Portrait von Renate Künast
Renate Künast
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Frage von Edgar A. •

Warum werden in Deutschland die AKW abgeschaltet,aber gleichzeitig beziehen wir teuren Atomstrom aus Frankreich?

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Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit dem Atomausstieg stehen wir am Beginn eines neuen Energiezeitalters. Dabei setzen wir auf krisensichere und risikoarme Energie aus Wind und Sonne. Der Atomausstieg und die darausfolgende Abschaltung der Kraftwerke macht unser Land sicherer, unabhängiger und ist auch aus ökonomischen Gründen sinnvoll. 

 Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie, die nicht vollständig beherrschbar sein wird, auch nicht bei industriellem oder technologischem Fortschritt. Dabei geht es nicht nur um den Super-GAU, sondern auch geringere Zwischen- und Störfälle verursachen Umwelt- und Gesundheitsschäden und können nur durch hohe Sicherheitsstandards und einen störungsfreien Betrieb vermieden werden. Das kann nicht immer gewährleistet werden, das zeigt zum Beispiel die immer wieder entdeckten Korrosionsschäden oder Risse in aktiven Reaktoren. In Frankreich beispielsweise sind 2022 bis 32 Atomkraftwerke von 56 ausgefallen. 

 Abseits sicherheitstechnischer Bedenken ist die Atomkraft auch ökonomisch nicht sinnvoll. Sie versursacht hohe Kosten und das von Bau über Betrieb bis hin zum Rückbau und der Endlagerung des Atommülls. Der internationale Vergleich zeigt, dass die Kosten einer Kilowattstunde Atomstrom bis zu viermal so hoch sind wie eine Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. 

Die Baukosten bei Atomkraftwerken hat sich im Vergleich zu den 70er Jahren verfünffacht. Dies macht sie für private Kapitalgeber*innen unrentabel und braucht daher staatliche Subventionen, die die Steuerzahler*innen belasten.

 Auch im Zuge der Klimakrise zeigt sich, dass Atomkraftwerke nicht zukunftssicher sind. Um Atomkraftwerke zu kühlen, braucht es enorme Mengen an Wasser aus der Umgebung. Hitzewellen und Dürren sorgen auch schon heute dafür, dass Atomkraftwerke immer wieder gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Dies zeigte sich auch in Frankreich im Frühling 2021. 

 Die Stromversorgung ist trotz des Atomausstiegs eine der zuverlässigsten der Welt. Der Börsenstrompreis ist seit dem Atomausstieg sogar gesunken auf 77 Euro durchschnittlich, das ist der niedrigste Strompreis seit Juli 2021. Die Wirkung der Abschaltung der AKW auf den Strompreis ist minimal, auch durch die verstärkte Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien. Auch wird nicht mehr Kohle verstromt. Seit Anfang 2023 geht die Kohlestromproduktion stetig zurück und hat den niedrigsten Wert seit Juni 2020 erreicht.

Das Deutschland nun auf französische Stromimporte angewiesen ist stimmt nicht. Deutschland exportiert mehr Strom als es importiert (3 Terrawattstunden, Stand 15. Juni 2023). Daran ändert bis auf minimale Schwankungen auch der Atomausstieg nichts. Das zeigt auch die Bedarfsanalyse der vier Übertragungsnetzbetreiber: hier wurde die voraussichtliche Entwicklung des Strommarktes und der Stromnetze in dem Zeitraum vom 1.4.23 bis zum 31.3.24 untersucht. Das Ergebnis: Deutschland wird deutlich mehr Strom exportieren als es importiert (Exportüberschuss: 36 TWh). Deutschland exportiert insbesondere nach Frankreich Strom (Exportsaldo nach Frankreich: 23,5 TWh). Das liegt daran, dass die Netzbetreiber nicht damit rechnen, dass alle französischen AKW zu Verfügung stehen. Es ist also genau andersrum: Frankreich ist auf Deutschland angewiesen, weil die französischen Atomkraftwerke nicht verlässlich Strom produzieren.  

 Freundliche Grüße,

Team Künast

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