Frage an Renate Künast von Tansu K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Renate Künast,
wir sind Schüler einer 7. Klasse am Rückert-Gymnasium Berlin. Wir beschäftigen uns zur Zeit mit dem Thema Klimawandel und wollten Sie deshalb um Information bitten zum Klimaschutz. Außerdem haben wir ein paar Fragen an Sie und würden uns freuen, wenn Sie sich die Zeit dazu nehmen würden, uns die Fragen zu beantworten.
Frage 1: Fahren Sie einen umweltfreundlichen Dienstwagen?
Frage 2: Wie setzen Sie sich gegen den Klimawandel ein?
Frage 3: Was für Ideen haben die Politiker eigentlich?
Frage 4: Setzen Sie sich auch gegen den Klimawandel im Privaten ein oder nur im Geschäftlichen?
Frage 5: Es gibt bestimmt Politiker, die nichts gegen den Klimawandel tun wollen, was haben Sie für Argumente?
Frage 6: Warum haben manche Politiker nicht den Mut dazu?
Mit freundlichen Grüßen,
Oguzhan, Joshua, Tansu und Karlotta
Liebe Karlotta, Lieber Oguzhan, Joshua und Tansu,
herzlichen Dank für Eure E-Mail. Renate Künast bekommt jeden Tag so viel Post, dass sie mich beauftragt hat, Eure Fragen zu beantworten. Ich finde es sehr gut, dass ihr euch für das Thema Klimawandel interessiert.
Frage: Fahren Sie einen umweltfreundlichen Dienstwagen?
Renate Künast hat - wie alle anderen Abgeordneten auch, keinen eigenen Dienstwagen. Der Bundestag betreibt am Sitz des Parlamentes in Berlin einen Fahrdienst. Diesen können die Abgeordneten für dienstliche Belange nutzen. Leider sind diese Fahrzeuge bisher nicht besonders umweltfreundlich. Wir Grüne fordern schon lange, dass der Bundestag seiner Vorbildrolle gerecht werden muss und spritschluckende Dienstfahrzeuge rasch gegen sparsamere eintauschen sollte. Dazu haben wir auch einen Antrag im Bundestag gestellt (Bundestagsdrucksache 16/4430). Den haben CDU, CSU und SPD aber im März 2007 abgelehnt. Das zeigt, dass die zentrale Bedeutung des Klimaschutzes noch nicht bei allen Abgeordneten des Bundestages angekommen ist. Ihr könnt ja mal bei den anderen Fraktionen nachfragen, warum sie sich nicht für umweltfreundlichere Dienstwagen einsetzen.
Frage: Wie setzen Sie sich gegen den Klimawandel ein?
Als Politikerin setzt sich Renate Künast zusammen mit ihrer Partei in zahlreichen Initiativen für mehr Klimaschutz ein. Wir haben z.B. erfolgreich dafür gekämpft, dass der Bundestag nur noch Ökostrom bezieht - seit dem 1. Oktober ist das verwirklicht. Außerdem besteht unsere Aufgabe in der Opposition darin, die Beschlüsse der Regierung kritisch zu prüfen. Gerade beim Klimaschutz haben wir viel auszusetzen. Wir versuchen dann, über Zeitung und Fernsehen unsere Kritik zu äußern, im Bundestag Debatten zum Klimaschutz durchzusetzen, die anderen Fraktionen in den Ausschüssen von unseren Vorschlägen zu überzeugen usw. Oft arbeiten wir auch mit Verbänden wie Greenpeace oder WWF zusammen, um die Regierung unter Druck zu setzen, etwas zu verändern.
Gerade Frau Merkel redet immer in schönen Worten davon, wie wichtig der Klimaschutz sei, aber wenn man sich anschaut, was die Regierung tatsächlich beschließt, bekommt man einen großen Schreck. Beispiel Verkehr: Alle wissen, dass Autos zu viel CO2 ausstoßen. Aber anstatt die Kfz-Steuer so zu ändern, dass Leute, die spritsparende Autos fahren, belohnt werden, wollen CDU und SPD jetzt ausgerechnet die Fahrer von dicken, schweren Autos bevorzugen. Und die geplante "Abwrackprämie" von 2.500 Euro bekommt jeder, der sein altes Auto verschrottet und ein neues kauft, egal ob dieses neue Auto ein Geländewagen mit einem Benzinverbrauch von 15 Liter pro 100 km oder ein Kleinwagen mit vier Litern Verbrauch ist.
