Frage an Renate Herranen von Ignitus K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Werte Frau Herranen,
einer unserer Söhne geht hier in eine Ganztagsschule.
Nach der 4. Klasse, im kommenden Jahr, wird er vermutlich ein Gymnasium besuchen. Welches dann vielleicht auch schon eine Ganztagsschule sein wird. Soll der Unterschied nur in dem gemeinsamen Aufenthalt der Schülerinnen und Schüler über den ganzen Tag an der jeweiligen Schule, vielleicht auch noch einer Klasse bestehen?
Andere Unterrichtszeitstruktur und andere Stoffvermittlungsmethoden sind alles?
MfG
I. Kahlsdorfer
Sehr geehrter Herr Kahlsdorfer,
Spätestens seit der PISA-Studie ist bekannt, dass Bildungssysteme, die Schüler nicht so früh selektieren und dadurch Brüche in der Schullaufbahn vermeiden, erfolgreicher sind. . Wir wollen eine grundlegende Reform des Bildungssystems, die dazu führt, dass Kindern keine Brüche in ihrer Bildungslaufbahn mehr zuteil werden. Wir wollen, dass die Kinder wie zum Beispiel in den skandinavischen Ländern von der ersten bis zur neunten oder zehnten Klasse gemeinsam in einer Schule lernen.
Das dreigliedrige Schulsystem fördert die soziale Auslese Ein Kind aus einem Akademikerhaushalt hat in Berlin eine viermal höhere Chance, Abitur zu machen als ein Kind aus einem Arbeiterhaushalt, bei gleicher Intelligenz. Tausende SchülerInnen verlassen jährlich die Oberschulen ohne einen Abschluss. Das dreigliedrige Schulsystem in den Oberschulen verschärft die ohnehin vorhandene soziale Auslese in der Gesellschaft und verfestigt sie.
Die soziale Herkunft soll nicht weiterhin die Chancen von Schulbildung und Berufschancen bestimmen. Dafür sind Lehr- und Lernmittelfreiheit eine wichtige Voraussetzung. Alle Kinder müssen in den Ganztagsschulen ein Essen erhalten. Es kann nicht sein, dass Kinder auf Grund ihrer sozialen Situation vom Essen ausgegrenzt werden. Perspektivisch wird ein kostenloses Mittagessen angestrebt.
Die strukturelle Änderung der Unterrichtsform ist die andere Säule einer neuen Schule. Weg vom Frontalunterricht, hin zu einem gemeinsamen Lernprozess, in der die individuellen Stärken gefördert und die Schwächen ausgeglichen werden. Diese Änderung ist eine gemeinsame Herausforderung für SchülerInnen und LehrerInnen.
Wer sich an den Pisa-Sieger-Ländern orientiert, muss auch deren Bedingungen übernehmen: D.h. kleinere Lerngruppen, weniger Unterrichtsstunden für die Lehrer(innen), mehr pädagogisches Personal an den Schulen! Daher fordert die WASG die Rücknahme der Arbeitszeitverlängerungen für die LehrererInnen von zwei Pflichtsunden pro Woche, die Neueinstellung der gleichen Zahl von LehrerInnen, die jährlich aus dem Dienst ausscheiden. Die Klassengröße in den ersten drei Schuljahren darf nicht über 20, in den weiteren Jahrgängen nicht über 25 SchülerInnen betragen. Die Kürzungen bei Bibliothekspersonal, Laborpersonal und in anderen Aufgabenbereichen in den Schulen führen zu einer deutlichen Verschlechterung der Lernbedingungen. Diese sind rückgängig zu machen.
Mfg
Renate Herranen