Frage an Reiner Daams von Hanna S. bezüglich Energie
Was sind die inhaltlichen Unterschiede zwischen SPD und Grünen? Warum werben die Grünen für die "Zweitstimme"?
Sehr geehrte Frau Schneider,
gerade in der Energiepolitik gibt es zwischen uns Grünen und der SPD deutliche Unterschiede. Während die SPD - ebenso wie CDU und FDP - nach wie vor der Auffassung ist, dass auch heute noch sowohl Braun- als auch Steinkohlegroßkraftwerke gebaut werden sollten, sind wir Grüne die politische Kraft, die sich konsequent für dem Umstieg zu einer möglichst baldigen 100%igen Energieversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energien, also aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse einsetzt.
Die SPD glaubt, das Problem des gerade bei der Braunkohlevertromung extrem hohen Ausstoßes von Kohlendioxid dadurch in den Griff zu bekommen, dass man dieses für den Klimawandel hauptverantwortliche Gas beim Verbrennungsprozess abscheiden, auffangen und in riesige unterirdische Lagerstätten z. B. in Schleswig-Holstein pressen könne. Wir Grüne lehnen diese aus unserer Sicht überhaupt nicht einsetzbar entwickelte und zudem viel zu aufwändige und gefährliche Technologie ab. Wer kann denn garantieren, dass das Gas über tausende von Jahren in den Lagerstätten bleibt und nicht austritt?
Nun wissen auch wir Grüne, dass wir bis zu einer vollständigen Energieversorgung aus erneuerbaren Energien übergangsweise noch fossile Energieträger benötigen, also auch Kohle. Wir wollen dabei aber nicht auf Großkraftwerke setzen, sondern auf kleine, dezentrale und vor allem viel effizientere Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK). Dies sind Anlagen, die sowohl Strom produzieren, bei denen aber wegen der Dezentralität auch die Abwärme z. B. für die Beheizung von Wohnungen, Schwimmbädern oder auch andere Immobilien genutzt wird. Modernste Braunkohlekraftwerke haben immer noch einen Wirkungsgrad von höchstens rund 50 %. D. h. die Hälfte der eingesetzten Energie wird nicht in Strom umgewandelt, sondern wird als Abwärme in die Umwelt abgegeben. Braunkohlekraftwerke sind daher riesige Wolkenmaschinen, die ganze Landstriche permanent verschatten und die Atmosphäre aufheizen. Dagegen haben moderne KWK-Anlagen inzwischen einen Wirkungsgrad, der bei rund 90 % liegen kann. Und wenn schon Großkraftwerke gebaut werden, dann aus Sicht der Grünen besser hocheffiziente Gas-und-Dampfkraftwerke, die ebenfalls einen erheblich besseren Wirkungsgrad erreichen und zudem wesentlich weniger Schadstoffe ausstoßen.
Ich komme zu Ihrer zweiten Frage: Wir werben vor allem für die Zweitstimme, weil in unserem Wahlrecht allein die Zweitstimme darüber entscheidet, welches Gewicht, also wieviele Abgeordnete eine Partei im neu gewählten Landtag haben wird. Mit der Zweitstimme wählen Sie die Liste der Partei mit Sylvia Löhrmnn an der Spitze. Mit Ihrer Erststimme entscheiden Sie dagegen ausschließlich darüber, welche Person aus Ihrem Wahlkreis in den Landtag einziehen soll. Bei der letzten Landtagswahl hat kein Kandidat und keine Kandidatin der Grünen es geschafft, mit der Mehrheit aller Stimmen im Wahlkreis direkt in den Landtag gewählt zu werden, bislang wurden Direktmandate immer nur von CDU oder SPD erreicht. Nun freuen wir Grüne uns natürlich auch darüber, wenn wir Ihre Erststimme erhalten. Entscheidend für die Frage, ob wir auch zukünftig in der Landesregierung mitwirken können, oder ob SPD und CDU eine Koalition bilden, ist eben die Zweitstimme für die Grünen.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Daams