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Frage von Ignitus K. •

Frage an Renate Herranen von Ignitus K. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Herranen,

wie bewerten Sie die Wirkung des demographischen Faktor bei fast sieben Millionen Erwerbslosen incl. der in Maßnahmen geparkten, EinEuroJobber und den nicht Anspruchsberechtigten Bürgerinnen und Bürger?

In Berlin sind ca. 10 000 junge Menschen unter 25Jahre erwerbslos und ohne Studienplatz.
In der Republik sind es zwischen 250 000 bis 350 000.
Ist angesichts dieser Zahlen der demographische Faktor nicht ein Kampfbegriff der Herrschenden.

Wie begründen Sie die Wirtschaftskrise angesichts der besten Renditen der Banken, Unternehmen und Fonds in den letzten zwei Jahrzehnten?

Sie sind der Ansicht Kinder sind eine Investition. Worin? In das Humankapital? Dieses ist doch ein Kostenfaktor den sich DB, Bosch, Deutsche Bahn, Telekom u. u. gerade entledigen wollen. Unsere Söhne sind keine Investition, sondern unser Liebstes.

Mit freundlichem Gruß

Ignitus Kahlsdorfer

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Antwort von
WASG

Sehr geehrter Herr Ignitus Kahlsdorfer,

Ich denke, nicht der demographischen Faktor ist ausschlaggebend, sondern die Ideologie des Neoliberalismus.
Die Arbeitslosigkeit hat zugenommen, die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse gehen deutlich zurück, während die Minijobs zunehmen; gleichermaßen wird der Bereich der Armutslöhne ausgedehnt, der Kündigungsschutz durchlöchert, die Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich erhöht, die Altersrenten gedeckelt und die Zuzahlungen zu Gesundheitsdienstleistungen und anderen öffentlichen Gütern erhöht. Die Regierungswissenschaftler bestreiten auch nicht, dass der Reichtum zugenommen und seine Verteilung zugleich deutlich ungleicher geworden ist.

Allein das private Geldvermögen in Deutschland hat sich von 1990 bis 2000 verdoppelt und liegt derzeit bei 4,34 Billionen Euro. Die Gesamt-Staatsverschuldung in Deutschland beträgt aktuell 1,483 Billionen Euro. Das bedeutet: Wenn es gelänge, mit einem „Notopfer Haushalt“ das obere Drittel des Geldvermögens in Deutschland abzuschöpfen, wären Bund, Länder und Kommunen auf einen Schlag schuldenfrei.

Sie schreiben: Unsere Söhne sind …. unser Liebstes. Leider vermisse ich hier die Töchter.

Sie fragen: Sie sind der Ansicht Kinder sind eine Investition. Worin? Es ist mir immer noch unerkärlich, dass der Bau einer Autobahn eine Investition darstellen soll, während Gelder in Bildung, für Familien Ausgaben sein sollen.

Kinder sind immer noch Armutsrisiko Nummer eins in Deutschland. Das ist beschämend für ein so reiches Land wie die Bundesrepublik.

Die Rüstungsausgaben in Deutschland sind heute bereits mit ca. 24 Mrd. Euro fast zweieinhalb Mal so hoch wie die Bundesmittel für Bildung und Forschung. Das ist ein Skandal!

Dazu gehört die skandalöse Ausbildungsplatzsituation,junge Menschen brauchen nach der Schule eine Lebens- und Berufsperspektive. Das Abschieben junger Menschen in Warteschleifen ist verantwortungslos.

Ein-Euro-Jobs:
Über 34.000 Berlinerinnen und Berliner sind momentan in Ein-Euro-Jobs beschäftigt. Die Mehraufwandentschädigung von 1,50 Euro pro Arbeitsstunde bei höchstens 30 Wochenstunden bedeutet pure Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Zudem handelt es sich hierbei um ein weitgehend rechtloses Arbeitsverhältnis. Auch das Land Berlin ersetzt reguläre Arbeitsplätze und Arbeitsaufgaben im öffentlichen Dienst durch Ein-Euro-Jobs. Die WASG Berlin fordert statt dessen den Ausbau des öffentlichen Beschäftigungssektors mit tariflich abgesicherten Arbeitsverhältnissen und dem Ausbau demokratischer Beteiligung und Kontrolle.

Mfg
Renate Herranen