenen Fragestellungen in den nächsten Jahren wichtige Themen sein werden. Es gilt, gemeinsam mit den dort schon aktiven Initiativen Angebote für SchülerInnen und LehrerInnen in Städten aber auch auf dem Land zu entwickeln.
Ich würde mich über ihre Kontaktaufnahme freuen, denn natürlich sind Hinweise aus der Praxis enorm hilfreich.
Am Sonntag ist Wahl: gehen Sie hin!
Mit freundlichen Grüßen
Renè Heesen