Frage an Renate Herranen von Frank B. bezüglich Familie
Mißverständnis: Meine Nachfrage bezog sich nicht auf Ihre Antwort vom 6.8.06 zum Thema "Bildung und Forschung" sondern (wie auch kenntlich gemacht) auf Ihre Antworten und 6 Thesen Thema "Familie". Hier stellt sich die Frage: "Wie wollen Sie das finanzieren?"
Sehr geehrter Herr Bertermann,
Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst und trifft vor allem Haushalte mit Kindern.
Ich denke, es müsste ein gesamtgesellschaftlicher Konsens, auch auf Grund der vorliegenden demographischen Entwicklungen, da sein , dass wir Kinder als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sehen und damit als Investition und damit wiederum als Investition in die Zukunft betrachten.
Das Augenmerk dabei allein auf den Faktor Kosten zu richten, greift zu kurz.
Familien mit geringem Einkommen sparen am ehesten an kulturellen und sozialen Bedürfnissen, die über den Grundbedarf der Kinder hinausgehen. In der Folge können Ausgrenzungserscheinungen entstehen.
Die Gründe für die steigende Kinderarmut sind die Hartz-IV-Reformen und die schlechte Wirtschaftslage. Durch das niedrigere Arbeitslosengeld II hat sich auch die finanzielle Lage vieler Kinder verschlechtert. Dass kann von einer Landesregierung nicht allein verändert werden. Aber was ist mit den gravierenden Folgen? Wie Defizite in der Ernährung, ein steigendes Gesundheitsrisiko und geringere Bildungschancen? Sie verbauen den betroffenen Kindern eine gesicherte und selbstbestimmte Zukunft.
Was sind da wiederum die Folgen?
Unsicherheit macht aggressiv und resignativ. Die Aussicht auf ein selbst bestimmtes und selbst verantwortetes Leben mit einer befriedigenden beruflichen Tätigkeit ist der beste Schutz vor Gewalt, Resignation, Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit.
Eines der größten Probleme ist, dass SchülerInnen mit schulischen Misserfolgen häufig keinen beruflichen Ausbildungsplatz finden, in schulischen Warteschleifen ihre Berufsschulpflicht erfüllen ohne ihre Aussichten zu verbessern und danach zwischen befristeten und prekären Beschäftigungsverhältnissen und Arbeitslosigkeit pendeln oder in kriminelle Milieus abgleiten.
Der Hinweis auf leere Staatskassen ist kein Argument und sollte erst gar nicht bemüht werden.
Auch Krokodilstränen und Herumdoktern am System helfen nicht weiter. Wer rechnen kann, investiert rechtzeitig. Die notwendigen Investitionen in alle diese vorsorgenden Maßnahmen sind um ein Vielfaches geringer als die „Nachsorgekosten“ für Sozialaufwendungen, Psychiatrien oder gar Haftanstalten.
Und zum Schluss möchte ich Herrn Finanzsenator Thilo Sarrazin zitieren: "Ganz früh habe ich entschieden, niemals zu sagen: Wir haben kein Geld. Den Spruch werden Sie nie von mir hören, das gibt’s für mich nicht. Es ist die Aufgabe eines vernünftigen Staatswesens, für alles Geld zu haben, für das der Staat Geld haben muss. Im Übrigen ist es meine Pflicht, Unwirtschaftlichkeit und falsche Prioritätensetzungen zu bekämpfen."
„Es ist kein Geld da – gibt’s bei mir nicht“
www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/12.08.2006/2710021.asp
Mfg
Renate Herranen