Frage an Renate Künast von Christian D. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Künast,
auf meine Frage vom 23.11.2008 hat Frau Striffler am 03.12.2008 eine Antwort geschrieben. Es fehlen dazu aber noch ein paar Punkte.
Mir ist bewusst, dass der CO2-Grenzwert sich nicht auf das einzelne Auto sondern auf die Fahrzeugflotte der Hersteller bezieht. Es bleibt aber trotzdem das Problem, dass die EU-Lösung nicht den niedrigsten Verbrauch fördert. Beim System Flottenverbrauch wird das Problem nur etwas geglättet. Wie bereits erwähnt, müssen wir den CO2-Grenzwert bezogen auf das Gewicht (eventuell auf eine andere Vergleichsgröße, was ist Ihr Vorschlag?) angeben. Ein kleines Auto mit dem gleichen Verbrauch wie ein großes Auto (Familienfahrzeug) hat definitiv einen zu großen Verbrauch. Dies muss verhindert werden, da bei einem Konzept ohne Differenzierung zwischen großen und kleinen Autos die kleinen Fahrzeuge definitiv einen zu hohen CO2-Ausstoß haben. Wie sieht hier Ihr Konzept aus?
Beim Thema Elektrofahrzeuge bin ich auch der Meinung, dass Elektrofahrzeuge nur dann einen Sinn machen, wenn wir den Strom möglichst CO2-frei erzeugen. Andernfalls ist es nicht sinnvoll, da der Gesamtwirkungsgrad des Systems Strom schlechter ist als bei einem heutigen Fahrzeug das System Benzin. Unser Problem ist nur, dass wir fast keinen CO2-freien Strom haben und auch nicht in ein paar Jahren große Mengen haben werden, auf die stetig zugegriffen werden kann (Windstille, keine Sonne...). Das zweite große Problem beim Strom ist das Thema Speicherung des Stroms. Welche umsetzbaren Konzepte haben Sie hier?
Ich hoffe Sie stimmen mir zu, dass grundsätzlich das größte CO2-Einsparungspotential in der Art des Fahrens (keine schnellen Beschleunigungen etc.) und der Vermeidung von unsinnigen Fahrten (500m zum Bäcker etc.) steckt. Welche Aktivitäten machen Sie hier, um die Sensibilisierung des Fahrers auf seine Verantwortung bei diesem Thema zu erreichen und ihm seine Möglichkeiten aufzuzeigen?
Vielen Dank
Sehr geehrter Herr Decker,
vielen Dank für Ihre erneuten Fragen. Entschuldigen Sie die verspätete Antwort.
Die CO2-Grenzwerte sind schon heute pro Fahrzeug individuell nach Gewicht, d.h. größere und schwerere Autos dürfen mehr CO2 verbrauchen als kleine leichte Autos. Wenn es nach den Grünen ginge, wäre allerdings nicht das Gewicht, sondern die Grundfläche eines Autos das Kriterium für die Grenzwerte. Eine detaillierte Begründung dazu finden Sie in unserem Green Car Concept ab S.30 ( http://www.gruene-bundestag.de/cms/publikationen/dokbin/196/196255.reader_green_car_concept.pdf ).
Weiter fragen Sie nach den Leistungen von Elektromotoren. Diese haben einen extrem hohen Wirkungsgrad, sie setzen ca. 90% der Energie in Bewegung um. Selbst modernste Verbrennungsmotoren kommen im Durchschnitt nicht über 25-30% hinaus. Deshalb stoßen Elektroautos schon mit dem heutigen deutschen Strommix weniger CO2 aus als modernste Verbrennungsmotoren. Grünes Ziel ist aber, dass Elektrofahrzeuge mit zusätzlichem Ökostrom fahren. Mit Windstrom reduzieren sich die CO2-Emissionen z.B. auf 5 g CO2/km. Die benötigten Strommengen für Elektroautos sind außerdem so gering, dass sie keinen Neubau von Kohlekraftwerken oder eine länger Atomkraftwerkslaufzeiten begründen. Eine Million Elektrofahrzeuge brauchen gerade einmal 0,3 % des deutschen Stroms. Schon heute haben die Erneuerbaren Energien einen Anteil von über 15% am Strommix, Tendenz steigend. Für die Zeit nach 2020 ist klar, dass wir möglichst schnell zu einer 100%-Versorgung mit erneuerbaren Energien kommen wollen.
Ich teile Ihre Ansicht, dass es außerordentlich wichtig ist, Autofahrerinnen und -fahrer für einen klimabewussten Umgang mit dem Auto zu sensibilisieren. Wir Grüne haben z.B. vorgeschlagen, dass Hersteller mit dem Verkauf eines Neuwagens auch einen Gutschein über ein Spritspartraining mitverkaufen müssen. Dadurch ließe sich bis zu 20% Benzin sparen. Das Thema Vermeidung unnötiger Fahrten wird jetzt mit einer intelligenten Werbekampagne beworben, siehe: http://www.kopf-an.de/die-kampagne
Ich hoffe, diese Antworten helfen Ihnen weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Renate Künast