Beispiel Energie: Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir unsere Energieversorgung möglichst schnell umstellen, auf Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie, Meeresenergie usw. Weg von Öl und weg von der Kohle. Die Bundesregierung ist hier aber viel zu langsam. Sie unterstützt weiterhin den Bau von neuen Kohlekraftwerken und hat in der EU mit verhindert, strengere Regeln für die Energieunternehmen zu machen, damit diese endlich auf erneuerbare Energien umstellen.
Das Gute am Klima- und Umweltschutz ist, dass dadurch viele Arbeitsplätze geschaffen werden, v.a. auch, weil Deutschland seine gute Technologie in diesem Bereich an viele andere Länder verkaufen kann. Bereits jetzt arbeiten fast 2 Millionen Menschen in Deutschland im Umweltbereich. Es ist realistisch, diese Zahl bis 2020 auf 3 Millionen zu erhöhen. Auch die Autoindustrie wird ihre Arbeitsplätze nur erhalten können, wenn sie endlich umweltfreundlichere Autos baut.
Frage: Setzen Sie sich auch gegen den Klimawandel im Privaten ein oder nur im Geschäftlichen?
Für Renate Künast ist der Umwelt- und Klimaschutz auch privat eine Herzensangelegenheit. Ganz besonders wichtig ist es ihr, Bioprodukte aus der Region zu kaufen. Das spart Transportwege und dient so dem Klimaschutz. Außerdem wird im Ökolandbau in der Regel kein künstlicher Dünger eingesetzt - damit werden auch die Treibhausgase verringert. Bioprodukte erkennt man übrigens am sechseckigen Bio-Siegel mit dem grünen Rand. Renate Künast isst außerdem wenig Fleisch - auch das ist klimafreundlich. Warum? Der große Fleischhunger in den reichen Ländern ist gefährlich für das Klima: Weltweit werden riesige Ackerflächen gebraucht, um all die Futtermittel für Schweine und Rinder anzubauen. Für 1 Kilo Rindfleisch müssen 7 Kilo Soja verfüttert werden. Um Flächen für die Futtermittel zu bekommen, wird häufig Regenwald gerodet, z.B. in Südamerika. Aber wenn der Regenwald weg ist, kann er kein CO2 mehr speichern, viele Tier- und Pflanzenarten sterben aus, die intensive Düngung der Futtermitteläcker führt zu noch mehr Treibhausgasen.
Aber auch Renate Künast spürt manchmal deutlich, wie schwer es ist, sich konsequent für den Klimaschutz einzusetzen. Als Politikerin ist ihr Terminkalender oft so gefüllt, dass sie auf das Auto und auch auf das Flugzeug nicht immer verzichten kann.
Frage: Es gibt bestimmt Politiker, die nichts gegen den Klimawandel tun wollen, was haben Sie für Argumente? Frage: Warum haben manche Politiker nicht den Mut dazu?
Da fragt ihr sie am besten selbst einmal.
Ein Problem ist, dass viele Menschen einfach zu kurzfristig denken. Sie denken nicht an zukünftige Generationen oder an Menschen in anderen Teilen der Welt, die unter unserer Lebens- und Wirtschaftsweise leiden. Außerdem sind viele Politiker eng mit der Wirtschaft verstrickt - und dort profitieren viele von laschen Klima- und Umweltgesetzen. Kurzfristig können Unternehmen nämlich einen hohen Gewinn machen, wenn sie keine Filter in ihre Fabriken einbauen müssen oder nur sehr wenig Geld für Energie bezahlen müssen. Dieses Verhalten hat aber langfristig negative Folgen, doch das müssen die Unternehmen nicht selbst bezahlen, das bezahlen wir alle, z.B. wenn es mehr Stürme gibt oder Überschwemmungen. Ursache und Wirkung liegen also - sowohl zeitlich als auch räumlich - oft sehr weit auseinander, das macht es so schwer zu handeln. Es ist ein bisschen so, als müsstet ihr jetzt schon jeden Monat einen Teil von Eurem Taschengeld für Eure Rente zurücklegen. Das ist nicht besonders verlockend, oder?
Die Politik hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Allgemeinheit nicht unter dem Fehlverhalten einiger weniger leidet. Deshalb muss sie mit Prämien für klimafreundliches Verhalten, mit höheren Steuern für klimaschädliches Verhalten, mit Investitionen in erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien und manchmal auch mit Verboten versuchen zu steuern und somit den Klimawandel aufzuhalten.
Ich hoffe, die Antworten haben Euch weitergeholfen.
Herzliche Grüße
Claudia Striffler
Referentin